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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 53
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Reichskirchen durch die Herrscher bieten. Wenn wir dabei in erster Linie Aufschlüsse
für die Zeit der Ottonen und frühen Salier erhoffen, so empfiehlt
es sich doch, daß wir zunächst kurz auf die karolingischen Voraussetzungen
zurückgreifen.

Wenn man bedenkt, daß die fränkischen Herrscher seit der Niederwerfung
des alten alemannischen Herzogtumes im Jahre 746 über bedeutende Besitzungen
in Alemannien verfügen konnten, ist es überraschend, daß sie hier für
lange Zeit keine einzige Pfalz unterhielten, und bezeichnend, daß darauf die
ersten Pfalzen zunächst auf das linke Rheinufer, das Elsaß, beschränkt bleiben
. Noch unter Karl dem Großen sind nur Brumath, nördlich von Straßburg,
und Schlettstadt, südlich von Straßburg, als Königspfalzen bezeugt, beide in
den Urkunden palatia publica genannt4. Schlettstadt ragt insofern hervor,
als Karl im Jahre 775 hier auf dem Wege nach Italien sogar das Weihnachtsfest
feierte. Er hat daneben noch vorzügliche Beziehungen zur Reichenau und zu
Straßburg unterhalten, die ihrerseits durch ihre Äbte und Bischöfe eng miteinander
verbunden waren. In engem Zusammenwirken mit dem Königshof
griff außerdem die alte Königsabtei Saint-Denis über eine Reihe von Kloster-
und Zellengründungen bis nach Esslingen am Neckar und Herbrechtingen an
der Brenz tief nach Alemannien hinein. Man sieht also: noch unter Karl dem
Großen nimmt Alemannien nach Ausweis seines Itinerars eine ausgesprochene
Randlage ein. Es wird politisch von Westen her erfaßt; dementsprechend er-
scheint das Elsaß als fränkisches Glacis für Alemannien, von dem aus im wesentlichen
mehrere große Kirchen mit dem christlichen zugleich den königlichen
Einfluß im Land verankern. Es ist bemerkenswert, daß in dieser Zeit
auf alemannischem Boden noch kein Reichstag abgehalten wird; die Unternehmungen
gegen Herzog Tassilo von Bayern wie die Italienzüge werden vom
fränkischen Worms aus eingeleitet. Worms erscheint also zunächst als die maßgebliche
Pfalz für die Angelegenheiten des Südens und des Südostens5.

Unter Ludwig dem Frommen zeichnet sich insofern eine Veränderung ab,
als wir jetzt auch im rechtsrheinischen Alemannien von Pfalzen hören, die der
König aufsucht: so Bodman, das 839 zum erstenmal als palatium regium genannt
wird6, offensichtlich wichtig wegen seiner Nähe zur Reichenau und zu
Konstanz, und Augsburg, wo Ludwig der Fromme 832 einen Gerichtstag abhielt7
. Doch trat damit noch keine wesentliche Verschiebung ein: der Schwerpunkt
blieb jedenfalls weiterhin im Westen, und Straßburg behielt seine
zentrale Stellung bei.

Dies änderte sich — und zwar endgültig mit der Teilung des großfränkischen
Reiches und der Verselbständigung seiner Teile: durch sie erhielt Alemannien
einen neuen geographischen Sinn. Da es zum Reichsteil Ludwigs des
Deutschen geschlagen wurde, der sich anschickte, seine Herrschaft von Bayern
aus zum ostfränkischen Reich auszubauen, wurde es plötzlich nicht mehr vom
Westen, sondern vom Osten aus herrschaftlich erfaßt. Damit verlor das Elsaß
seine alte Bedeutung als fränkisches Vorfeld, und statt dessen wurde das östliche
Oberschwaben bzw. Bayerisch-Schwaben wichtig als Bindeglied zwischen

4 Brumath erscheint bereits im Mai 770 unter Karlmann II. als palatium publicum: BM2
126, unter Karl dem Großen 772 (BM2 149), Schlettstadt 775: BM2 199 und 200 a.

5 Dazu P. C 1 a s s e n , Bemerkungen zur Pfalzenforschung am Mittelrhein, in: Deutsche Königspfalzen
(sowie Anm. 1), bes. S. 88.

o BM2 989 a/b H bis 993.
7 BM2 899 d.

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