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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0191
und Werk des Freiburger Barockmeisters Norbert Wüst ausführlich darzustellen
muß einer anderen Gelegenheit vorbehalten bleiben. Einige Notizen
seien aber noch angefügt. 1712 erhielt Norbert Wüst den Auftrag, für das neue
Portal der Münstermauer gegen das Haus „zum Ritter" eine Statue des heiligen
Johann Nepomuk zu schaffen.25 Bis 1785 (Abbruch der Mauer) dürfte sie
dort gestanden sein. Der Vermutung Karl Schusters, daß der Johann Nepomuk
auf der Südwestecke des Freiburger Münsterturmes, der erst vor wenigen
Jahren durch die Statue Johannes des Täufers ersetzt worden ist, vielleicht
die von Wüst für die Münstermauer gelieferte Skulptur sei26, vermag ich
allerdings nicht zuzustimmen. Es gibt eine Belegstelle, die gegen eine solche
Annahme spricht. Zu der „Fahnbergischen Familia", die das eben erwähnte
„sehr prächtige" Portal errichten ließ (Steinmetzarbeiten durch Franz Hamm),
stand Norbert Wüst noch in einer weiteren interessanten Beziehung. Als 1713
bei der französischen Belagerung Freiburgs Not und Verzweiflung in der
Stadt eingekehrt waren, „vollbrachten zwei junge Bürger eine mutige Tat,
um die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren. Es waren dies der Stadtschreiber
Franz Ferdinand Mayer und sein Freund, der Bildhauer Norbert Wüst.
Sie eilten in Begleitung einiger Zivilpersonen mit den von ihnen angeführten
österreichischen Soldaten im stärksten Kugelregen auf die Bastion S. Therese
und hißten auf ihr zwei weiße Fahnen, die für die Kapitulation bereits vorbereitet
waren27." Für die Rettung Freiburgs zeichnete Kaiser Karl VI. später
den tapferen Stadtschreiber Mayer mit dem Adelstitel („von Fahnenberg")
aus. Norbert Wüst, der sein Leben ebenfalls mutig für seine Mitbürger eingesetzt
hatte, blieb unerklärlicherweise ohne Belohnung. Aus dem Auftrag
für die Münstermauer und dem gemeinsamen Kriegserlebnis darf geschlossen
werden, daß Franz Ferdinand Mayer von Fahnenberg unseren Bildhauer
möglicherweise auch für die Schaffung der Johann-Nepomuk-Figur28, die in
Freiburg-Zähringen an der Bundesstraßen-Durchfahrt steht, herangezogen
hat. Weitere Arbeiten sind bezeugt oder noch vorhanden: 1714 schloß Propst
Andreas Dilger mit Norbert Wüst einen detaillierten Vertrag über Anfertigung
der Bildhauerarbeiten für den Hochaltar der neuen Kirche des Allerheiligenklosters
in Freiburg29. 1715 lieferte der Meister „die Bildnus der hl.
Othilien" in das Freiburger Waldheiligtum30. Und am 6. November jenes
Jahres bat er „Umb Entlassung seines Dienstes als Überreiiter (Stadtbote) Undt
abnemmung des Aydts, weilen er Jn dem gottshaus St. Trudperti in arbeith
stehe31". Was aber hat der Vermerk zu bedeuten, daß 1718 „Norbert wiestens
weib allmosen32" von der Stadt bezog? Auffallend ist jedenfalls in der Folge-

25 Hermann Flamm, Familienchronik eines Freiburger Bürgermeisters. — Freiburger Adreßbuch 1911,
S. 34. Fritz Geiges, Uber ein halbes Jahrtausend Geschichte eines Freiburger Bürgerhauses.
Schau-ins-Land 51 53/1926, S. 81

20 Karl Schuster, Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert. — Freiburger
Münsterblätter — 5. Jg./1909, 1. Heft, S. 2.

27 Leo Alexander Ricker, wie Anm. 3, S. 85 f.

2^ Am Sockel der Statue das fahnenbergische Wappen. Mayer von Fahnenberg war „mitpfands

Innhaber des Dorfs Zähringen".
29 Manfred Hermann, Die Klosterkirche zu St. Märgen im 18. Jahrhundert — Festschrift 850 Jahre

St. Märgen, 1968, S. 58 und 252, Anm. 8.
3° Karl Bannwarth, St. Ottilien — St. Wendelin — St. Valentin. Drei bei der Stadt Freiburg gelegene

Waldheiligtümer. Charitas-Druckerei 1905, S. 60.

31 Stadtarchiv Freiburg, Amts Prothocoll Anno 1715, fol. 24.

32 Stadtarchiv Freiburg, Ausgaab Buech 1718, ohne Seitenbezeichnungen (26. 3. und 2. 4. 1718),

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