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und Ammann-Metz (13) auf sorgfältiger Quellenbasis sind erst neuerdings
mancherlei wertvolle Einzelergebnisse und wohlbegriindete Überlegungen
zu verdanken.
Hohengeroldseck im 17. und 18. Jahrhundert unter dem Grafen Cronberg
und dem gräflichen Haus von der Leven rückte erst spät ins Blickfeld der
Forschung. K1 e i n s c h m i d t (6) stand mit seinem Beitrag, der zudem bis heute
meist übersehen wird, lange allein da. In großem Abstand folgten wenige
weitere Abhandlungen (14). Zur entscheidenden Ursache für das Ende der
Leven als regierendes Fürstenhaus auf dem Wiener Kongreß stieß erstmals
1969 Scharwath (15) aus rheinisch-moselländischer Sicht vor.
Nur in loser Verbindung mit der engeren Geroldsecker Geschichte, manchmal
sogar ganz isoliert, wird der Übergang von Hohengeroldseck (Fürstentum
von der Leven) an Baden als eines der Ergebnisse des Aachener Kongresses
1818 behandelt. Am frühesten hat darüber Varnhagen von Ense (16)
aus persönlichem Miterleben sowie unter ausführlicher Verwendung der Berichte
Tettenborns 1859 berichtet. Seine größtenteils zuverlässigen Erinnerungen
dienten 1879 Treitschke (17) als wichtige, mit der ihm eigenen
Spottlust gegen alles Nichtpreufiische ausgewertete Quelle. Von Varnhagen
zehrte noch 1948 Haebler (18). Aufgrund umfassender Aktenforschungen
würdigten Andreas (19) schon 1912 die staatsmännische Leistung Reitzen-
steins für Baden in weitgespanntem Rahmen, wobei sich Hohengeroldseck nur
streifen ließ, Schnabel (20) 1927 in einer Biographie, ohne den Aachener
Kongreß einzubeziehen.
Diese Literatur ist gewiß reichhaltig, aber ungleichmäßig. Insbesondere
ist der Zusammenhang vom Ausgang der Geroldsecker bis zur Eingliederung
der Grafschaft Hohengeroldseck in das Grofiherzogtum Baden noch nicht ausreichend
ergründet und in seinem Ablauf untersucht. Deshalb unternimmt es
dieser Aufsatz, den ungewöhnlich langen und gewundenen, manchmal von Nebenpfaden
begleiteten oder überquerten Weg, der Hohengeroldseck von 1603
bis 1831 beschieden war, in seinem ganzen Verlauf knapp und übersichtlich zu
zeichnen und den ständigen badischen Anspruch herauszuarbeiten. Erst aus der
an sich selbstverständlichen kritischen Distanz ergaben sich die tatsächlichen -
bisher nicht gerade unbekannten, aber meist von allerlei Beiwerk überwucherten
und daher unbeachtet gebliebenen — Leitlinien. Sie lassen das frühzeitig
begonnene Spiel der Kräfte in der höheren Politik Österreichs und Badens und
ihrer Dynastien um Hohengeroldseck erkennen. Breiteren Raum beanspruchen
das Interesse, das innerhalb von nur zwölf Jahren Napoleon, der Freiherr
vom Stein und Metternich an Hohengeroldseck nahmen, und die Verknüpfung
des Schwarzwälder Territoriums mit der zwischen 1815 und 1818
für ganz Baden gestellten, schließlich von Reitzenstein und Tettenborn als
badischen Staatsmännern gemeisterten Existenzfrage samt ihrem Nachspiel.
Verwertet wurden dazu die bereits genannte Literatur, außerdem die nur in
den Anmerkungen nachgewiesenen Veröffentlichungen. Einige Urkunden
und Akten aus dem Badischen Generallandesarchiv in Karlsruhe, die der Verfasser
dank dem Entgegenkommen der Direktion einsehen konnte, trugen
viel zur Klärung bestimmter Fragen bei1,
i Als wichtigste Archivalien aus Beständen des Badischen Generallandesarchivs in Karlsruhe wurden
ausgewertet: 46/5386, 46/5411, 48/5616, 48/6800, 48/6801, 79/2711, 79/2713, 79/2714, 111/49,
111/102, 233/2701, 233/32556.
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