http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0043
Vom archivalischen Standpunkt aus waren Hansjakobs Anforderungen recht
anspruchsvoll. Der Archivvorstand, Franz Ludwig Baumann14, tat das zunächst
Erforderliche: er beauftragte den Kanzleirat Schelble, das treue Faktotum des
Archivs, mit der Zusammenstellung der Archivalien, wobei sich dann wie
erwartet eine Menge ergab, die von Donaueschingen nach Freiburg mit der
Post zu spedieren den archivalischen Maximen auch der neuen Riezler-Bau-
mann'schen Aera widersprach15. Am 2. Dezember 1892 raffte sich B a u m a n n
zu einer ersten Antwort auf. Er wies zunächst darauf hin, was Hansjakob
offenbar entgangen war, daß inzwischen das Material bis 1509 in den sieben
Bänden des Fürstenbergischen Urkundenbuches (1877 1891) gedruckt sei, und
fügte für die jüngeren Archivalien hinzu:
„Von 1510 an liegt über diese Orte [wie Hansjakob sie bezeichnet hatte] in
dem f. Archive eine solche Menge von Archivalien in allen Archivabteilungen
zerstreut, daß an eine Übersendung derselben nicht gedacht werden
kann. Das fürstliche Archiv versendet, wie die meisten übrigen deutschen
Archive, wohl Urkunden und Akten, immerhin aber nur ausnahmsweise.
Die deutschen Archive lassen [den] Archivbenützer in ihren Arbeitsräumen
die für ihn in Betracht kommenden Akten einsehen und studieren und sind
bereit, solche Stücke, die für denselben von besonderer Bedeutung sind
oder deren Bearbeitung an Ort und Stelle ihm zuviel Zeit kosten würde, zu
seiner Erleichterung an ein Archiv oder eine Bibliothek seines Wohnortes
zu senden. Das f. Archiv wird Ihnen hier mit voller Bereitwilligkeit sämtliche
von Ihnen gewünschten Akten zur Einsicht und zur Bearbeitung vorlegen
und einzelne von Ihnen daraus bestimmte Stücke gern gen Freiburg
an das Stadtarchiv senden."
Hansjakob hätte nicht Hansjakob sein müssen, wenn er sich so leicht von
seinen Benützerwünschen hätte abbringen lassen. Die Sache war ihm offenbar
w chtig, vielleicht hat auch der aus dem Brief Baumanns erkennbare leise
Widerstand den bekanntermaßen zu Halsstarrigkeit neigenden Volksinann,
der er längst war, gereizt. Schon am 4. Dezember 1892 ging ein Brief aus Freiburg
an den „sehr verehrten Herrn Archiv rath" ab, dessen streng katholische
Einstellung Hansjakob gewiß kannte; Baumanns aus politischen Gründen gescheiterte
akademische Ambitionen waren landläufig bekannt16. Der Ton ist
denn auch recht verbindlich:
„Gestatten Sie mir, Ihr verehrl. Schreiben vom 3. dM. sofort zu beantworten:
Ich bin augenleidend u. kann in Pausen höchstens 3 St. lesen im Tag;
ein Aufenthalt in Donaueschingen zum Zweck der Einsicht wäre also zu zeitraubend
, weil ich uno tempore nicht viel arbeiten könnte.
Ich will aber meine Bitte so restringieren, daß Sie mir gewiß willfaren
können. Zunächst bemerke ich, daß es sich nicht um eine historische Arbeit
14 Uber ihn NDB. I (1953) S. 652 u. zuletzt meine Studie über Baumanns Edition der Urkunden von
Allerheiligen, in: Festschrift Karl Schib (Schaffhauser Beitr. z. vaterländ. Gesch. 45, 1968) S. 382 ff.
mit weiteren Nachweisen..
15 Uber Siegmund Riezler als Vorgänger Baumanns am Donaueschinger Archiv ebd. S. 385 f.
lß Unbekanntes Material dazu enthalten die Briefe Baumanns an Aloys Schulte, der seinerseits
kurze Zeit Archivadjunkt in Donaueschingen gewesen war, bevor er zum Bad. Generallandesarchiv
Karlsruhe überwechselte (Nachlaß Schulte in der Univ. Bibl. Bonn, auf den mich Prof.
Max Braubach, Bonn, freundlicherweise aufmerksam machte).
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