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Das Jahr 1677 brachte auch für die beiden Ritterorden in der Neuburg
die Notwendigkeit eines Neubeginns. Während die Johanniter nach Heiters-
heim zogen, übersiedelten die Deutschherren in die Salzstraße (gegenüber
dem heutigen Landgerichtsgebäude), wo sie sich ein Palais bauen ließen, das
zu den schönsten barocken Bauten der Stadt zählte. Von diesem repräsentativen
Bauwerk, das beim Luftangriff von 1944 in Schutt sank, werden nur
Teile der Hauptfassade bei einem späteren Wiederaufbau an ihren angestammten
Platz zurückkehren können.
Zu den Aufgaben des Deutschordenshauses am Mönchstor gehörte von früh
an die seelsorgliche Betreuung der Pfarrei Herdern. Hieraus erwuchsen nicht
endende Klagen der mehr und mehr vernachlässigten Pfarrgemeinde. 1668
wandte man sich mit einer Beschwerde an den Bischof von Konstanz: Die
Deutschherren würden nicht, wie zugesichert, dreimal wöchentlich, sondern
bestenfalls alle sechs Wochen einmal Gottesdienst halten; sie kümmerten sich
wohl um den pünktlichen Einzug der Zehntabgaben, nicht aber um den baufälligen
Zustand der Kirche oder um die Beschaffung von Paramenten und
Glocken. Erst 1786 stellte ein Erlaß Kaiser Josephs IL sicher, daß der Orden
für einen Pfarrer mit Wohnsitz in Herdern Sorge trug. — Die romanische
Kirche wurde 1841 auf Veranlassung der großherzoglich-badischen Regierung
in Karlsruhe durch einen Neubau ersetzt, der 1936 noch einmal einige Veränderungen
erfuhr und damit seine heutige Gestalt erhielt.
Abb. 3 Kirchen, Klöster und Spitäler der Neuburg im Mittelalter.
1 Nikolauskirche, 2 Michaelskapelle, 3 Michaelskapelle, 4 Allerheiligen,
5 Johanniter, 6 Deutschherren, 7 Tennenbacher Hof, 8 Armenspital,
9 Findelhaus, 10 Blatternhaus, 11 Elendenherberge.
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