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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 38
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0040
giöse Sekte auf dem südöstlichen Schwarzwald", wurde aus naheliegenden
Gründen — Hansjakob war inzwischen Vorstand der Höheren Bürgerschule
in Waldshnt geworden der örtlichen Verlagsdruckerei Zimmermann anvertraut5
. Im folgenden Jahr kam anläßlich des 400jährigen Gedenktages des
Waldshuter Krieges vom Jahre 1468 eine Schrift über jenes für die Geschichte
der vorderösterreichischen Lande und der schweizerischen Eidgenossenschaft
nicht unwichtige Ereignis in die gleiche Waldshuter Druckerpresse; im gleichen
Jahr auch noch das Lebensbild des Freiburger Erzbischofs Hermann von
Vicari, wiederum bei dem nun mit „Zürich und Stuttgart" signierenden Leo
Woerl, und zwar als erstes Heft einer Schriftenreihe „Deutschlands Episcopat
in Lebensbildern", so daß man es als wahrscheinlich bezeichnen kann, daß
Hansjakob es damals nicht bei diesem einen biographischen Versuch belassen
wollte6. Biographisches ist dann ja auch nachmals noch mancherlei dazugekommen
; aber aufs Ganze gesehen wechselte der Liebhaber-Historiker Hansjakob
zum politisch und sozialpsychologisch interessierten Schriftsteller über, was
ihm bekanntlich vorgeschützt wurde der schlechte Stil der Erstlingsschriften,
in Wirklichkeit war der Grund die radikal-kirchenpolitische Einstellung des
Verfassers die Waldshuter Dienststellung kostete und im Laufe weiterer
Jahre zahlreiche schwere Insulten, Festungs- und Gefängnishaft neben vielen
privaten und öffentlichen Angriffen eintrug.

Es ist nicht unser heutiges Ziel, die als historisch in einem strengeren Sinne
des Wortes zu wertenden späteren Schriften unseres Behörden- und Beamtenfeindes
aufzuzählen und gesamthaft zu würdigen. Das ist schon längst von
anderer, höchst berufener Seite geschehen7. Hinzuzufügen wäre dem aus der
größeren Distanz, die wir heute vom Standort speziell der geschichtlichen
Landeskunde aus gesehen einnehmen, allenfalls, daß wir Hansjakob als
Historiker nicht einer modernen, die Geschichte aus sich selbst heraus verstehenden
genetischen Geschichtsbetrachtung zuordnen dürfen. Vielmehr ist
er, trotz guter Freiburger Schulung nicht nur in theologicis, sondern auch in
historicis, insbesondere durch August Friedrich Gfrörer8, historischer Pragmatiker
geblieben, der mit seinen geschichtlichen Studien und historischen
Reminiszenzen handfeste politische und andere gegenwartsbezogene Ziele
verfolgte. Dies war schon bei den genannten Anfangsschriften deutlich erkennbar
zeigten sie doch eine stark demokratische Tendenz (so bei Beurteilung
der „Sekte" der Salpeterer) und eine gegen die Kirchenpolitik des damaligen
badischen Staates, damit implizite eine für das alte vorderösterreichische
Staatswesen vor Josef II. mit seinem laisser faire laisser passer eintretende
Richtung. Die Tendenz hat sich beim älter werdenden Hansjakob immer mehr
verstärkt: die geschichtliche Vergangenheit der Schwarzwälder Heimat zu

5 Eine zweite Auflage, bei Auer nicht erwähnt, ist 1896 erschienen. Vgl. G. H a s e 1 i e r , Streitigkeiten
d. Hauensteiner mit ihren Obrigkeiten (1940), S. 1; dort auch weitere Literatur.

6 Woerl brachte 1873 zur 100jährigen Geburtstagsfeier Vicaris eine neue Auflage des Lebensbildes
heraus.

7 Heinrich Finke , Heinrich Hansjakob u. seine Anfänge als Historiker (Freiburg i. Br.
1938). Zum Verhältnis Finkes (1855—1938, seit 1899 hist. Mediävist in Freiburg und damit in
starkem Maße Zeitgenosse Hansjakobs) zum Pfarrer von St. Martin vgl. auch den Bericht über
den Vortrag Finkes, nur rund ein halbes Jahr vor dessen Tod gehalten, in der Freiburger Tagespost
Nr. 103 v. 4. Mai 1938.

8 A. F. Gfrörer (aus Calw, 1803—1861), dem Papsttum mit Verständnis gegenüberstehender
Protestant, wurde 1846 als Historiker nach Freiburg i. Br. berufen, trat 1853 zum Katholizismus
über und an die Seite der Gegner der badischen staatskirchlichen Bestrebungen. Vgl. Lex. Theol.
u. Kirche 2. Aufl. (1960) IV Sp. 879.

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