Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 30
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0032
antritt eine weitere einschneidende Veränderung der Archivsitiiation zustande
, nämlich die Zusammenfassung des äbtischen Archivs und des Konvents-
archivs. Pater Stanislaus Wülberz, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Registrator, schreibt in seiner Historia20, Abt Martin habe alle Dokumente,
auch von den Außenämtern, in das klösterlich-äbtische Archiv verbringen
lassen, den Außenämtern lediglich die Kopialbücher belassen. Indes seien bei
dieser Unierung nicht alle Dokumente erfaßt worden. Erst unter Abt Blasius
III. (1720 1727) seien durch ihn (Wülberz) und P. Ignatius Gtimpp die
ausstehenden Materialien in das neue Archiv geschafft worden21. Der Hinweis
auf das neue Archiv dürfte sich auf Baumaß nahmen des Abtes Franz (I.) nach
Beendigung des 30jährigen Krieges beziehen. Sein Vorgänger, Blasius (II.)
(1625 1638), dessen Wirken jetzt in einer eindringlichen Studie von Karl S.
Bader dargestellt ist22, ließ 1633 Bibliothek und Archiv nach Klingnau verbringen
, von wo beide erst nach 1648 nach St. Blasien zurückgestellt wurden23.

Kehren wir zur engeren Fragestellung zurück, nämlich zur Darstellung der
Registratorentätigkeit im Klosterarchiv St. Blasien. Es hat nach den mir vorliegenden
Materialien den Anschein, daß im Zuge der eben skizzierten Maßnahmen
seit Abt Kaspar (II.) die Funktion des für die Archivalien verantwortlichen
Registrators deutlicher artikuliert wurde und das Amt des Registrators
sich als ein klar umschriebener Kompetenzbereich herausbildete.

Nach der späteren Klostertradition (Wülberz u. a.) ist P. Benedikt Gebel der
erste „ordentliche" Registrator, 1653 von Abt Franz (I.) mit der Neuordnung
der aus Klingnau zurückgeführten Archivalien beauftragt24. Zwar berück-

20 Historia seu incrementa monasterii s. Blasii quinque tomis contenta (St. Paul XXI a. 1892 und 1902).
Die Bücher I und V sind nicht mehr vorhanden. Hier II, p. 323: „At quam primum sub extremis
Casparis II. abbatis temporibus anno 1594 unio inter proventus abbatis, conventus et praeposi
turarum stabilita fuisset ipsique expositi ad nutum se amovibiles agnoscerent, continuo Martinus
abbas, qui anno 1596 Casparo successerat, ut eo melius et securius rerum monasterii curam
agere posset, omnia documenta scriniis abbatialibus inferri iussit
sicque primo coadunato archivo nostro, quod per omnia hucus
que officia dispersum f uerat, fundamenta posuit, relictis solum in
exterioribus locis quibusdam, ut vocant, libris copiarum". Rechtsgrundlage dieser sicher einschnei
denden Maßnahme war die unio bonorum im Jahre 1594.

Vgl. dazu H. Ott, wie Anm. 19, 163 f. Im Zusammenhang mit der Visitation des Klosters 1594
durch den päpstlichen Nuntius, Kardinal Portia, wurde eine 101 Punkte umfassende Charta Visi
tatoria erlassen, in der auch die Relationen zwischen Abt und Konvent sowie die interne Klosterverwaltung
geregelt wurden. Auf diesem Hintergrund ist die Unierung von Abts- und Kon
ventsgut am 27. 12. 1594 zu sehen (Urkunde St. Paul Nr. 129), in der sich der Prior als Repräsen
tant des Konvents und der Konvent selbst verpflichteten, das ganze Konventsvermögen samt den
schriftlichen Rechtsgrundlagen dem Abt gegen bestimmte Kautelen zu überlassen: „Quare ego
Frater Georgius Pfundt hoc tempore prior et conventus monasterii S. Blasii ab eo et nobis ipsis
reformati pro nobis et nostris successoribus testamur, quod omnia nostra, que ante habebamus,
sive decimas, sive census, sive minima nullis seclusis cum litteris, documentis,
registris omnia illa comprehentibus sponte, libere et voluntarie in manus,
curam et potestatem reverendissimi domini Caspari secundi nostri abbatis et eiusdem successo
rum resignamus: hac tarnen conditione et modo, ut predictus dominus noster abbas et eius
successores nobis et successoribus nostris omnia necessaria sive parva sive magna, imo etiam
minutissima honeste, large, sponte, libere, voluntarie, paterne ex piissimo fundatorum nostro
rum animo et iure abbatie . . . largiri et subministrare teneatur . . ."

21 Wülberz, Epitome II (St, Paul XXI a. 186 b/2, p. 879: „Pro archivi documentis maximam partem
binis incendiis, hostium periculis ac nuperrimo inundationi feliciter ereptis novum conclave
ductis fornicibus praemonitum postquam construxisset Franciscus abbas, primum eiusdem archi
varium declaravit P. Benedictum Gebelium . . ." Vgl. dazu Ludwig Schmieder. Das Benediktiner
kloster St. Blasien. Eine baugeschichtliche Studie. Augsburg 1929, 83.

22 Blasius (II) Münzer, Abt von St. Blasien 1625—1638. Vom Weg eines Bauernsohnes der Baar
zur Reichsprälatenwürde, Alemannisches Jahrbuch 1970 = Festschrift f. Wolfgang Müller,
132 157. Dort eine sehr ausführliche Darstellung der Regierung in den kriegerischen Wirren.

23 Wülberz, Historia II, d. 324.

24 Wülberz, Historia II, p. 324.

30


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0032