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Zum Kommandanten des Schlosses ernennt der König am 24. Dezember
1677 Herrn von Roayes, am 3. März 1679 überträgt er dem Leutnant der Garnison
de la Tille die Funktion eines Majors des Schlosses gegen doppelte Bezahlung16
. Die strikte Trennung zwischen Militärverwaltung und Militärdienst
ergibt sich daraus, daß der Intendant ein halbes Jahr später dem Minister
schreibt, die Bezahlung des Kommandanten des Schlosses Roayes sei erst nach
ausdrücklicher Weisung möglich, da er darüber weder eine Aufstellung noch
einen Befehl erhalten habe17.
Das Kommando Bouffiers' in Freiburg war zunächst nur für die Dauer des
Winterquartiers bestimmt, er dürfte sich nach der Schlacht bei Rheinfelden
zu der im Elsaß operierenden Truppe zurückbegeben haben. Anfang November
1678 überschreitet er den Rhein bei Breisach und macht mit einer Abteilung
von hundert Dragonern einen Vorstoß über St. Peter zum Hohlen Graben
, wo die äußere Palisadenverschanzung vor den Augen der Feinde verbrannt
wird. Durch diesen Vorstoß sollen „die Posten der Feinde beunruhigt
werden18". Von Kestenholz berichtet er am 6. November 1678 dem Minister,
der Alarm in den Bergen von Schwaben sei groß, die Posten des Feindes seien
aufgegeben.
Bouffiers setzt an anderen Orten eine glanzvolle militärische Laufbahn
fort, er wird 1681 Generalleutnant, besichtigt 1684 mit Ingenieuren die Befestigungen
an Scheide und Lys19, er wird 1694 Marschall von Frankreich, später
Herzog und Pair und stirbt 1711 in Paris.
Der große Larousse, eine Fundgrube exakter Darstellungen, bezeichnet
ihn „nicht als großen Kriegsmann, wohl aber als einen tüchtigen Offizier
(vaillant capitaine), der sich bei den Operationen zweiter Ordnung immer auf
der Höhe seiner Aufgabe hielt".
Der Marschall Villars von 1693—1697 Gouverneur von Freiburg, gibt in
seinen Memoiren20 in kurzen Strichen eine Beurteilung der Heerführer, die
der König zu Marschällen ernannt hat. Villars' Urteil über Bouffiers ist abwägend
und nuanciert, und verdient eine wörtliche Wiedergabe:
„Bouffiers war ein Mann mit großem Mut und unbegrenztem Fleiß. Sein
Eifer für den Dienst, seine Anhänglichkeit an die Generäle, unter denen er
gedient hatte, und sein anerkanntes Verdienst hatten ihm Achtung verschafft.
Er verließ sich nicht auf das Licht seiner Gaben, und wollte durch eine Anstrengung
des Körpers und des Geistes das übertreffen, was die Lebendigkeit
eines überlegenen Geistes seinen Gefährten an Vorsprnng gewähren konnte."
Voltaire bezeichnet in seiner Schrift „Das Jahrhundert Ludwig XIV."
Bouffiers als „einen der besten Offiziere Ludwig XIV.", wenn Bouffiers sich
später freiwillig dem Oberbefehl des jüngeren Marschalls Villars unterstellt
habe, so habe er dies getan, weil er den König und das Land wirklich liebte21.
16 A 1 607 S. 100.
17 A 1 608 St. 111 23. 12. 1678.
18 A 1 609 St. 87.
19 A 1 794 St. 27.
20 Villars memoires ä la Haye 1734, S.241.
21 Voltaire, Siede de Louis XIV. CEuvres completes XX S. 23, XXI S. 39.
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