http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0033
Abb. 1 Medaille Ludwigs XIV. aus Anlaß der Einnahrae Freiburgs (1677).
erfolgt an demselben Tage, an dem von der Garnison der Hochburg durch
einen Boten der Entsatz der Stadt zugesagt worden war. Am 16. November
1677, 10 Uhr vormittags, rückten die französischen Truppen ein, die kaiserlichen
Truppen machen mit großem Trofi von der ihnen gewährten Möglichkeit
eines „ehrenvollen Abzugs" Gebrauch, der in Unehre erfolgt.
Gegen Schütz wird ein kriegsgerichtliches Untersuchungsverfahren eingeleitet
, er wird in Innsbruck in Haft gehalten. In einer „Retorsion über ein miß-
gangenes unwahrhaftes Pasquill der Übergabe Freiburgs" stellt er die
Gründe zusammen, die ihn zur Übergabe der Stadt veranlaßt haben: Bei der
Weitläufigkeit der Stadt wäre zur Verteidigung eine große Mannschaft erforderlich
gewesen, die ihm nicht zur Verfügung stand, in der Stadt hätten sich
nur 1400 bis 1600 Mann befunden. Vom Regiment Portia waren acht Kompanien
in Waldkirch, einige in den Waldstädten und nur sechs auf Posten. Das
Schloß hätte man nur noch kurze Zeit halten können. Die umfangreichen
Gerichtsakten, Zeugnisse eines umständlich und sorgfältig geführten Strafverfahrens
, sind uns erhalten. Schütz verteidigt sich mit der Feder besser als
mit dem Degen, er wird in Wien freigesprochen. Die zahlreichen Briefe, die
seine Kinder an den Häftling in Innsbruck richten, bezeugen eine Mischung
von Respekt und Pietät; sie beginnen mit der Anrede: „Hochwohlgeborener
Herr, Hochgeehrter Herr, lieber Herr Vatter15", es sind rührende Zeugnisse
kindlicher Anhänglichkeit.
Das Leben, das sich schon dem Ende zuneigt, ist ihm noch einmal geschenkt.
Der Kaiser empfängt ihn nach der Entlassung aus der Haft mit den Worten,
er habe seine Pflicht sehr schlecht getan, und der Herzog von Lothringen
könne nicht überall sein16.
Rund fünfundzwanzig Jahre später wird der Verteidiger und Übergeber
von Breisach, Feldmarschall-Lieutenant Graf Philipp von Arco, da er „die
15 GLA Karlsruhe.
!6 Fl. Dämmert: Freiburg in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zeitschrift der Ges. für Bef. der
Geschichte, 6. Band 1887.
31
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0033