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den wirt usf.9. Unserem „Schoweslant", welches also aus Schow daz lant verkürzt
ist, hat seine nächsten Verwandten in dem Raubgesellen „Slintezgöw"
(Slint daz göw) in Meier Helmbrecht oder dem Spruchdichter Meister Rümez-
lant (Rüme daz lant)! Wegen des Akkusativs „lant" bedeutet also „Schow daz
lant": das Land gesamthaft wahrnehmen, nicht spähen, was „luogen" meinen
würde, welches seinen Sinn nur mit dem beim Schauinsland ursprünglich nicht
vorliegenden Verhältniswort „in" erhielte. Schoweslant stellt also höchstwahrscheinlich
den Übernamen einer Person, des Grubenbezugs wegen eines
Gewerken oder Knappen dar, wobei die Anspielung natürlich nicht beweisbar
- des auf der Gipfelgrube möglichen außergewöhnlichen Ausblicks wegen
gegeben worden sein mag. Der Name der Gipfelgrube „Schoweslant" alias
„zem grint" griff rasch auf den Gipfel selbst über, verdrängte das ältere
„grint", was bei dem Erz als einziger wirtschaftlicher Bedeutung der Gipfelregion
kein Wunder war. —
Daß sich die Grube „Schoweslant" in der Gipfelregion befand und also mit
der Grube „zem grinde" identisch war, läßt sich nicht nur durch die ausschließende
Methode führen, indem die Diesselmuotgrube und die Nöllinsfron
wegen des erwähnten Übergreifens vom Hofsgrunder ins Britznachtal im
Bereich des Kammes bei der Halde lagen, als bedeutende Lagerstätte im gräflichen
Freiburger Bereich aber nur noch die Gipfelregion übrig bleibt. Auch
das mittelalterliche Glasfenster des Freiburger Münsters, gestiftet von den
„fronern ze dem Schoweslant", legt unsere Lokalisierung nahe. Das Grubengelände
wird nämlich mit dem Berge der Verklärung gleichgesetzt, welcher
bei Matthäus 17, 1 und Markus 9, 1 als „hoher Berg" gekennzeichnet wird
(vgl. auch unten). Noch vor Ende des 14. Jahrhunderts liegt schließlich ein
Zeugnis vor, daß auch von der Kappler Seite her die Gipfelregion schon
„Schowislant" hieß10.
Noch eine kleine Bemerkung, daß eine Grube auch ohne den Zusatz „-fron"
nach einer Person genannt werden konnte: neben unseren „Schoweslant" und
„ze dem Diesselmuot" gesellen sich „zem Schindeler" (Münstertal, 1356), „ze
dem Goch" (Todtnau, 1341, vermutlich nach einem Freiburger „Goch": 1324:
„des göches müli" in der Wiehre, 1346 „müli ze nidern wuri, du hievor des
Goches was").
Kehren wir zum Bergbaubetrieb des 14. Jahrhunderts zurück: im dritten
Jahrzehnt gehen deutlich neue Impulse aus, die allem Anschein nach ihr
Zentrum in der Grube „zem grinde" und in der Person des „voget Küniggi"
hatten. Dieser, ein offenbar in Freiburg ansässiger Mann, verheiratet mit
Margarethe, der Tochter des Tuchers Heinrich Valkenstein11, tritt sowohl am
Britzenberg-Stohren als auch im Oberriedisch-Hofsgrunder Revier, ferner
im Todtnauer Bergbau führend als Gewerke auf, wobei ich diese breite
Streuung des Einsatzes weniger auf großen finanziellen Rückhalt, als seinem
bergtechnischen Können zuschreiben möchte, vergleichbar mit Cunrat Vischli,
Bürger in Freiburg und Todtnau, Gewerken und Bergmeister der Grube „zer
9 Vgl. Socin, Mhd. Namenbuch, 1903, Satznamen S. 462 ff. Altdeutsche Textbibliothek (Nie
meyer), N. 11, S. 40.
10 Stadtarchiv Freiburg, Urkunden Oberried, unter 1296 GLA Karlsruhe, 15/17 (1356, VI. 23), vgl.
auch ZGO 30 Stadtarchiv Freiburg, B 16, Urbar Adelhausen S. 4, und GLA Karlsruhe, 23/56
(1346, IV. 29).
H Urk. Heiliggeist Spital 1, S. 103 (1335, IX. 13).
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