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konserviert w urde, entsprach diese Absicht durchaus dem Wunsch Jakobs von
Ceroldseck. Tatsächlich wich sie aber erheblich davon ab, weil sie die erstrebte
weibliche Lehnsnachfolge ausschloß und die Reichsvikariatsurkunde von 1619
endgültig wertlos werden ließ. Sie schlug sogar in volles Unrecht gegenüber
dem letzten Geroldsecker und seinen rechtmäßigen Erben um, weil sie sich
zu den Lehnsgütern die Allodialgiiter anmaßte.
Dagegen kannte der 1649 begründete badische Anspruch nur das Ziel,
das Ceroldsecker Eigentum und die persönlichen Verlassenschaften Jakobs
und Anna Marias von Geroldseck privatrechtlich als Erbgut für die Dynastie
zu erlangen, auch wenn sich daraus eine Teilung des Territoriums ergeben
mußte.
Die GrafschaftHohengeroldseck unter cronbergisch er
und leyenscher Herrschaft
Kraft Adolf Otto war seit 1650 regierender Graf von Gronberg und Hohen-
geroldseck. Seinem Schwarzwälder Territorium blieb er fremd, wahrscheinlich
hat er es niemals betreten. Selbst der Streubesitz (darunter ein Anteil an
der Herrschaft Binzburg), den sein Vater in der Ortenau erheiratet und ihm
vererbt hatte, vermochte ihn nicht zu binden. Die andere Hälfte der Vogtei
Berghaupten ging ihm schon 1634, schließlich nach langwierigen Prozessen
1687 verloren, weil der Bischof von Straßburg sie nach dem Tod des letzten
Geroldseckers als erledigtes Lehen einzog und weiterverlehnte. Aus zwei
Ehen hatte der Gronberger keine erbberechtigten Kinder. Auch andere Gron-
berger als qualifizierte Lehnsnachfolger existierten nicht. Deshalb rückte das
Schicksal des mann lehnbaren Hohengeroldsecker Landes bald abermals stärker
in das Blickfeld der habsburgischen Politik.
Kaiser Leopold L sicherte 1663 dem Erzherzog Franz Sigismund, Landesfürsten
in Tirol und Vorderösterreich, die Anwartschaft auf Hohengeroldseck
zu. Sie wurde schon 1665 mit dem Tod des Erzherzogs hinfällig. Infolgedessen
wurde die Grafschaft 1667 auf Bitten des Trierer Erzbischofs und Kurfürsten
Garl Gaspar von der Leyen (1652—1676) dem reichsfreiherrlichen Haus von
der Leyen verheißen; eine frühere, diesem Haus angeblich 1636 erteilte Ex-
spektanz ist nicht nachweisbar. Überraschend schien sich 1668 eine gütliche
Einigung des Kaisers mit Baden-Durlach anzubahnen ein Zeichen der
schwankenden Haltung am Wiener Hof. Aber 1673 wurden die von der Leyen
endgültig für die Lehnsnachfolge bestimmt.
Nach einem unsteten, zerrütteten Leben starb Kraft Adolf Otto 1692 als
einziger Graf von Gronberg und Hohengeroldseck. Unverzüglich wurde getreu
dem Exspektanzbrief von 1673 Reichsfreiherr Garl Gaspar von der Leyen
von Kaiser Leopold I. mit Hohengeroldseck belehnt. Daß dieser Vorgang 1693
nochmals bekräftigt wurde, war Ausdruck der kaiserlichen Entschlossenheit,
die vom badischen Markgrafen Friedrich Magnus usurpierte Herrschaft über
das Geroldsecker Allodialgut zu brechen. Tat sächlich mußte Baden 1697 der
vom Kaiser eingesetzten Waffengewalt weichen. Die Belehnung Leyens wurde
durch den Antritt seiner Herrschaft unwiderruflich vollzogen.
Der ältere Besitz der edelfreien, seit 1653 reichsfreiherrlichen Familie von
der Leyen bestand aus verschiedenartigen, weithin zerstreuten Teilen linksrheinisch
an der Mosel und der Blies, am Glan und am mittleren Rhein, rechtsrheinisch
an der Lahn. Diese Splitter wurden lange von Koblenz aus, dem
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