http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0022
ihre Arbeiten von den Bürgermeisterämtern erhielten, zwei Drittel der süd-
badischen Gemeindearchive geordnet und inventarisiert werden, so mußte die
Archivpflege nun erneut auf ein tragfähiges Fundament gestellt werden. Die
Schwierigkeiten bestanden nämlich vor allem darin, daß sich immer weniger
sachverständige und interessierte Leute bereit fanden, die entsagungsvolle,
persönliche Initiative erfordernde und materiell nicht gesicherte Tätigkeit
eines Archivpflegers „auf freier Wildbahn" zu übernehmen. Ziel der Bemühungen
des Staatlichen Archivamtes in Freiburg i. Br., der Staatlichen Archivverwaltung
in Stuttgart und des Fachverbandes der ARR Pfleger war es daher,
die Pflege der Gemeindearchive sowie der kleineren Privatarchive und der
Kreisarchive in die Obhut der Kreisselbstverwaltungen übergehen zu lassen.
Das bedingte jedoch die Anstellung ausgebildeter, hauptamtlicher
Kreisarchivare.
Schon im Sommer 1953 überlegte man sich, wie finanziell und fachlich gesicherte
Kreisarchivpflegerstellen geschaffen werden könnten. Lange Diskussionen
wurden über die Verteilung der Lasten für einen Kreisarchivpfleger
geführt. Von der Entstehung bis zur Verwirklichung des Planes zur Einrichtung
der ersten Kreisarchivarenstelle in Südbaden vergingen sechs Jahre: Am
1. April 1959 wurde der Verfasser dieses Beitrages zunächst für drei Jahre,
dann auf Dauer als Kreisarchivar für die Landkreise Konstanz, Stockach und
Überlingen von diesen drei Landkreisen fest angestellt26. Er blieb im Regierungsbezirk
Südbaden bis zur Stunde leider der einzige ausschließlich in
seinem Beruf tätige, hauptamtliche Kreisarchivar27.
Während der jahrelangen Anstrengungen, Zustimmung zum sogenannten
„neuen Weg" in der Archivpflege28 zu finden, ging die Zahl der freiberuflich
tätigen Archivpfleger immer mehr zurück. Unter der Überschrift „Letzte Mitteilung
" schrieb Dr. Wellmer im letzten Heft der „Mitteilungen" (Frühjahr
1961):
„Aus den Berichten dieses Heftes geht hervor, daß die ehrenamtlichen oder
auf eigene Rechnung tätigen Archivpfleger im Laufe des letzten Jahrzehnts zu
einem kleinen Häuflein zusammengeschmolzen sind. Keiner von ihnen hat
uns treulos verlassen. Einige mußten sich wegen Krankheit oder altershalber
von der ihnen liebgewordenen Arbeit zurückziehen, andere, sehr aktive
26 Seit 1. Juli 1966 bin ich nur noch für die Landkreise Konstanz und Stockach zuständig, da ab diesem
Zeitpunkt dem neubestellten Kulturreferenten des Landkreises Uberlingen, Dr. Peter Horn-
mers, auch die Archivpflege in diesem Kreis übertragen wurde.
Die anfangs angestrebte finanzielle Beteiligung der Gemeinden an der Unterhaltung des Kreisarchivamtes
wurde aufgegeben. Die Landkreise bringen die Mittel für das Kreisarchivamt alleine
auf.
27 Uber die Schaffung und die Aufgaben seines Amtes sowie über seine Tätigkeit im einzelnen
vergleiche u. a. die Beiträge:
Franz Götz: „Archivpflege in den Landkreisen Konstanz, Stockach und Überlingen"; in: „Der
Archivar", Februar 1963, Seite 76 ff. und in: „Die lebendige Gemeinde", August 1963, Seite 150 ff.
Ferner: Herbert Berner: Der „neue Weg" der kommunalen Archiv- und Registraturpflege; in:
„Die lebendige Gemeinde", August 1963, Seite 147 ff.
Agnes Dietrich: „Auf den Spuren der Geschichte. Archivpflege in den Seekreisen"; in: SUDKURIER
vom 1. 4., 16. 4. und 28. 4. 1966.
28 Vgl. hierzu u. a,: Max Miller, „Neue Wege in der Pflege des kommunalen Archivguts"; in:
„Der Archivar" IX (1956), Spalte 291—296.
„Mitteilungen für die Archiv- und Registraturpflege in den Gemeinden und Kreisen von Baden-
Württemberg", 2. Folge, 3/4 (1961), Seite 3—10.
Eberhard Gönner: „Der Kreisarchivar in Baden Württemberg"; in: „Der Archivar", 16. Jahrgang,
1963, Spalte 69—73.
Herbert Berner: Der „neue Weg" der kommunalen Archiv und Registraturpflege; in: „Die
lebendige Gemeinde", August 1963, Seite 147 ff.
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