Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 56
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0058
in Franken und in Schwaben, und es sind auch wieder aus ähnlichen Gründen
wie unter Ludwig dem Kind im wesentlichen Pfalzen, an denen sich sein
Hof aufhielt: in Schwaben vor allem in Bodman und in Lllm14. Ein Aufenthalt
führt in das bischöfliche Straßburg;, ein anderer nach Konstanz, wo Konrad im
Jahre 911 sogar zusammen mit dem Bischof das Weihnachtsfest feierte. Sieht
man näher zu, so konzentrieren sich diese Aufenthalte auf die Jahre 911, 912
und 913 danach hören sie plötzlich auf. Obwohl Bischof Salomo treu auf
der Seite des Königs verharrt, beginnt das Land sich plötzlich dem König zu
entziehen. In der Zwischenzeit waren ihm nämlich in den einheimischen Grafen
Krchanger und Berthold, die den Stamm unter ihrer Führung zu vereinigen
strebten, gefährliche Gegner erwachsen, deren Aufstieg Konrad vergeblich zu
verhindern suchte. Da sie in seinen Augen reine LIsurpatoren waren, rief er als
seine stärkste Verbündete die Kirche gegen sie um Hilfe an. Sie kam ihm auch
zu Hilfe, indem sie 916 auf der Synode von Hohenaltheim die Königsgegner
verurteilte und jeden Angriff auf den König als den Gesalbten des Herrn mit
schweren kirchlichen Strafen bedrohte15. Die Verbindung des Königs mit der
Kirche blieb also in dieser Zeit d er äußersten Bedrohung intakt — und dennoch
konnte auch sie nicht verhindern, daß der König im Kampf gegen die neuen
St ammesgewalten scheiterte. Wie bekannt, setzte sich nicht anders als in Sachsen
und Bayern schließlich auch in Schwaben noch unter Konrad I. das Stam-
mesherzogtum durch.

Es dauert nicht lange, da finden wir den schwäbischen Herzog in Bodman
und auf dem Hohentwiel. Das heißt: alte Königspfalzen und Königsgut sind
mit der Verdrängung des Königs plötzlich Herzogsgut geworden, ohne daß
die Anhänger des Königs etwas daran ändern konnten. Der Bischof von Konstanz
und Abt von St. Gallen, der Abt der Reichenau und die übrige Geistlichkeit
sahen sich gezwungen, den neuen Herzog anzuerkennen. Seine Ab
lehnung hätte ihnen auf die Dauer die Erfüllung ihrer geistlichen Aufgaben
unmöglich gemacht.

Dieser LImschlag, der unter Konrad I. an der Schwelle zum neuen schwäbischen
Stammesherzogtum und damit zugleich an der Schwelle zum deutschen
Reich der Ottonen eintrat, offenbart die besondere Problematik, die der Ver
bindung des Königtums mit der mittelalterlichen Kirche innewohnte. Beide
fühlten sich durch den göttlichen Auftrag verbunden, die ihnen anvertrauten
Gläubigen, die fideles Dei et regis, zum ewigen Leben hinzuführen. Beide dien
ten dieser Aufgabe mit ihren eigenen Mitteln: der König durch Gebot und
Gesetz, die Kirche durch Gebet und Gottesdienst. Thre innere Zuordnung war
wohlbegründet, und ihre äußeren Interessen ergänzten sich. Theoretisch warf
ihr gegenseitiges Verhältnis vor dem Investiturstreit keine Probleme auf. Es
hat sich auch praktisch im allgemeinen bewährt, setzte aber voraus, daß sich
nicht eine dritte Macht zwischen sie schob. Eben dies geschah aber mit der
Entstehung des Stammesherzogtums kurz nach 900 in Schwaben16. Da es sich
gegen den Widerstand des Königstums durchsetzte und die Kirche an der Ver
bindung mit dem König festhielt, wurde diese Verbindung mehr und mehr
blockiert. Es zeigte sich, daß die Kirche auf die Dauer außerstande war, ihre

14 In Bodman 912 Jan. und Sept., in Ulm 912 Jan. und Okt.

15 Vgl. M. H e 1 1 m a n n, Die Synode von Hohenaltheim, HJb. 73 (1954), 128 ff., abgedr. in: Die
Entstehung des deutschen Reiches, hrsg. v. H. Kämpf, Wege der Forschung 1 (1956), 289 ff.

lß Dazu grundlegend: G. Teilenbach, Königtum und Stämme in der Werdezeit des deutschen
Reiches (1939)" S. 70 ff.

56


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0058