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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0188
Diese Mitteilung bedarf einer Interpretation. Gesichert wird durch sie das
Entstehungsdatum des Hochaltars. Tin Dezember 1702 bezahlte das Adelhauser
Kloster dem Freiburger Ratsherrn und Schreinermeister Christoph Schall10
für die ausgeführte Arbeit den Betrag von 150 Gulden, ein Hinweis darauf,
daß die Altaraufbauten einige Zeit zuvor fertiggestellt worden sein mußten.
Christoph Schall scheint als Altarbauer einen guten Ruf genossen zu haben,
denn MünsterpfJeger Johann Christoph Rieher beschäftigte ihn 1711 ebenfalls
bei der Herstellung der Barockaltäre für das Freiburger Münster11.

Rätsel gibt dagegen der Bildhauermeister Norbert, der mit seinen beiden
Söhnen über ein Jahr an den Schnitzereien und Statuen des Hochaltars gearbeitet
habe, auf, weil die ungenauen Angaben der Chronikschreiberin Schwierigkeiten
bereiten. In einem Zeitungsaufsatz12 und in Aktennotizen13 wurde
zwar eine Deutung versucht und von dem „Bildhauer Norbert aus Solothurn"
oder von dem „Bildhauer Norbert Wüst aus Solothurn" gesprochen, eine Überlegung
, die dem Meister des Adelhauser Hochaltars schon sehr nahekam, aber
letztlich doch nicht befriedigt. Die Lebensdaten des Bildhauers Norbert Wüst
sprechen nämlich gegen solche Vermutungen.

Der Klosterchronik zufolge stürzte der Bildhauer beim Aufstellen seiner
Statuen vom Gerüst und zog sich so schwere Verletzungen zu, daß er einige
Tage danach verstarb. Es galt, diese Mitteilung in den Freiburger Sterbebüchern14
zu überprüfen. Tatsächlich löste ein Sterbeeintrag das Rätsel um den
Meister des Adelhauser Hochaltars und stellte sogar einen unmittelbaren
Zusammenhang zu dem besprochenen „Bildhauer Norbert" her. Ich zitiere das
Totenbuch: „f 1702 Nr. 113 — Die 13. Oct. V.E.S. provisus obijt Joan
Melchior Wüest Sculptor imaginum oriundus de Solodoro Viduus ac in coemet.
communi uno Dno Coad: Sepultus praesente Seniore filio test Hannser15". Das
heißt, daß am 13. Oktober 1702 der aus Solothurn stammende Bildhauer Hans
Melchior Wüest in Freiburg gestorben und (im Beisein seines älteren Sohnes)
auf dem Stadtfriedhof zu Grabe getragen worden sei.

Kein Zweifel, ich hatte den vom Altargerüst abgestürzten Meister gefunden.
Das bestätigte auch das Ausgabebuch des Klosters Adelhausen (Stadtarchiv
Freiburg, Abtlg. E), dessen unbekannte Notizen wegen ihrer Bedeutung hier
im Wortlaut wiedergegeben werden:

„1702 Außgab deß Monats februarii

Item Um redtell stain Vir die bild schnitzler geben — fl — b 9 d
Außgab deß Monats octoberß

10 Gestorben am 14. April 1727. Vgl. Stadtarchiv Freiburg, H 97, Necrologium der Marianischen
Sodalitaet, fol. 106 b.

11 Mitteilung von Herrn Bildhauer Alfred Erhart, Eschbach, aus den Münsterfabrikrechnungen.

12 Dr. R. G(ießler), Die erneuerte Adelhauser Kirche. Eine künstlerische Zierde unserer Stadt. —
Zweites Blatt der Freiburger Tagespost Nr. 285/1930 vom 9. Dezember 1930. - Freundlicher Hinweis
von Herrn Professor Paul H. Hübner, Freiburg.

13 Stadtarchiv Freiburg, Akten D Städtische Museen, Paket 41 — Sammlungsbetrieb, Faszikel
„Restaurierung der Adelhauser Kirche ab 1920". — Bericht des Freiburger Hochbauamtes vom
21. Mai 1930, Anlage 5).

14 Herr Oberlehrer Paul Priesner, Freiburg, überprüfte für mich das Totenbuch der Pfarrei Wiehre-
Adelhausen. Dort ist kein entsprechender Eintrag vorhanden.

15 Dompfarramt Freiburg, Totenbuch 1690—1720, S. 244.

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