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burger Maler Georg Saum erkennen lassen, besser sichtbar geworden. Daß
sich entsprechendes Studium gelohnt hätte, möchte ich mittels neuer archivali-
scher Belege, die Ginters und Schneyers Angaben wenigstens für die Zeit von
1765 bis 1776 ergänzen, aufzeigen.
Am 26. Oktober 1755 in der heute mit Bad AVurzach, Kreis AVangen/Süd-
wiirttemberg, zusammenhängenden Gemeinde Gospoldshofen geboren72, entstammte
Simon Göser einem Gebiet, in dem prächtige Barockbauten zahlreichen
Künstlern Arbeit und Brot gegeben haben. H. Ginter entdeckte dort jedoch
keine Verbindungslinien „zur Kunst unseres jungen Göser". Vielmehr
sprächen dessen stilistische Eigenheiten für eine Ausbildung im Süden; aus
gutem Grund wurden Januarius Zick und Raphael Mengs mit Simon Göser
in Beziehung gesetzt. 1765 tauchte unser Maler zum ersten Mal im Breisgau
auf. „Kurz nach Weihnachten jenes Jahres" registrierte ihn Abt Philipp Jakob
Steyrer als „Maler Simon" unter den Gästen des Klosters St. Peter. Um keine
Verwirrung aufkommen zu lassen, muß ich deshalb feststellen, daß Simon
Göser im Jahr 1758 nichts mit der Entstehung der beiden Seitenaltäre in der
Kapelle des Alten Friedhofes zu Freiburg zu tun haben konnte73. Er malte
zwar zu dem linken, ursprünglich für die Klosterkirche der Freiburger Franziskaner
gebauten Nebenaltar im Jahr 1800 eine AVicderholung des hochverehrten
römischen Gnadenbildes der Madonna von Pompeo Batoni (1708 bis
1787)74, ein Aufenthalt oder eine Beschäftigung vor 1765 ist daraus aber nicht
ableitbar. Für die Zeit bis 1770 führte H. Ginter nur die signierten und mit
der Jahreszahl 1767 versehenen Deckenmalereien im Munzinger Kageneck-
Schloß als erste gesicherte Arbeiten Gösers im Breisgau auf. Daß sich gerade
dort ein bemerkenswerter Zusammenhang zu dem nach Straßburg abgewanderten
Maler Georg Saum zu erkennen gibt, will sehr beachtet werden. Gewiß
, die Signierung des antiken Göüerhimmels im Speisesaal deutet nicht auf
ein gewöhnliches Gesellenverhältnis zu Georg Saum hin; beide Maler scheinen
eher gleichgestellt ein gemeinsames Werk unternommen zu haben. Bedeutet
das jedoch, daß Simon Göser anschließend an den ersten Besuch in St. Peter
nach Straßburg weitergewandert und als Mitarbeiter in das Atelier des Meisters
Saum eingetreten ist? Ich möchte das aus drei Gründen für die Jahre
1767 und 1768 (ja vielleicht sogar für 1766) annehmen: 1.) 1766 bis 1768 fehlen
schriftliche Hinweise auf einen festen AVohnsitz Simon Gösers im Breisgau.
Ohne die Munzinger Signatur würde man überdies völlig im dunkeln tappen.
2.) Freiherr Johann Friedrich von Kageneck besaß im 18. Jahrhundert noch
in und bei Straßburg verschiedene Güter und ließ alles, was die Familie
wünschte (Textilien, Glas, Porzellan und dergleichen), dort einkaufen75. AVie
sehr die Freiherren von Kageneck damals nach Straßburg hin orientiert waren
, geht auch daraus hervor, daß der kageneckische Verwalter in Munzingen,
Johann Friedrich Anton AViffel, seinen Sohn Friedrich Matthäus Emanuel 1751
nicht etwa nach Freiburg, sondern zu dem Straßburger Bildhauer Stephan
72 Wie Anm. 71, Fußnote 278.
73 Julius Dorneich, Der Alte Friedhof in Freiburg, Verlag der Herderschen Buchhandlung Freiburg,
1967, Kap. II, S. 40.
74 Handschriftliche Notiz im Stadtarchiv Freiburg von Josef Dotter (1940): „Konservator Hübner hat
1928 bei der Restaurierung feststellen können, wie er mir nachträglich sagte, daß auf der Rück
seite dieses Bildes der Vermerk steht: Simon Göser pinxit ao 1800." Vergleiche dazu J. Dotter,
Die Malereien in der Kapelle auf dem alten Friedhof zu Freiburg Schau ins Land 64/1937.
75 Freundliche Mitteilung von Graf Alfred von Kageneck, Munzingen.
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