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Der Friede von Nymwegen
Das Schicksal Freiburgs wird auf der Friedenskonferenz von Nymwegen
entschieden1. Der Bischof von Gurk, Graf Kinsky und Hofrat Straatmann vertreten
den Kaiser, Colhert de Croissy gehört der französischen Delegation an.
Der Beginn der Verhandlungen wird bis zum Februar 1678 verschleppt. In
diesem Monat vermählt sich der aus seinem Lande vertriebene Herzog von
Lothringen, der Oberkommandierende der kaiserlichen Armee, mit der
Schwester des Kaisers und hofft nunmehr auf dessen verstärkten Beistand. Am
15. April 1678 läßt Ludwig XIV. durch seine Gesandten der Gegenseite seine
Friedensbedingungen mitteilen. Dem Kaiser wird zur Wahl gestellt, ob er auf
Philippsburg oder auf Freiburg verzichten will, im übrigen solle für Kaiser
und Reich der Westfälische Frieden maßgeblich sein. Noch einmal versucht der
Herzog von Lothringen im Jahre 1678, durch eine Rückgewinnung Freiburgs
mit Hilfe einer Armee von 40000 Mann die Verhandlungsposition zu verbessern
. Sein Versuch scheitert am taktischen Geschick Crequis, der seinem Gegner
den Weg nach Freiburg verlegt. Bei Rheinfelden treffen sich noch einmal
die Gegenspieler der vorhergegangenen Belagerung Freiburgs, der Kommandant
von Freiburg, Marschall Bouffiers, der das Kommando der Stadt dem
Leutnant des Königs Mathieu übertragen hat, tritt dem Obersten Graf Portia
und seinem Oberstwachtmeister Prinz Karl von Baden entgegen, beide verlieren
ihr Leben, das Regiment Portia wird aufgerieben.
Die Alternative, ob der Kaiser auf Philippsburg oder Freiburg verzichten
soll, zieht sich monatelang durch die Verhandlungen. Frankreich verlangt für
den zweiten Fall, daß Philippsburg geschleift und dem Bischof von Speyer
überlassen wird. Der Kaiser erklärt sich am 1. November 1678 gegen Rückgabe
von Philippsburg einschließlich des Besatzungsrechts zum Verzicht auf Freiburg
bereit. Diese Entscheidung ist erstaunlich, denn Freiburg gewährt oder
versperrt den Zugang nach Schwaben. Man hat auf die Hochherzigkeit des
Kaisers verwiesen, der lieber ein Opfer aus seinem eigenen Territorialbesitz
bringe, als daß er über das Gebiet anderer Landesfürsten verfüge. Ein späterer
Versuch der kaiserlichen Delegierten, Freiburg statt Philippsburg dem
Kaiser zu erhalten, scheiterte. Eine zwischen Crequi und dem Herzog von
Lothringen vereinbarte Demarkationsgrenze läßt den Breisgau in den Händen
Frankreichs. Die Drohung der französischen Delegierten, außer Freiburg
auch die Abtretung des Breisgaus zu verlangen, führt am 5. Februar 1679 zur
Unterzeichnung des Friedensvertrags, der dem König von Frankreich gegen
Rückgabe von Philippsburg die Festung und das Schloß Freiburg mit den
dazugehörigen drei Dörfern Lehen, Betzenhausen und Kirchzarten unter
Wahrung der Privilegien und Freiheiten der Stadt zuspricht. Der Verkehr
der breisgauischen Orte mit Freiburg soll so frei wie ehedem sein, und eine
Erhöhung oder Vermehrung der bisherigen Zölle soll nicht stattfinden. Zur
Herstellung der Verbindung mit Frankreich wird dem König die Landstraße
von Freiburg nach Breisach als eine Art Korridor zur Benutzung überlassen.
Der König von Frankreich soll Stadt und Schloß Freiburg mit seinen drei
i Hierüber Dämmert, Freiburg in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zeitschrift d. Ges. z.
Bef. d. Geschichte, 6. Bd. 1883 ff. S. 157.
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