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Helfer, fanden den Weg in ihren alten Beruf zurück, in dem sie so mit Arbeit
überhäuft sind, daß es ihnen unmöglich ist, weiterhin in die Gemeinden hinauszufahren
, um dort tage- und wochenlang Archive zu ordnen und Registraturen
einzurichten; jedermann weiß, daß die Schule ihre Lehrkräfte heute
völlig in Anspruch nimmt. Das gilt auch für die jüngeren Kräfte, die als Studenten
in der Archivpflege tätig waren und inzwischen ihre Ausbildung abgeschlossen
haben. Für sie alle war es der gegebene Weg, in den alten Beruf
zurückzukehren oder sich völlig dem neuen Beruf zu widmen. Einige unserer
alten Mitarbeiter sind aber auch der Archivpflege treu geblieben. Sie sind es
in der Hauptsache, die den „neuen Weg", den wir oben andeuteten, mitgefunden
haben, ihn erfolgreich erprobten und ihn weiterhin gehen wollen29."
An anderer Stelle in derselben „Schlußnummer" der „Mitteilungen" äußerte
sich Dr. Wellmer noch deutlicher:
„Es gibt zwar immer noch einzelne Archivpfleger, die Jahr für Jahr Gemeindearchive
ordnen und verzeichnen. Es sind ihrer aber so wenig, daß es
mehrerer Jahrzehnte bedürfte, um eine erste Ordnung aller Gemeindearchive
des Landes zu Ende zu führen. Nachdem nun, wie besonders der Bericht aus
Südbaden erkennen läßt, nicht nur das Archiv, sondern auch die Registratur
sich als pflegebedürftig erwiesen hat, ist es für die neben- oder ehrenamtliche
Tätigkeit des Archivpflegers alten Typs unmöglich, der immer und immer neu
vor uns liegenden Aufgabe etwa im Räume eines Landkreises und in absehbarer
Zeit gerecht zu werden. Der Ruf nach dem Kreisarchivar erscheint deswegen
nur allzu begründet und berechtigt.
Nachdem nun, wie die Berichte zeigen, ein Anfang tatsächlich gemacht worden
ist, die Möglichkeit der Anstellung eines Kreisarchivars erwiesen ist und
Erfolg verspricht, soll dieser ,neue Weg4, der Ausweg aus der fast hoffnungslosen
Lage der bisherigen Archivpflege und zugleich die Möglichkeit, den
neuen politischen Verhältnissen gerecht zu werden, von neuem ernsthaft diskutiert
werden30."
Die Folge dieser Entwicklung war, daß der einige Jahre überaus aktive
„Fachverband der Archiv-, Registratur- und Rechnungspfleger" seit 1955
langsam ausblutete. Am 25. Februar 1956 gab Dr. Berner den Vorsitz an Bürgermeister
a.D. Adolf Martin in Volkertshausen ab. Da man jedoch auf die
Dauer „keine Fiktion aufrechterhalten wollte31", lösten die wenigen übriggebliebenen
Mitglieder den Fachverband 1958 auf.
VII. Rückblick und Ausblick
Die volle Funktionsfähigkeit des Staatlichen Amtes für Archivpflege wurde
beeinträchtigt, als Dr. Wellmer vom 1. September 1957 ab die Hälfte seiner
wöchentlichen Arbeitszeit, also drei Tage in jeder Woche, dem Generallandesarchiv
in Karlsruhe widmen mußte und nur noch drei Tage in jeder Woche in
Freiburg amtieren konnte. Diese merkwürdige Regelung, die bis zum 31. März
1961 beibehalten wurde, erwies sich in der Praxis und in ihren Folgen als
wen'g glücklich; für das Amt und seinen Leiter wuchs sie sich zu einer Be-
29 „Mitteilungen für die Archiv- und Registraturpflege in den Gemeinden und Kreisen von Baden
Württemberg", 2. Folge {Frühjahr 1961), Heft 3/4, Seite 42.
30 „Mitteilungen für die Archiv- und Registraturpflege in den Gemeinden und Kreisen von Baden-
Württemberg", 2. Folge (Frühjahr 1961), Heft 3/4, Seite 10.
31 So Herbert Berner in einem Brief vom 15. November 1957 an Adolf Martin.
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