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rufliche Tatsache, daß sie nunmehr mit dem Kern ihrer Herrschaft Vasallen
der habsburgischen Erzherzoge als der Landesfürsten in Vorderösterreich geworden
waren. Trotz allem blieb ihre Reichsstandschaft durch Eintrag in die
Reichsmatrikel seit 1521 garantiert.
Quirin Gangolf von Hohengeroldseck nahm als Obrist einer von ihm geworbenen
Söldnertruppe im Heer des Pfalzgrafen Wolfgang von Zweibrük-
ken auf hugenottischer Seite an den französischen Religionskämpfen teil. Er
fiel im Juli 1569 im Gefecht bei Montauban (am Tarn)3, gleichzeitig mit seinem
Vetter Walther. Überraschend war deshalb Jakob, Quirin Gangolfs Sohn, nunmehr
der einzige seines Stammes und Namens. Seit 1584 war Jakob mündig
und regierender Herr von Hohengeroldseck „und Sulz", wie er sich zusätzlich
nach einem von seiner Mutter ererbten Titel nannte. Von Jakobs Ehe, die er
im selben Jahr mit Barbara von Rappoltstein schloß, hing der Fortbestand
der Geroldsecker überhaupt und ihres Territoriums ab. Seit etwa 1600 wurde
von Jahr zu Jahr offensichtlicher, daß die 1593 geborene Tochter Anna Maria
das einzige Kind des Ehepaares blieb.
Das Ringen um die Erbschaft des letzten Gcroldseckers
Damit rückte der Heimfall der mann lehnbaren Bestandteile der Herrschaft
an das Reich und an das Haus Österreich nach dem Tod Jakobs deutlich näher.
Die Habsburger leiteten frühzeitig alles in die Wege, um die Herrschaft
lehnsrechtlich an sich zu bringen. Bereits am 2. August 1603 erteilte Kaiser
Rudolf II. dem Erzherzog Maximilian, seinem Bruder, auf dessen Bitte vom
10. März 1603 als Landesfürsten in Tirol und in den habsburgischen Vorlanden
die Anwartschaft auf die Geroldsecker Reichslehen; die Exspektanz wurde
1613 von Kaiser Matthias bestätigt. Jakob von Hohengeroldseck war indessen
eifrig bestrebt, seine Herrschaft als Ganzes seiner Tochter zu vererben und
überhaupt die weibliche Erbfolge zu sichern. Da er vermutlich von der habsburgischen
Absicht erfahren hatte, wandte er sich erstmals mit seinem Wunsch
am 14. Mai 1604 an den Kaiser. Die Erbfolge in Hohengeroldseck war damit
zu einer dynastisch-politischen Frage geworden. Der kaiserliche Exspektanz
brief für Maximilian von 1603 stand also am Anfang des eigentlichen Schicksals
, das dem kleinen Territorium in den nächsten zweihundert Jahren beschieden
war.
Da das regierende Haus und die Untertanen von Hohengeroldseck lutherisch
waren, gerieten sie und die Erbfolgefrage bald auch noch in die gewaltige
konfessionelle Spannung, die 1618 zum Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen
evangelischen und katholischen Reichsständen führte. Weder Rudolf IT.
noch Matthias gingen als katholische Reichsoberhäupter jemals auf den Wunsch
Jakobs ein. Überraschend schien der Geroldsecker sein Ziel allerdings erreicht
zu haben, als ihm Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz als Reichsvikar in der
Zeit zwischen dem Tod des Kaisers Matthias (20. März 1619) und der Wahl
Ferdinands II. (28. August 1619) von Reichs wegen die volle lehnsherrliche
Zustimmung zur weiblichen Erbfolge verbriefte. Aber diese Urkunde wurde
schon vom nächsten Habsburger auf dem Kaiserthron, Ferdinand IL, verworfen
. Hartnäckig verfolgten der Kaiser und der letzte Geroldsecker deshalb
3 Noch nicht einwandfrei geklärt werden konnte die Frage, ob Quirin Gangolf und Wallher von
Geroldseck am 19. Juli 1569 in der Schlacht bei Montauban oder am 3. Oktober 1569 in der
Schlacht (im Gefecht?) bei Montcontour gefallen sind.
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