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konnten. Sic tauchten dann aber anläßlich der gründlichen Inventarisierung
des gesamten archivwiirdigen Schriftgutes ineist wieder auf, oft an unvermuteter
Stelle.
Es blieb daher Dr. Weihner nichts anderes übrig, als erstens eine branchbare
neue Methode für die Ordnung und Repertorisierung aller archivreifen
Akten und Bände der Gemeinden zu entwickeln und eine
Gruppe qualifizierter Helfer zusammenzubringen, die alle notwendigen Archivarbeiten
nicht mehr ehrenamtlich, sondern auf Rechnung der Gemeinden
erledigen sollten14. Daß es Dr. Wellmer gelungen ist, in vorbildlicher Weise
beiden Erfordernissen Rechnung zu tragen, ist sein bleibendes, allseits anerkanntes
Verdienst.
Lassen wir Dr .Wellmer zunächst zur „Methodenfrage" selbst zu Wort kommen
: „Ich wählte eine Gemeinde in der Nähe von Freiburg aus, an deren Archiv
und Registratur ich praktische Erfahrungen sammeln wollte für einen allgemein
gültigen Arbeitsplan für mich und die Archivpfleger, die für eine weitgreifende
Arbeit gewonnen werden mußten. Meine Wahl fiel auf Kappel im Tal.
Über meine Absichten und Pläne verständigte ich mich immer wieder mit
dem Stadtamtmann Paul Theurer in Müllheim, der an der Herausgabe eines
neuen Aktenplanes für die Gemeinden Südbadens arbeitete, der 1950 erschien.
In Kappel bei Freiburg i. Br. gab es Gelegenheit, die zweckmäßige Grenze
zwischen Registratur und Archiv zu untersuchen, dort entschloß ich mich auch,
die stehende Registratur völlig aufzulösen und in das Archiv zu übernehmen,
um zu verhindern, daß alsbald nach Einführung des neuen Aktenplanes eine
laufende Registratur nach dem neuen Aktenplan und daneben zwei stehende
Registraturen eine nach dem alten und eine nach dem neuen Aktenplan
nebeneinander bestünden: das Archivinventar wäre in wenigen Jahren schon
überholt gewesen, wenn die alte, stehende Registratur nicht gleich als Teil des
Archivs mitverzeichnet worden wäre. Dabei blieb die Möglichkeit offen. Akten,
die mit Sicherheit in wenigen Jahren in das Archiv kommen konnten, schon mit
der Archivsignatur zu versehen und vorläufig noch in der Registratur zu belassen
. Das Ergebnis der Ordnungsarbeit in Kappel legte ich im April 1949 im
ersten der „Inventare Badischer Gemeindearchive" vor. Im Anhang fügte ich
eine „Kurze Anweisung zur Ordnung der Gemeindearchive" bei und ließ
Exemplare dieses Inventars bei den Gemeinden aller südbadischen Kreise zirkulieren
, damit alle Gemeinden sich ein Bild machen könnten von der Art, wie
Archiv und Registratur überall geordnet werden sollten. Auch die neugewonnenen
Pfleger bekamen das Kappeler Inventar als Weisung für ihre Arbeit in
die Hand. Die Probe aufs Exempel machte ich im Jahr 1950 in Markdorf, wo ich
mich des umfangreichen Urkundenbestandes mit besonderer Sorgfalt annahm,
um den Pflegern auch für die Bearbeitung der Urkunden ein Beispiel zu
geben. Die Urkundenregesten erschienen gedruckt, das Inventar der Akten
und Bücher mit Matrizen vervielfältigt zur 700-Jahr-Feier der Stadt im September
195015."
Nach den Archivarbeiten in Kappel und in Markdorf war klar, daß künftig
bei der Neuordnung und Inventarisierung eines Gemeindearchivs das
14 Lediglich ein Teil der Reisekosten konnte den Pflegern nach einem Erlaß des Badischen Ministe
riums des Kultus und Unterrichts vom 8. Februar 1949 (Nr. 8865) ersetzt werden. Alle übrigen
Kosten gingen zu Lasten der Gemeinden. Staatliche Mittel standen für die Arbeiten der Archiv
pfleger in den Gemeinden sonst nicht zur Verfügung (WELLMER II, Seite 4).
15 WELLMER II, Seite 3 f.
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