Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 92
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0094
meinen 2ten Goldnen Sigel-Ring mit meinem Standes wappen" . . . „soll
dis gleinoth gleich dem schon Vorhandenen Famil bestück in guttem andencken
Aufbewahrt werden! Das Schon Vorhandene Familliestiick besteht aus einem
Öhlgemälde ein christusbild am Kreutz Vorstellendt. Dasselbe ist von meines
Vatters Bruder Georg Saum, Kunstmaller in den Jahren Von 1770 bis 1796 in
Strasburg Bürgerlich und besitzer von 2 Hänssern, derselbe hat disses gemälde
dort mit Eigener Hand gefertiget und meinem Vatter Michael Saum als ein
Famillie andencken in den Neuen Speicher zum gesclüinck gemacht. Ich wünsche
, das disse andencken Von dem Kunstmaid er georg Saum und Von dem
Schlosserm. Bartho. Saum Erhalten Ring Rächt Lange Hunderte Von Jahren
auf dem Mannstamm auf dem Kreutzhof Erhalten Bleibe53." Obwohl die für
den Aufenthalt Georg Saums in Straßbnrg verzeichneten Daten nicht genau
stimmen, ist insgesamt an der Richtigkeil der 1868 niedergeschriebenen Fanii-
lienüberlieferung nicht zu zweifeln. Schlossermeister Bartholomäus Saum
wollte mit seinem Testamentsvermerk verhindern, daß die nachrückenden
Saum-Generationen den aus der Familie hervorgegangenen Kunstmaler
Georg vergessen. Mit dem Hinweis, das Ölgemälde „Christus am Kreuz" sei
dem Hofbesitzer Michael Saum54, dem Bruder des Malers, in den neuen Speieher
geschenkt worden, liefert er uns außerdem einen Anhaltspunkt für die
Datierung des Bildes. Denn der „neue Speicher" neben dem Rothibe oder
Kreuzhof trägt über der inneren Eingangstüre die eingeschnittene Inschrift
„MICHAEL SAUM — 1775 ANNA VEGELE". Man könnte allerdings noch
fragen: Ein Ölgemälde in das Speichergebäude eines Bauernhofes? Ist so
etwas denkbar? Dazu wäre zu erklären, daß die abseits stehenden, unbeheiz-
len Speicherhäuschen nicht nur zur Aufbewahrung von Frucht und Vorräten
dienten, sondern auch geheimgehaltene Verstecke in sich bargen, in denen
wichtige Familienpapiere wie Urkunden, Quittungen, Schuldscheine. Erbschafts
- und Teilungsakten vor der Vernichtung durch etwaige Brände im
I lofgebäude bewahrt wurden. Daß Michael Saum das aus Straßburg geschenkte
Kruzifix Bild in den Speicher hängte, kann darum als Zeichen dafür gelten,
wie sehr er seinen Bruder Georg schätzte und wie sehr er um die Erhaltung
des Gemäldes als „Familienstück" besorgt gewesen ist. Das Erinnerungsbild
Georg Saums ist einer Betrachtung wert. Ohne Rahmen 97 cm hoch und 58 cm
breit, Öl auf Leinwand, bietet sich die Szene mit dem von grünlicheiii Licht
umspielten Leib Christi und der vor dem schräg gestellten Kreuz hingesunkenen
, auffällig in den Vordergrund gerückten Maria fein gemalt dar. Wie
elegant Georg Saum zu arbeiten verstand, zeigen allein schon die Hände des
Gekreuzigten, dessen brechender Blick auf die sich ans Kreuz klammernde
Mutter fällt. Die letzten Strahlen der in blutrot-düsteren Wolken verschwindenden
Sonne leuchten über die beiden Gestalten hin; der Blick des Betrachters
bleibt am Wesentlichen hängen. Die Darstellung wirkt wie ein Sinnbild.
Wollte etwa der Maler in der Maria, deren herbes Antlitz einem Porträt

53 Stadtarchiv Freiburg, Akten Grohsherzoglich badisches Amtsgericht Freiburg, Abtheilung IV,
Registratur-Nr. 11119: Ort: Freiburg, Notariatsdistrikt No II Vermögensaufnahme & Erbthei
lung auf Ableben des Bartholomäus Saum, Schlossermeister dahier 1869/70 (Aktenheft und „Ge
heimbuch"), IV. „Orgenal = abschrift Meiner Letzten willen = Verfügungen welche in meinem
Geheimbuch Folli: 51 bis 65 in Unterbrochenen Sätzen oder theillen geschriben sind, welche ich
hier folgend in einem gantzen zusammenhangenden Satz Inhaltsgetreu abgeschriben habe."

51 Geboren 1739 im obersten Hof zu Eschbach, gestorben 1811 in St. Peter, Rothibe-Kreuzhof, (Freund
liehe Mitteilungen der Herren Paul Priesner, Freiburg, und Klaus Weber, St. Peter,

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