Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 49
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0051
„Da dieselbe (:d. h. die Univ.-Bibliothek :) aber ziemlich weit von mir
wegliegt und ich wegen Nervenschwäche oft nicht gehen kann, so möchte
ich bitten, gefälligst die Überführung der Akten an das Stadt-Archiv, welches
nur wenige Schritte von meinem Pfarrhaus entfernt ist, zu veranlassen.
Die Universitätsbibliothek hat zudem Dampfheizung, die ich gesundheitlich
nicht ertrage.

H a n s j akob."

Der Direktor des Generallandesarchivs, Karl Obser41, ging auch auf die
neue Bitte mehr als entgegenkommend ein: man werde veranlassen, daß
Hansjakob die Akten in seinem Pfarrhaus benutzen könne „in der Annahme,
daß Sie für möglichst feuersichere Verwahrung und baldige Erledigung Sorge
tragen werden". Dafür bedankte sich Hansjakob anläßlich der Rückgabe der
Akten in einem kurzen Brief vom 19. Mai 1910.

Zwei Jahre später finden wir Hansjakob letztmals als Archivbenützer,
diesmal sozusagen auf mittelbaren Wegen. Nach einer Aktennotiz in den Be-
nützerakten des CLArchivs vom 24. August 1912 hat der Oberpostkassenren-
dant Dr. Kempf42 in Karlsruhe für den Stadtpfarrer Hansjakob die Akten
von Haslach i. K. — offenbar jüngere Spezialakten — durchgesehen und darum
ersucht, das Aktenheft 75 der Einlieferung des Großherzogl. Bezirksamts
Wolfach 1908 Nr. 100, Erbauung und Unterhaltung der Loretto-Capelle in
Haslach 1660 1759 betr., auf die Dauer von sechs Wochen an das Kath. Pfarramt
St. Martin in Freiburg zu senden. Diesem Wunsche wurde entsprochen.
Die Rückgabe erfolgte am 29. August, wiederum also in kürzester Frist. Diesmal
nahm sich Hans jakob aber nicht die Zeit, ein eigenes Handschreiben beizufügen
; in seinem Auftrag erledigte der Sekretär Intlekofer43 das Geschäft.
Mit seiner Unterschrift schließen die Karlsruher Akten.

Was Hansjakob mit seinen archivalischeu Exzerpten angefangen hat, liegt
offen zu J age: der Sioff kehrt, dichterisch ausgeschmückt und mitunter recht
großzügig angereichert, in seinen Erzählungen wieder. Diesen Umwandlungsprozeß
im einzelneu zu untersuchen, ist nicht unsere heutige Aufgabe. Festzustellen
haben wir nur, daß Ilansjakob die historischen Quellen, wie und wo
sie ihm nur immer zugänglich waren, benutzt und ausgeschöpft hat. Erinnern
wir uns an seine Bemerkung im Brief an Baumann vom 7. Dezember 1892: ihm
sei nicht leid, wenn über die Burgen Schnellingen und Heidburg keine Archi-
valieu vorhanden seien, „d en n da ka n n ich ungenierter dichte n".
Dies scheint uns der Schlüssel zum GeschichtsVerständnis Hansjakobs zu sein,
wenigstens dort, wo er uns nicht mehr wie in den Anfangs jähren als Orts- und
Landschaftshistoriker, sondern als Schriftsteller entgegentritt. Wo die historischen
Quellen sprechen, sind sie, wenn auch wohl nicht buchstäblich, so doch den
historischen Fakten gemäß ausschlaggebend; wo sie schweigen, darf der Dichter
das Seinige hinzutun. „Dichten" bedeutet hier bei Hansjakob, der immer wieder
betonte, kein Dichter, sondern eben Volksschriftsteller zu sein, die Phantasie in
künstlerischer Form walten zu lassen. Aber damit ging er nicht so weit, der
puren Erfindung Zügel schießen zu lassen. Denn wo sich Stoff in archivalischeu

41 Dr. Karl Obser (1860—1944); vgl. ZGOberrhein 96 (1948) S. 1 ff.

42 Dr. Karl Johann Kempf ist mehrfach als Freund Hansjakobs mit Würdigungen desselben hervorgetreten
, so 1917 mit einer Schrift über „Heinrich Hansjakob, sein Leben, Wirken und Dichten"
(1917); weitere Titelangaben bei Auer (Anm. 1) S. 30.

43 August Intlekofer, Archivassistent.

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