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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 76
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Thronfolge der Hochberger, die Unteilbarkeit des Großherzogtums, die Abtretung
von Steinfeld und den Erwerb von Hohengeroldseck, außerdem die
Aufhebung aller früheren Abreden über den „Heimfall" der rechtsrheinischen
Pfalz an Bayern und des Breisgaues an Österreich. Am 8. Dezember 1818 starb
Großherzog Karl, Nachfolger wurde Ludwig, der letzte Markgraf aus der
ersten Ehe Karl Friedrichs.

Bayern war weder damals noch später mit diesen Vereinbarungen einverstanden
. Aber es nahm alles, was ihm in Aachen verheißen worden war: das
Amt Steinfeld aus der Hand Österreichs zur Abgeltung, dazu 100 000 Gulden
„ewige Jahrrente", die ihm dann Österreich jährlich bis 1918 als Entschädigung
für die nichterlangten badischen Gebiete zahlte.

Die in Aachen vereinbarten Gebietsveränderungen wurden im Staatsvertrag
zwischen Österreich und Baden vom 10. Juli 1819 näher bestimmt und von
der Territorialkommission des Deutschen Bundes in Frankfurt am Main im
Rezeß vom 20. Juli 1819 bestätigt. Damit waren die Voraussetzungen für den
Schlußakt geschaffen. Ende September 1819 wurde in Wertheim das exkla-
vierte Amt Steinfeld19 dem österreichischen Kommissar Paul Anton Freiherrn
von Handel übergeben. Von ihm übernahm am 4. Oktober 1819 in Seelbach
der Offenburger Kreisdirektor Heinrich Wilhelm Kirn als Besitzergreifungskommissär
die Grafschaft Hohengeroldseck, die von diesem Tag an badisches
Staatsgebiet war.

Ein letztes Mal griff Bayern 1825, nach dem Regierungsantritt König Ludwigs
L, seinen vermeintlichen Anspruch auf die rechtsrheinische Pfalz auf.
Von Baden wollte es nur eine schmale Landbrücke haben, die über die Main-
Tauber-Gegend zur Rheinpfalz führen sollte. Zu wiederholten, infolge der
natürlichen Gegebenheiten und verworrenen Landesgrenzen höchst seltsamen
Konstruktionen dafür sah sich der König allein durch die Hoffnung ermutigt,
daß beim Tod des Großherzogs Ludwig, des Letzten aus dem Durlacher Stamm,
und dem Regierungsantritt Leopolds, des ersten Hochbergers, sich dieses Ansinnen
durchsetzen ließe.

Dadurch wäre die Existenz Badens erneut ins Wanken geraten, zwangsläufig
auch die im österreichischen Kaiserhaus geläufige Erinnerung an den
Breisgau und die Ortenau wiederaufgelebt, das Großherzogtum doch noch
der Auflösung verfallen. Aber die zähen, dennoch sprunghaften diplomatischen
Bemühungen des bayerischen Königs scheiterten schon an der Festigkeit der
Aachener Garantie von 1818. Metternich war für eine Rückkehr der Habsburger
an Schwarzwald und Rhein nicht mehr zu gewinnen; darum lehnte er
auch ähnliche Pläne der französischen Außenpolitik unter König Karl X. in den
Jahren 1828 1830 ab20. Der Karlsruher Thronwechsel ging 1830 in aller Ruhe
vor sich. Ludwig L unternahm seit 1832 in den aussichtslos gewordenen bayerischen
Ansprüchen an Baden keine Schritte mehr21.

19 Das Amt Steinfeld (mit 11 Dörfern) entsprach an Fläche (etwas mehr als 2,5 Quadratmeilen) und
Einwohnerzahl (1816: etwa 5300) ungefähr Hohengeroldseck (7 Dörfer mit 2,5 Quadratmeilen und
etwa 4500 Einwohnern im Jahre 1812).

20 Heinrich Ritter von Srbik : Metternich. Bd. 3. München 1954. S. 137.

21 über das Wiederaufleben der bayerischen Ansprüche an Baden und württembergischer Ausdeh
nungsabsichten in Baden im Ersten Weltkrieg (im Zusammenhang mit Plänen einer Aufteilung
Elsaß Lothringens und für deutsche Annexionen in Frankreich und Belgien): Karl-Heinz Janßen;
Macht und Verblendung. Kriegszielpolitik der deutschen Bundesstaaten 1914—1918. Göttingen
1963.

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