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durch ihre guten Beziehungen zum Minister den letzten steilen Aufstieg seiner
Karriere zum Marschall von Frankreich und zum Gouverneur von la Rochelle
erschließen.
Nach dem Friedensschluß von Nymwegen, durch den Freiburg mit den
drei Dörfern Betzenhausen. Lehen und Kirchzarten der Krone Frankreichs
unterstellt wird, wird Ghamilly. der inzwischen zum Generalleutnant avanciert
ist, zum Gouverneur von Freiburg ernannt. Aus dem Expeditionsbuch
des Marquis de Louvois ergibt sich, daß an ihn im Februar 1679 Instruktionen
(„Provisions") für die Leitung der Stadt und Festung Freiburg ausgefertigt
worden sind, der Text dieser Instruktionen ist nicht auffindbar4. Diese
Instruktionen wurden Mathieu in Freiburg zur Aushändigung an Ghamilly
ubersandt, der sich nach seinem Eintreffen in Freiburg baldmöglichst zum
König begeben sollte, um dessen Befehle entgegenzunehmen.
Nach dem Eintreffen Ghamillys in Freiburg fand am 2. Oktober 1679 eine
gegenseitige Eidesleistung in der Weise statt, daß Ghamilly den Eid der Bürgermeister
und der Mitglieder des Stadtrates, der nunmehr „Magistrat" genannt
wurde, entgegennahm5, unter Aufrechterhaltung der städtischen Rechte
und Privilegien, und daß sodann Ghamilly seinerseits durch Eidesleistung
(serment de fidelite) im Namen des Königs versprach, diese Rechte und Freiheiten
aufrechtzuerhalten. Hierüber berichtete Ghamilly am 3. Oktober 16796
Louvois, daß er seinen Eid abgelegt habe gegenüber dem Magistrat von Freiburg
, den Bürgermeistern der drei zu Freiburg gehörigen Gemeinden, aber
auch der vier anderen, die sich im Gebirge befinden und die, obwohl die Souveränität
bestritten sei, trotzdem zur Stadt Freiburg gehören. Hierunter
waren zu verstehen die Orte Zarten mit 52 Häusern, Wagensteig mit 30,
St. Märgen mit 60 und Horben mit 24 Häusern, während die Zahl der Häuser
der Gemeinden Kirchzarten, Lehen und Betzenhausen auf 105 angegeben
wird7. Die vier genannten, im Friedensvertrag nicht spezifierten Dörfer hätten
immer der Stadt Freiburg gehört, ihre Vertreter seien mit großer Freude
gekommen, sie liebten mehr den König als den Kaiser, dessen Truppen sie
täglich ausplündern, er habe selten Leute gesehen, die den Eid der Treue mit
besserem Herzen geleistet hätten.
Durch Schreiben vom 16. Oktober billigte Louvois die Leistung des Eides
durch die Bürgermeister der vier „nicht spezifierten Gemeinden". Die
militärischen Überlegungen Ghamillys ergeben sich aus seiner Korrespondenz
mit Louvois. Der zur Gemeinde St. Märgen gehörige Hohle Graben („Olgraben
") gehöre nunmehr dem König, der Besitz dieses Ortes ermögliche die
Passage und einen leichten Eintritt nach Schwaben durch eine praktikable
Verbindung nach dem im Schwarzwald gelegenen Villingen, im übrigen hätten
diese vier Dörfer stets die Gewohnheit gehabt, ihr Recht in Freiburg zu
nehmen8.
4 Provisions de gouvemeur de la ville et chateau de Fribourg pour le Marquis de Chamilly. A. E.
Mem. et doc. France t. 949 folio 81 vgl. Livet, Intendance, S. 430, Livet, Noel Bouton, Marquis de
Chamilly, Saisons d' Alsace, Bd. 17 1953.
5 Schreiber, Geschichte der Stadt Freiburg IV, S. 205 ff.
6 A 1 629 S. 548.
7 A 1 634 St. 46.
8 A 1 629 Schreiben Chamillys vom 22. 10. 1679.
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