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kehrt, er schließt seine Briefe mit der Phrase: „je suis tout ä voiis4", deren
sich auch Louvois ihm gegenüber bedient, während Vauban, ein Meister von
hohem Rang, sich bezeichnet als „votre tres humble, tres obeissant et oblige
serviteur5".
Louvois läßt Abschriften der an ihn gerichteten Berichte und Briefe herstellen
und sie in Lederfolianten binden, die Vorderseite des Einbandes zeigt
sein vergoldetes Wappenemblem: drei Sterne, darunter ein geflügelter Löwe.
Ein Teil der Korrespondenz des Jahres 1679 bildet bereits den 78. Band dieser
umfangreichen Sammlung, die 700 Folianten umfassen soll.
Heerführer, Gouverneure. Intendanten und Kriegskommissare sind nicht
die einzigen Informanten des Kriegsministers. Aus Straßburg berichtet der
Vertrauensmann des Königs Dupre und später sein Resident Frischmann, der
sich während der Besetzung Straßburgs durch die Kaiserlichen in Schlettstadt
aufhält6, aus Köln und München7 treffen Berichte ein, aus Wien Berichte von
Personen, „die der König dort bezahlt". Aus Norddeutschland berichtet
Madame Bidale „ä votre grandeur (Louvois) ce qui se passe d'oü eile vient",
sie fügt Berichte ihres Gatten und ihres Sohnes8 über Vorgänge in Brandenburg
, Mecklenburg und im Ostseegebiet bei, z. T. in chiffrierter Schrift, ihre
Informationen sind wichtig, da sich Schweden auf der Seite des Königs, Brandenburg
und Dänemark als Verbündete des Kaisers im Krieg befinden.
Daneben berichten anonyme Briefschreiber über die Vorgänge in Deutschland,
ihre Namen dürften den Adressaten nicht unbekannt gewesen sein. Vertrauliche
Mitteilungen werden chiffriert unter Verwendung zwei- und dreistelliger
Zahlen wiedergegeben. Louvois begründet die Verzögerung seiner Antwort
einmal damit, daß die Dechiffrierung eines Berichts zu lange Zeit beansprucht
habe. Der Klartext chiffrierter Mitteilungen wird in Louvois' Sekretariat über
die entsprechenden Briefstellen gesetzt. Das gegenseitige Abfangen von Briefen
wird von beiden feindlichen Parteien geübt, so wird ein Brief eines Ministers
des Herzogs von Lothringen abgefangen9.
Der vorhandene umfangreiche Briefwechsel zeigt, wie die fortgesetzte
Steuerung der militärischen und administrativen Maßnahmen, die sich im
Elsaß und im Breisgau vollzogen, durch die Zentralregierung in Paris stattfand
, wie alle wichtigen Entscheidungen durch den Minister, in vielen Fällen
nach dessen Vortrag durch den König getroffen wurden, wie im fortgesetzten
Schriftwechsel zwischen den Außenstellen und der Zentralregierung Berichte
empfangen und Weisungen erteilt wurden. Auch in der Folgezeit bemühen
sich der Intendant des Elsaß und der Gouverneur von Freiburg fortgesetzt um
Informationen über die Absichten und die Truppenbewegungen der Feinde.
Der Vorposten Freiburg befindet sich inmitten des österreichisch gebliebenen,
der Regierung in Waldshut unterstellten Breisgaus und ist von Truppenteilen
4 A 1 608 St. 285.
5 A 1 568 Brief vom 6. 1. 1677.
6 A 1 609 St. 179.
7 A 1 609 St. 179, 561 St. 97.
8 Frau Bidales Ehemann war französischer Resident in Hamburg und hatte von Königin Christine
von Schweden Besitzungen in Pommern und Bremen erhalten. Ihr Sohn war der Dragoneroberst
Sieur dr Asfeld (vgl. Sourches S. 23).
9 A 1 561 St. 97.
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