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Krieges nachgefolgt war, haßte Villars und wünschte, ihn zu verderben. Zwei
Tage vor der Vergebung der Ämter für die Winterquartiere traf Barbezieux
Villars' Vater und erkundigte sich bei ihm nach seinem Sohne. Man versetzte
ihn jedes Jahr von Flandern nach Deutschland, habe er denn genügend Mittel,
um seinen Unterhalt in den „cabarets" zu bestreiten? Man habe ihm kein
„Gouvernement" übertragen, es sei ihm wohl unmöglich, auf diese Weise zu
dienen. Villars' Vater stimmte diesen Ausführungen des Ministers zu, dieser
berichtete dem König, Villars habe es abgelehnt zu dienen, wenn er kein
„Gouvernement" erhalte. Zu spät erkennt Villars' Vater die Perfidie Barbezieux
', der König sagt ihm, es gäbe mehr Generäle, die nicht verwendet
werden können. Kurze Zeit darauf erhält der Vater einen Brief Villars', in
dem dieser den Wunsch ausspricht, daß der König ihn wie bisher verwende.
Der Vater läßt diesen Brief seines Sohnes durch den ersten Kammerdiener
Niel dem König zeigen, dieser erklärt am folgenden Tage Barbezieux, er gebe
die Regierung Freiburgs und des Breisgaues an Villars.
Ein Kurier soll Villars, der sich in der Dauphine aufhält, über diese Entschließung
des Königs verständigen. Aber Barbezieux macht Villars keine Mit
teilung über dessen Ernennung und über den weiteren Auftrag des Königs,
nach Beendigung des Feldzugs die Kavallerie von Savoyen bis Flandern zu
inspizieren. Villars kommt nach Paris, wird vom König empfangen und teilt
diesem mit, daß er die Befehle des Königs nicht erhalten habe. Erst am
folgenden Tage erhält er einen Brief Barbezieux', der ihm den Auftrag des
Königs mitteilt, er öffnet diesen Brief in Gegenwart des Herzogs von Aumale
Und Vaubans und teilt dem König bei der Audienz mit, daß Barbezieux die
Befehle des Königs nicht an ihn weitergeleitet habe. Aber Barbezieux ist
unentbehrlich, und der König wird ihn erst einige Jahre später entlassen.
In Villars' Memoiren wird seine Tätigkeit als Gouverneur von Freiburg
nur kurz und beinahe beiläufig erwähnt, obwohl sie sich auf die fünf Jahre
von 1692 bis 1697 erstreckte. Villars verbleibt in der Hauptsache bei der
Truppe, besucht Paris oder führt besondere ihm erteilte militärische oder
diplomatische Aufträge aus. Er wird, vermutlich zur gleichen Zeit, Gouverneur
der Städte, Festungen und Gebiete von Metz und Verdun. Die Stellung
des Gouverneurs ist ehren voll und mit Einnahmen verbunden, die Tätigkeit
in der Armee erscheint wichtiger, und die Abwesenheit des Gouverneurs von
der ihm verwalteten Stadt und Festung wird nicht beanstandet.
Im Jahre 1694 wartet er die Trennung der beiden bisher vereinigten
Armeen ab, die sich in die Winterquartiere begeben2, und den Urlaub, den
man zu diesem Zeitpunkt den Generälen gibt, und bricht dann auf, „um seine
Regierung in Freiburg zu sehen". Er möchte dabei nachprüfen, ob die Nachrichten
, wonach ein feindlicher Partisan Betzmann (Villars schreibt Pessmann)
die Absicht hatte, das Schloß Freiburg durch Überraschung einzunehmen,
Anlaß zur Beunruhigung geben.
Im Spätsommer 1694 richtete Adam Betzmann aus Basel ein Schreiben
an den Prinzen Ludwig von Baden, der unter dem Namen „Türkenlouis" in
die Geschichte eingegangen ist3.
2 Memoires I S. 261.
3 A 1 1267 91. 81. 23. 9. 1694.
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