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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 19
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und ausrangierte Hebammenköfferchen konnte er da finden. Gelangte man
schließlich nach Entfernung der archivfremden Objekte an die Akten und
Bücher, dann waren diese zum Teil in einem erbärmlichen Zustand. Zudem
stießen die Archivpfleger immer wieder auf die Spuren von sogenannten Re-
gistratoren, die in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg durch die
Lande reisten, Registraturen einrichteten und dabei großzügig angeblich nicht
mehr brauchbare Akten zur Vernichtung ausschieden. Verschiedentlich entdeckten
die Archivpfleger den Haufen zur Verbrennung oder Einstampfung
bestimmter, aber noch nicht abtransportierter Papiere in einer Rathausecke
und konnten den aufbewahrenswerten Bestand in mühevoller Kleinarbeit
nachträglich wieder ins Archiv einreihen. Auch die Briefmarkensammler, die
schon früh in den wenig beaufsichtigten Gemeinde- und Pfarrarchiven sich
über Akten und Rechnungsbelege hergemacht hatten, schwärmten nach 1945
wieder aus, schnitten Postwertzeichen und Poststempel aus den Akten und
ließen die von ihnen mißbrauchten Archivalien ungeordnet liegen. Die genannten
Mißstände konnten durch die Tätigkeit der Archivpfleger größtenteils
beseitigt werden. Manches Archiv, in dem die Akten lange unter zentimeterdickem
Staub schlummerten, in dem Spinnen und Mäuse regierten oder
in dem Briefmarkenjäger jahrelang ungestört ihr Unwesen treiben konnten,
erwachte unter der kundigen Hand des Archivars aus seinem Dornröschenschlaf
und wurde zum schmucksten Raum im ganzen Rathaus.

Dabei waren in den fünfziger Jahren die Arbeitsbedingungen auf den Rathäusern
noch denkbar schlecht: Im Winter gab es durch Holzöfen überhitzte
Büros und eiskalte Archivräume. In den zum Teil weit abgelegenen Gemeinden
, die man nur mit dem Fahrrad oder auf Umwegen mit Bahn und Bus erreichen
konnte, schafften die Archivpfleger oft 14 bis 16 Stunden pro Tag, um
einigermaßen auf ihre Rechnung zu kommen; denn vielfach mußte im vorhinein
ein Pauschalbetrag für die Archivordnung angegeben werden, obwohl
die erforderliche Arbeitszeit bei dem zur Ordnung anstehenden, meist unübersichtlichen
Aktenhaufen nicht exakt zu berechnen war.

Immerhin: Wo schließlich die Archivalien sachgemäß geordnet, präpariert,
rubriziert, inventarisiert und in neuen Schränken und Regalen verwahrt
waren, wuchs der nun auch von den Verwaltungsorganen der Gemeinden erkannte
AVert des Archivs. Es war erfreulich festzustellen, wie im Laufe der
Jahre auch in kleinen Städten und Landgemeinden immer mehr das Interesse
an der heimatlichen Geschichte erwachte und wie man auf den Rathäusern
nach und nach begreifen lernte, daß eine gründliche Erforschung der
Dörfer und Landschaften geordnete und benützbare Archive voraussetzt.

Für Personen aber, die vom Archivwesen nichts verstehen, oder die gar materiellen
Nutzen aus den pergamentenen und papierenen Dokumenten ziehen
wollen, bleiben fortan die Gemeindearchive dort, wo sie in den letzten zwei
Jahrzehnten geordnet wurden, fast überall verschlossen.

VI. Der „neue Weg" in der Archivpflege: Der hauptamtliche Kreisarchivar

War von 1883 bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges die ehrenamtliche
Betreuung der Gemeindearchive durch Pfleger der BHK die Regel, und konnten
in den Jahren 1949 bis 1954 durch ein großes Aufgebot von freiberuflich
tätigen Mitarbeitern des Badischen Landesarchivamtes, die das Honorar für

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