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einen seiner getreuesten und lautersten Anhänger besaß. In Augsburg hielt er
eine Reichsversammliing ab; hier versammelte er sein Heer für den zweiten
Italienzng; es wurde überhaupt die wichtigste Pfalz für alle Angelegenheiten,
die sich auf Italien bezogen. Sowohl bei Augsburg wie bei Erstem spielt die
Lage an wichtigen Nord-Süd-Verbindungen eine wesentliche Rolle. Ottos gute
Beziehungen zur Reichskirche drücken sich neben zahlreichen Cunsterweisen
in seinen Besuchen von Straßburg, Konstanz, der Reichenau und St. Gallen aus.
Auch unter Otto II. und Otto III. bleiben Augsburg und Erstein, gefolgt
von dem karolingischen Brumath, die wichtigsten Ottonenpfalzen in Schwaben.
Bei Brumath ist von besonderem Interesse, daß das Münzrecht von Otto III.
dem Kloster Lorsch übertragen war22, ähnlich wie Besitz, wenn nicht gar die
uilla regia in Ulm der Reichenau: in beiden Fällen anscheinend zu dem gleichen
Zweck, daß die Reichsklöster für Pflege und Unterhalt der Pfalz zu sorgen
hatten. Dafür wurden beide vor kostspieligen königlichen Besuchen verschont.
Die Tendenz ist jedenfalls erkennbar, daß der König sich in Schwaben in zunehmendem
Maße auf die Reichskirchen stützt.
Griffen die ersten Ottonen damit in gewissem Maße im Südwesten der allgemeinen
Entwicklung voraus, so hat Heinrich IL diese Tendenz, die unter
ihm bekanntlich zum beherrschenden Grundzug der königlichen Politik im ganzen
Reich geworden ist, auch hier konsequent weiterverfolgt. AViederum genügt
sein Itinerar, um die Steigerung sichtbar zu machen. Es zeigt LIeinrich wie seine
Vorgänger zunächst noch in Erstein. dann aber immer häufiger in Straßburg,
das im Zusammenhang mit seiner Burgundpolitik eine dominierende Bedeutung
gewinnt. Diese Burgundpolitik führt unter anderem zum Erwerb von
Basel, dessen Bischof sofort mit reichen Schenkungen bedacht wird, der dafür
aber auch den König wiederholt in seiner Pfalz beherbergen und bewirten
muß23. Und während Augsburg seine beherrschende Stellung für Italien behält
, tritt jetzt während der Italienzüge auch die Pfalz Zürich stärker hervor.
So zeigt sich alles in allem eine Verschiebung an, hinter der eine beziehungsreiche
Verlagerung der Gewichte erkennbar wird. Man sieht: Straßburg schiebt
sich vor Erstein, Augsburg vor Ulm, Basel vor Zürich die Bischofsstadt hat
der Pfalz den Rang abgelaufen. Gewiß werden auch die Pfalzen noch weiter
aufgesucht, und in späteren Jahren, unter den späten Saliern und vor allem
unter den Staufern sollten sie unter neuen Voraussetzungen sogar eine neue
Blüte erleben, aber in der Zeit der Ottonen und der ersten Salier, der großen
Zeit der deutschen Reichskirche, räumen sie den Bischofsstädten, die ja zugleich
Pfalzorte sind, den ersten Platz ein. Von den alten Pfalzen hat manche stark an
Bedeutung verloren, und das sie umgebende Königsgut ist vielfach als Schenkung
in den Besitz einer der großen Kirchen übergegangen: als Dank für geleistete
Diensie und als Ansporn und Grundlage künftiger Leistungen. Die
Königsschenkungen entsprechen damit in ihrer Aussage dem Itinerar, und sie
entsprechen vor allem der großen Politik der Könige, an der die Bischöfe in
hervorragendem Maße beteiligt waren. Sie und ihre Kirchen sind seit Otto dem
Großen die wichtigsten Stützen des Königtums der Ottonen und Salier geworden
. AVesentlich mit ihrer Hilfe ist es den Königen gelungen, auch das
Stammesherzogtum in ihre Herrschaft einzuordnen. Es ist daher symptomatisch
für die ottonische Zuordnung von König, Bischof und Herzog und ihre Reali-
22 DO III 371.
23 Rieckenberg, Königsstraße (wie Anm. 21), S. 83 bzw. 52.
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