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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 25
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0027
Archivar einige Stücke entgangen (überwiegend wohl, weil sie bei einem Außenamt
der Klostergrundherrschaft St. Blasien aufbewahrt worden sind), er
hat nicht bei allen Urkunden mit gleicher Intensität den Schaber angesetzt, so
daß sich noch ein relativ breites Vergleichsmaterial ergibt. Eine erste registra-
torische Tätigkeit mittels Dorsualnotizen ist in den letzten Jahrzehnten des
13. Jahrhunderts bis etwa gegen 1308 festzustellen7. Soweit ich das Material
übersehe, sind zwei Registratoren am Werk gewesen, die ich vorerst noch
nicht bestimmten Schreiberhänden (der Kanzlei des Klosters) zuordnen kann.
Durch diese wurden nahezu alle Urkunden erfaßt (man darf davon ausgehen,
daß alle in dieser Zeit in St. Blasien befindlichen Urkunden einbezogen worden
sind). Es handelt sich also um eine systematische archivalische Aufarbeitung
des gesamten Urkundenbestandes, dessen vorgehende Ordnung nicht bekannt
ist. Beispiele der beiden Hände finden sich auf den Abbildungen 1 und 2. Im
ersteren Fall liegt eine kräftige Urkundenschrift vor, die in der Regel keine
Kürzungszeichen verwendete; beim zweiten Beispiel haben wir es mit einer
zierlichen gotischen Schrift zu tun. Beide Hände dürften wohl eine Zeitlang
nebeneinander tätig gewesen sein. Beide Registratoren beschränkten sich
meist entweder auf die Angabe des Ortes, auf den sich das Rechtsgeschäft bezog
, oder auf den Tradenten bzw. Aussteller der Urkunde, mitunter wird auch
eine Kombination vorgenommen, oder es treten Elemente hinzu, die zu einem
Kurzregest führten. Doch sind gerade die wenigen Beispiele dieser ausführlichen
Rückvermerke durchweg radiert und kaum mehr zu entziffern. Es bleibt
in diesem Zusammenhang festzustellen, daß das Archivwesen dieses hoch-
mittelalterlichen Schwarzwaldklosters im Umkreis des oberrheinischen Archivwesens
(zumindest des bischöflichen) deutlich herausfällt, sieht man vom
frühmittelalterlichen St. Gallen ab. Freilich müßten wir die Verhältnisse vergleichbarer
Klöster kennen, um zu einem besser fundierten Urteil zu gelangen.

In der Genese der sanktblasianischen Dorsualnotizen wird die zweite Stufe
in den ausgehenden 40er Jahren des 14. Jahrhunderts erreicht, als unter dem
großen Organisator Abt Heinrich IV. (1348 1391) auf den Vorarbeiten des
Abtes Heinrich III. der Aufbau der sanktblasianischen Klosterverwaltung und
die Ausformung einer sehr durchdachten Ämterverfassung kulminierte8.

In den ersten Jahren seines Abbatiats entstanden nach längeren Vorarbeiten
die Mundierungen der Teil- und Gesamturbare der Klostergrundherrschaft
St. Blasien9. Die Hauptschreiber dieser urbariellen Aufzeichnungen finden
sich ebenfalls in dem hervorragend gestalteten Kopialbuch, das im großen und
ganzen in den Jahren 1348 bis 1353 geschrieben worden ist und dann noch vereinzelt
in die 60er und 70er Jahre des 14. Jahrhunderts fortgesetzt worden ist

7 Ich habe in den letzten Wochen den Bestand sanktblasianischer Urkunden im Staatsarchiv Aarau
zur Gänze einsehen können und dabei festgestellt, daß Urkunden ab 1308 keine Rückvermerke
der frühen Hände mehr aufweisen, wir also einen terminus ante quem konstatieren können.

8 Zur Frage der Ämterverfassung des Kloster St. Blasien vgl. Hugo Ott, Studien z. Geschichte des
Klosters St. Blasien im hohen und späten Mittelalter (= Veröff. d. Kommission f. gesch. Landeskunde
in Baden-Württemberg, Reihe B 27. Band, Stuttgart, 1963), 34 ff. Ders., Die Klostergrundherrschaft
St. Blasien im Mittelalter. Beiträge zur Besitzgeschichte (= Arbeiten z. Historischen
Atlas von Südwestdeutschland. Heft IV. Stuttgart 1969), passim. Die Rolle des Abtes Heinrich IV.
muß im Zusammenhang noch untersucht werden.

9 Es ist zu hoffen, daß die längst geplante Edition des sanktblasianischen Generalurbars von 1352 ff.
(GLA 66/7213) unter Einbeziehung der wichtigsten Teilurbare bzw. auch des summarischen Urbars
(GLA 66/7210) zu einem Abschluß gebracht werden kann. Dort dürften dann auch die hier nur
angedeuteten Fragen näher beleuchtet werden.

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