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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1970/0192
zeit das Versickern der Nachrichtenquellen über Bildhauer Wüst. 1735 beantragte
Anna Maria Wiestin, ihren Sohn das Schuhmacherhandwerk lernen
lassen zu dürfen.33 Am 6. Juni 1738 verstarb die Bildhauersfrau.34 Norbert
Wüst folgte ihr — wenn das Necrologium der Marianischen Sodalitaet richtig
berichtet am 8. Juni 1738 im Tode nach.35

Über die Gründe, die 1701 zur Verpflichtung der Bildhauerfamüie Wüest
durch das Adelhauser Kloster geführt haben, kann nur gerätselt werden.
Waren es vielleicht die Jesuiten, die Hans Melchior Wüest empfahlen und ihm
zum Auftrag verhalfen? Vielfältige Beziehungen Solothurns nach Freiburg
liefen über die Jesuiten, deren Universitätskirche von Bruder Heinrich Mayer
(vgl. die Jesuitenkirche in Solothurn) wenige Jahre zuvor erbaut worden war.
Ambros Kocher hob hervor, daß sich „die Bedeutung Freiburgs als Studienort
der Solothurner Jugend kaum genügend würdigen" lasse36. Andererseits darf
die Auswanderung einer großen Zahl Solothurner Familien nach Freiburg und
in den Schwarzwald nicht unbeachtet bleiben. Ob die Schwestern des Adelhauser
Neuklosters selber einen direkten Kontakt mit Solothurn gehabt hatten
, weiß ich nicht. Kocher berichtet jedoch von den Schwestern aus dem Kloster
St. Katharina zu Freiburg, die während des 30jährigen Krieges nach
Solothurn geflüchtet waren.

Als Herzstück des Hochaltars zieht ein Altarblatt (Öl auf Leinwand) in
steifem Rechteckrahmen die Blicke auf sich. Die Darstellung der Verkündigung
an Maria — eine in geheimnisvolles Dunkel gehüllte, nur vom Lichte
Gottes erhellte Szene, aus der in satten Rottönen die Gewänder Mariens und
des Erzengels Gabriel herausleuchten — verherrlicht die reinste Jungfrau
und Magd des Herrn, der Kloster und Hochaltar geweiht wurden (Annun-
ziatenkloster). Wäre der eigenartig gemalten Bildkomposition nicht unterhalb
der der Botschaft ergeben lauschenden Maria eine Signatur hinzugefügt worden
, stünde der Betrachter von einer kaum beantwortbaren Frage nach dem
Schöpfer des Kunstwerkes. So aber gibt sich der Maler demjenigen zu erkennen
, der aus der Nähe das Bild untersucht: „Adrianus Richard pinxit". 1930
bei der Restaurierung des Altars entdeckt37, läßt sich die Signatur jetzt deuten38
. Madame Marie-Lucie Cornillot, Konservatorin des Museums Besancon,
übermittelte mir aus dem dictionnaire de Brune sur „les artistes comtois" eine
Abschrift mit Angaben, die berichten, was man heute über den Maler des
Adelhauser Hochaltars weiß: „RICHARDE, RICHARD (Claude-Adrien),
peintre. Morteau et Besancon (Doubs), XVIIe-XVIIIe s. Ne ä Grand'Combe
(Doubs) le 16 fevrier 1662; mort ä Besancon le 29 fevrier 1748. Fils de Blaise;
epouse le 23 octobre 1687 Claude-Frangoise Symon-Vermot, de Montlebon
(Doubs), dont il eut au moins trois fils et deux filles; installe ä Besancon avant

33 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 141, ohne Seitenbezeichnungen (9. 12. 1735).

34 Dompfarramt Freiburg, Totenbuch 1720 1779, S. 301.

35 Stadtarchiv Freiburg, H 97, fol. 117.

36 Ambros Kocher, Solothurn in seinen Beziehungen zum Schwarzwald und zu Freiburg i. Br. Ale
mannisches Jahrbuch 1961, S. 78,

37 Mitteilung von Herrn Professor Paul H. Hübner, Freiburg, vgl. Anm. 12.

38 Frau Dr. Ingeborg Krummer Schroth ließ mir dankenswerterweise durch Studentinnen im Dictionnaire
des Peintres von Benezit, 7. Bd. 1954, S. 220, den Maler feststellen. Die dortigen An
gaben zur Biographie Adrien Richards erwiesen sich jedoch durch neuere Forschungen als über
holt.

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