http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0079
Als „Provisorisches Amt Holiengeroldseck" blieb die Grafschaft vom Oktober
1819 bis zum Februar 1831 in ihrer alten Zusammensetzung mit Seelbach
als Hauptort und Verwaltungssitz bestehen22. Am 1. März 1831 ging sie im Amt
Lahr auf23, das wegen dieser Vergrößerung gleichzeitig Oberamt wurde; das
Dorf Wittelbach inmitten Hohengeroldsecks wurde bei dieser Gelegenheit
vom Amt Ettenheim abgetrennt und dem neuen Oberamt Lahr zugeteilt. Dem
Fürstlichen Haus von der Leyen, das in der Grafschaft über beträchtliches
Grundeigentum verfügte, waren schon im Oktober 1830 die verfassungsmäßigen
Rechte als Standesherrschaft und ein Sitz in der Ersten Kammer der Badischen
Ständeversammlung zuerkannt worden24.
So war der lange Weg Hohengeroldsecks als eigenständiges Territorium
beendet. Gemessen am einstigen Allodialgut Anna Marias, der letzten Gerolds-
eckerin, nach dem Stand von 1634 beim Tod ihres Vaters, das den Markgrafen
von Baden seit 1649 erbrechtlich unbestreitbar zustand, hatte sich die badische
Anwartschaft nach fast 200 Jahren oft harten Ringens durch den Gewinn der
Souveränität über das ganze Gebiet aufs reichste erfüllt. Das zählebige kleine
Schwarzwälder Territorium hat auf einer gehörigen Strecke die neuere badische
Haus- und Landesgeschichte begleitet, zuletzt in der merkwürdigen
Verknüpfung mit der Existenzfrage Badens überhaupt. Der Erwerb von Ho-
hengeroldseck 1819 war die letzte namhafte Gebietsveränderung des Großherzogtums
Baden.
22 Badisches Regierungsblatt 1819, S. 195.
23 Badisches Regierungsblatt 1831, S. 7.
24 Badisches Regierungsblatt 1830, S. 136 146.
Literaturübersicht
(1) Die Titel der Deduktionen und sonstigen Streitschriften von 1698 bis 1766 sind
wohl erschöpfend aufgeführt in Friedrich Lautenschlager: Bibliographie
der badischen Geschichte Bd. 1 (Karlsruhe 1929), Nr. 6623 6629 (Herrschaft
Holiengeroldseck). Nr. 6642 6656 (Herrschaften Lahr und Mahlberg).
(2) (Johann Jacob Reinhard:) Pragmatische Geschichte des Hauses Geroldsek
wie auch derer Reichsherschaften Hohengeroldsek, Lahr und Mahlberg in
Schwaben. Frankfurt und Leipzig 1766.
(3) (Georg Ernst Ludwig von Preu sehen:) Geschlechts-Reihe des Hauses Hohen
geroldseck, so weit solche zur Erläuterung der Marggrävlich-Badischen An
Sprüche an die von diesem Hause verlassene Allodien gehörig ist. (o. O. 1774).
(4) Ernest Lehr : La seigneurie de Holiengeroldseck et ses possessions successifs.
Etüde historique et genealogique. Straßburg 1869. Heinrich Maurer: Nachwei
sungen über die Genealogie der Herren von Geroldseck. Emmendingen 1880.
(Beil. z. Jahresber. d. Höh. Bürgerschule zu Emmendingen.)
(5) Carl Borromäus Alois F ick ler: Kurze Geschichte der Häuser Fürstenberg,
Geroldseck und von der Leyen. Karlsruhe 1844.
(6) Arthur Kleinschmidt: Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789
bis 1815. Gotha 1912.
(7) Philipp Huppert: Geschichte der Mortenau. I. Teil: Geschichte des Hauses
und der Herrschaft Geroldseck. Achern 1882.
(8) Burgen und Schlösser Mittelbadens. Tn: Die Ortenau H. 21 (1934). Darin vor
allem wichtig: Franz Xaver Steinhart: Die Burgruine auf dem Rauhkasten
77
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0079