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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 57
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0059
Funktionen im Gegensatz zur Stammesgewalt zu erfüllen. Sie war deshalb gezwungen
, ihren Frieden mit dem Herzog zu machen, ohne sich deshalb jedoch
gegen den König zu stellen, in dem sie auch weiterhin den berufenen Schützer
der Kirche sah. So lag es in der Natur ihrer Aufgabe, daß sie die Verbindung
zu beiden, dem König wie dem Stammesherzog, suchte. Ihr Ausgleich lag in
ihrem eigenen Interesse, wie er zugleich im Interesse des Reiches lag.

Wir berühren damit eine entscheidende Voraussetzung für den Ausbau
und die geschichtliche Bedeutung der sogenannten ottonischen Reichskirche -
eine Voraussetzung, die bereits erkennbar wird, noch ehe die ottonische Reichskirche
zur Entfaltung kam. Man sieht, wie tief sie historisch begründet war.

Wenden wir uns nunmehr den Ottonen zu, so fragen wir zunächst wieder
nach ihren wichtigsten Stützpunkten im Stammesherzogtum Schwaben, ihrem
Verhältnis zu den Pfalzen und den großen Reichskirchen. Dabei fällt jetzt ins
Gewicht, daß durch den Wechsel des Königshauses eine ganz neue Situation
eingetreten ist17. Der Machtkern der Ottonen lag im Norden; er umschloß das
sächsische und das fränkische Stammesgebiet, strahlte aber von dort bald weiter
aus. So hat König Heinrich I., nachdem er sich anfangs im Herzogtum
Schwaben mit der bloßen Anerkennung seiner Oberhoheit durch Herzog
Burchard hatte begnügen müssen, nach dem Tod Herzog Burchards im Jahre
926 seinen Einfluß verstärkt, indem er den fränkischen Konradiner Hermann
als neuen Herzog einsetzte, der auf ihn angewiesen blieb, und indem er gleichzeitig
mit den großen Reichsklöstern in Verbindung trat. Das heißt: er nahm
dem neuen He rzog als erstes die Verfügung über die Reichskirchen wieder aus
der Hand18. Vom Besuch einer Pfalz in Schwaben hören wir unter Heinrich I.
jedoch noch nichts, und wie wir in der Folgezeit feststellen können, bleiben mehrere
der alten Pfalzen, vor allem Bodman und Waiblingen mit reichem Königs-
gut dem Königtum entweder für immer oder für Jahrhunderte entzogen. Während
die Pfalzen also noch im Hintergrund bleiben, hören wir jedoch von einem
Besuch Heinrichs auf der Reichenau19 und von einem Aufenthalt in der Bischofsstadt
Straßburg, wo er im Jahre 929 das Weihnachtsfest beging20. Es ist
bemerkenswert, daß die schwäbischen Reichskirchen nicht nur He inri ch I. wieder
zur Verfügung standen, sondern daß sie offenbar auch seine ersten und
sichersten Stützpunkte im Fände waren.

Otto der Große hat diese Verbindung noch verstärkt. Er hat freilich nach
den ersten kritischen Jahren seine Herrschaft überhaupt intensiviert und dafür
gesorgt, daß sie in Schwaben nicht anders als im übrigen Reich zur Geltung
kam. Dementsprechend hielt er sich auch wieder in Pfalzen auf, und zwar im
Südwesten mit besonderer Häufigkeit in Erstein21, südlich von Straßburg, das
jetzt neu als Königspfalz erscheint und offensichtlich die karolingische Pfalz
Schlettstadt ablöst und vor allem in Augsburg, wo er in Bischof Udalrich

17 Dies betont mit Recht C. Brühl, Fodrum, Gistum, Servitium regis 1 (1968), 116 ff.
^ H, Büttner, Heinrichs I. Südwest und Westnolitik, hrsg. vom Konstanzer Arbeitskreis zur
mittelalterl. Gesch. (1964), S. 49 f.

19 Nachgewiesen von K. S c h m i d, Neue Quellen zum Verständnis des Adels im 10. Jh., ZGORh
108 (i960), 186 ff.

20 BO 24 a.

21 Vgl. R. F r i e d e 1, Geschichte des Fleckens Erstein (Erstein 1927) u. P. Scheffer Boich-
o r s t, Zur Geschichte der Reichsabtei Erstein, ZGORh NF 6 (1889); zu den Königsbesuchen: H. J
Rieckenberg, Königsstraße und Königsgut in liudolfingischer und frühsalischer Zeit, AUF 17
(1941), 64 ff., selbstd. Neudruck (1965), S. 33 ff.

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