http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0015
So war er bis 1941 Studienreferendar, dann Studienassessor in Karlsruhe, aber
gleichzeitig im Cenerallandesarchiv, seinem wirklichen Arbeitsgebiet, tätig.
Nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft kam er im Mai 1947 nach Freiburg
, weil er im Generallandesarchiv in Karlsruhe unter den unklaren Verhältnissen
jener frühen Nachkriegsjahre nicht weiterbeschäftigt werden konnte.
Die ihm zunächst kommissarisch übertragene Leitung des neuen Landesarchiv-
amtes in Freiburg ab I.Oktober 1947 bedeutete für ihn die Rückkehr in seinen
Archivberuf. Seit dem 1. August 1949 war er schließlich beamteter Archivrat9.
Der Aufbau eines neuen Staatsarchivs in Freiburg als Zentralarchiv7 des
Landes Süd baden, das zunächst archivreife Akten aus der Zeit vor 1945, späterhin
auch solche des jungen Staates übernehmen und verwahren sollte, blieb
mangels eines geeigneten Gebäudes und wegen der Unmöglichkeit, einen Ar-
chivneubau zu errichten, auf viele Jahre ein unerfüllbarer Wunsch.
Um so intensiver konnte sich Dr. Wellmer der Archivpflege widmen. Sein
„Amtssitz" war jedoch vorerst nur ein Stuhl im Vorzimmer des Badischen
Staatspräsidenten und Kultusministers sowie des Oberregierungsrates Dr.
Karl Asal. Weiteres unentbehrliches Hilfsmittel für den Archiv-Amts-Inhaber:
eine bei Kriegsende beschlagnahmte, aber von den Franzosen später wieder
freigegebene private Schreibmaschine10. Im Januar 1948 verlegte Dr. Wellmer
den Dienstsitz seines „Eimnann-Betriebes" in ein mit Genehmigung des Wohnungsamtes
zum Büro umfunktioniertes Zimmer seiner Mansardenwohnung
in der Reiterstraße 12. Dort blieb das Landesarchivamt bis zum 19. Oktober
195211. Vom 16. Februar 1948 an hatte das Amt eine Sekretärin12.
Nach Aufnahme seiner Tätigkeit als Leiter des (sud-)badischen Landes-
archivamtes in Freiburg i. Br. hat Dr. Wellmer alle sudbadischen Gemeinden
schriftlich gebeten, ihm mitzuteilen, welche der früher von den Fliegern der
BHK verzeichneten und in den „Mitteilungen der BHK" veröffentlichten Archivalien
in den Rathäusern noch vorhanden seien, wie es mit deren Beschaffenheit
und Unterbringung bestellt sei, ob man Akten aus der Registratur zur
Verbringung ins Archiv oder zur Vernichtung ausgeschieden habe13. Die ersten
Briefe und Erkuiidigungsbogen verließen zusammen mit den für jede Gemeinde
gesondert angefertigten Auszügen aus den „Mitteilungen der BHK"
das Archivamt am 16. Oktober 1947. Das Ergebnis der Umfrage war, daß ein
Drittel der Bürgermeister antwortete, und daß aus den eingegangenen Meldungen
auf große Archivalienverluste geschlossen werden mußte. Das letztere
war jedoch, wie sich später herausstellte, erfreulicherweise ein Trugschluß;
denn durch den langen Zeitraum seit den letzten größeren, von Mitarbeitern
der BHK vorgenommenen Archix rev isionen in den Jahren 1912/13, durch Einwirkungen
der beiden Kriege und durch das lawinenartige Anschwellen der
Papierflut in den Rathäusern war in vielen Gemeinde-Registraturen und Gemeinde
-Archiven ein heilloses Durcheinander verursacht worden, so daß die
von der BHK verzeichneten Archivalien auf Anhieb nicht gefunden werden
9 24. August 1949: Ernennung zum planmäßigen Archivrat, 1956: Erster Archivrat, 1959: Ober
archivrat, 1966: Staatsarchivdirektor.
io WELLMER II, Seite 2.
n Am 20. Oktober 1952: Umzug in die Prinz Eugen Straße 13, am 1. Juli 1953: Umzug in die Kaiser-
Joseph Straße 179, am 1. Dezember 1955: Umzug in die Mozartstraße 30, im Oktober 1965: Umzug
in die Colombistraße 4.
12 16. Februar 1949 — 30. September 1950: Fräulein Beate Wiehert (jetzt Frau Schley). Seit 1. Oktober
1950: Fräulein Dorothea Pohlmann (jetzt Frau Waldherr).
13 WELLMER I, Seite 43 und WELLMER II, Seite 2.
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