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Lamy in eine fünfjährige Lehre schickte76. Angesichts solcher Verbindungen
erscheint die Beiziehung des StraJiburger Malers Georg Saum, und mit ihm
auch Simon Gösers, zur Dekoration der repräsentativen Räume des Munzin-
ger Schlosses in den Jahren 1766 und 1767 nicht mehr als etwas Außergewöhnliches
. Ob beide Künstler auch in Slraliburg für die Kagenecks tätig waren,
vermochte ich wegen fehlender Unterlagen nicht zu ermitteln. 3.) 1769 zog
Simon Göser in den Breisgau zurück. Seine wiederholten Bemühungen, eingebürgert
und eingezünftet zu werden, zeigen klar, daß der Maler von außerhalb
nach Freiburg hineindrängte, sich Aufenthalt und Arbeitsrecht sichern
wollte, ein Versuch, der unmittelbar mit der geplanten Verheiratung zusammenhing
und der vom Freiherrn von Kageneck unterstützt wurde. Unterdessen
wartete die Braut in Straßburg auf den Erfolg des Unternehmens. Zu
guter Letzt dokumentierte sich das enge, freundschaftliche Verhältnis zu dem
Straßburger Meister Georg Saum bei der Eheschließung Simon Gösers.
Wie Manfred Hermann berichtete, weilte Simon Göser vom April 1769 an
für längere Zeit im Kloster St. Märgen, wo er vermutlich „zehn bilder im refec-
torio" gefertigt habe77. Doch scheint es den Maler aus dem vorgenannten
Grund zu einem festen Wohnsitz hingezogen zu haben, denn am 28. August
1769 trug der Schreiber des Freiburger Rates in das Protokollbuch ein: „Die
von Simon gäßer ledigen Mahler Von goßbolzhofen Reichfigräfl: Von Truch-
säß: Herrschaft gebürtig puncto gnädiger Zunft aufnahnim gehör: überge-
bene Supplique solle Hn Zmstr. Hay Hammens hießiger Kunst = und Fafi =
malileren abschriftl: Communiciret, und ad resp: usq ad prox: Dilation Er-
theillet seyn78." Aufschlußreich, wie es am 11. September 1769 weiterging:
„Simon Gäser lödiger Maliler beziehet sich unter angebogeten attestata auf
seine unter 28: abhin pcto gdgr Zunftaufnahm überreichte bittschrift ihre
seines petiti halber in gdgr rucksicht der Von titl H Regierungs und Cammer
rath freyherr v Kageneck Interponirten hohen recommendation gdgr Verbe-
schaidung toties quoties unthg bittend79." „Gesambt alhiesige 10: Zünftige
Maliler" stemmten sich aber entschieden gegen den neuen Konkurrenten und
erzwangen, daß er „pcto unthg angesuchten Zunft aufnahm abgewiefien"
wurde80. Simon Göser ließ sich nicht so leicht abwimmeln. Offenbar hatten
auch seine einflußreichen Gönner ein Interesse daran, ihn endgültig für den
Breisgau zu gewinnen. Im Auftrag des Abtes Philipp Jakob Steyrer begann
er am 24. Juli 1770 die „schon seit Jahren versprochene" Ausmalung des Kapitelsaales
(auch „KreuzkapelJe" genannt) im Kloster St. Peter, die bis zum Ende
des Jahres dauerte und „für einen Simon Göser reichlich flach und flüchtig"
ausfiel81. Schlug sich in dem so charakterisierten Werk die L^nruhe eines um
die feste Existenz besorgten, seine Hochzeit vorbereitenden Künstlers nieder?
Jedenfalls unternahm er während seines ersten Arbeitsaufenthaltes in St. Peter
noch einmal einen Vorstoß bei den Stadtvätern Freiburgs, nachdem er sich
76 Hermann Brommer, wie Anm. 25, S. 83: Bildhauer Frederic Wiffel, geboren 14. September 1737,
Munzingen. 1751—1756 Lehre in Straßburg. Wanderschaft nach Paris, dort seßhaft geworden, 1771
Mitglied der Akademie St Luc. Neben Werken in Paris 1777—1786 Holzbildhauerarbeiten für das
kurfürstliche Schloß in Koblenz. Gestorben 1. Februar 1805 Paris.
77 Manfred Hermann, Die Klosterkirche zu St. Märgen im 18. Jahrhundert, enthalten im Festbuch
„850 Jahre St. Märgen" 1968, S. 97.
78 Stadtarchiv Freiburg, RP 166 (Magistratsprotokoll 1769—1773), S. 105 — Einen Paralleleintrag
enthält auch RP 166a, S. 181.
™ Stadtarchiv Freiburg, RP 166a (Agenda 1769—1770), S. 197.
80 Stadtarchiv Freiburg, RP 166, S. 112.
81 Hermann Ginter, Kloster St. Peter im Schwarzwald, wie Anm. 15, S. 99/100.
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