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Wegen der Schulzusammen]] äuge verdienen die Gesellen und Lehr jungen
Beachtung, die in Georg Saums Atelier arbeiteten oder dort ihr künstlerisches
Handwerk erlernten. Am 24. Februar 1769 stand unser Meister vor der Zunft
und erklärte, daß er als Lehrling angenommen habe „Joh. Peter N o e 1 1 e
Hn Pierre Joseph Noelle Vergulters und Burgers allhier ehel. Sohn, Verspricht
Ihme innerhalb 5. Jahren vom 2. Jan: 1769 biß solchen termin 1774 die Mahler
Kunst gratis zu lehren, der Junge leidet alle Uncösten39." Daß der schwäbische
Maler Anton Korb von 1772 an bei Georg Saum arbeitete, meldet das
Zunftprotokoll: „1774 16. April Anthoni Korb Von Müllheim an der
Donau stehet vor und meldet, daß er sich Vor ungefehr 2. Jahren bey E: E:
Zunft Gericht um die Mut h jähr bey Hr. Saum dem Mahl er Zu verarbeiten
angemeldet, Ihme aber allda angesagt worden, daß Er sich deßfalls bey löbl:
Corps melden solle, dießes aber bis dato nicht geschehen, alß bittet Er Ihne
dißorths einzuschreiben und verflossene Zeit, Ihme pahsieren zu lassen. Anerkannt40
/' Von Anton Korb ist bekannt, daß er unmittelbar nach dem
Straßburger Aufenthalt für die St.-Gallus-Kirche (Friedhof) seiner Heimatgemeinde
1774 ein Altarbild des hl. Joseph malte41. Auch die katholische Pfarrkirche
St. Maria Magdalena in Mühlheim, Kreis Tuttlingen, birgt ein Altargemälde
dieses Saum-Schülers42. Nur kurz diente der aus dem mittleren
Schwarzwald stammende Maler Carl Theodor Seidel als Geselle bei Georg
Saum. Schon am 9. November 1773 hatte Seidel, „der Verwittibte Mahler,
Lacquierer und Vergulter Von offenburg", in Straßburg um die Erlaubnis
nachgesucht, in seinem erlernten Metier arbeiten zu dürfen, ein Antrag, der
abgelehnt wurde, weil der Maler nach Straßburger Zunftbrauch zuerst
zwei „Muthjahre" bei einem ansässigen Meister hätte absolviert haben müssen
. Seidel entschloß sich, die gestellte Bedingung zu erfüllen und ließ sich
am 5t Martij 1774 in die „Muthjahr" einschreiben, „um solche bey Hr. Saum
zu verarbeiten." Dem schon mehrere Jahre an ein selbständiges Schaffen gewöhnten
Maler Seidel wir wissen von Arbeiten 1770 in der Pfarrkirche
Niederschopfheim43 fiel aber die Einordnung in den Werkstattbetrieb
Saums so schwer, daß er die Straßburger Behörden um Befreiung von der
harten Forderung bat, weil er schon „Verschiedene Jahr Zu Offenburg als
Meistere Zugebracht, so wäre Ihme unmöglich wieder in den Gesellen Stand
zurück zu tretten und solche zwey Muthjahr als Gesell außzuhalten". Die
Stadt stimmte dem am 16. April 1774 gestellten Antrag zu. Carl Theodor Seidel
malte danach sofort seine Meisterstücke, „in drey Verschiedenen Landschaften
bestehend", die er am 27. Mai des Jahres den Meisterstuckschauern vorlegte.
Obwohl die urteilenden Meister befanden, daß „die Vorgewießene Stuck sehr
schlecht Verfertiget, und man solche Völlig Verwerfen Könnte", wollten sie
„Ihne doch gegen Erlaag 15 f wegen der an seinem Meisterstuck befundenen
fehler" als Meister anerkennen und aufnehmen. Die Zunft zur Steltz reihte
„Carl Theodor Seidel den Mahler Von Wittigum aus dem Schwartz Wald" am
20. Juni 1774 als Mitglied bei sich ein44. „Hr Joh: Georg Saum Mahler"
39 Wie Anm. 29.
40 Wie Anm. 31.
41 Thieme-Becker, Allg. Lex. d. bild. Künstler, 21. Band/1927, S. 306.
42 Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Band Baden Württemberg (F. Piel),
Deutscher Kunstverlag München/1964, S. 327.
43 Wilhelm Bartelt, Heimatkunde von Niederschopfheim, hrsg. v. d. Bürgermeisteramt Niederschopfheim
/1964, S. 138 u. 142.
44 Wie Anm. 29 u. 31.
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