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Revolution dem Fürstbischof von Basel gehörten und — nach zeitweiliger
Vereinigung mit Frankreich durch den Wiener Kongreß 1815 dem Kanton
Bern zugeteilt wurden. Laut Angabe des Straßburger Münsterpfarrers wohnte
Anna Ancklin seit drei Jahren in seiner Pfarrei, ein Hinweis, der darauf hindeutet
, daß sie wohl 1768 Simon Göser kennenlernte und ihm die Ehe versprach
. Wer das Lebensalter der beiden bedenkt, kann verstehen, warum
sich der Maler im Frühjahr 1769 aufmachte, um sich im Breisgau (wo ihm
einflußreiche Mäzene halfen) eine sichere Zukunft zu suchen.
Eine Woche nach der Straßburger Hochzeit, am 22. Januar 1771, notierte
Abt Philipp Jakob Steyrer, St. Peter, im Tagebuch, daß Simon Göser wieder
angekommen sei und mit seiner Genehmigung provisorisch im Zähringer
Schlößchen87 wohnen werde88. Demnach sorgte Abt Steyrer nicht nur für das
vorläufige Unterkommen der Neuvermählten, sondern stellte gleichzeitig auch
die Ausführung von „seit Jahren44 dem Kloster versprochenen Arbeiten sicher.
Es ist sehr zu vermuten, daß Göser zu denen zählte, die im Auftrag des Abtes
1771 die alte Zähringer Kirche „nicht unschön44 renovierten89. Zuvor entledigte
sich der Maler in St. Märgen nochmals eines kleinen Auf trages, wo er vom
9. Februar bis Ostern Antependien für Muttergottes- und Hausaltar sowie
andere Stücke schuf90. Anschließend wurde Simon Göser nach St. Blasien gerufen
, um dort nach dem Klosterbrand das Zimmer des Fürstabts einzurichten91
. Im Sommer 1772 begann er endlich damit, für das Kloster St. Peter die
Deckenmalereien des „großen Gast- und Fürstensaales44 auszuführen. Über
die beiden großen und zehn kleinen Stücke in dem llachgedeckten, hellen,
frohbewegt ausstukkierten Raum urteilte H. Ginter, daß sie „zum Allerbesten
gehören, was uns die Kirchenmalerei des 18. Jahrhunderts in Baden hinterlassen
hat92'4. Während dieser bedeutenden Arbeit kam das einzige Kind des
Malers in Zähringen zur Welt. „Simon geser Pictor et Anna Maria Anckhlin
ex Zaehr:44 tauften ihren am 26. Dezember 1772 geborenen Sohn auf den Namen
Johannes93. Allerdings starb der künstlerisch hochtalentierte, zum Nachfolger
im Atelier bestimmte Johann Göser noch vor dem Vater94.
Nach Abschluß der Fürstensaaldekoration (im Jahre 1773) löste sich Simon
Göser aus der Abhängigkeit vom Kloster St. Peter, indem er in Freiburg
wieder an seine Bemühungen um die Einbürgerung anknüpfte und am 16. Mai
87 Franz Kern, wie Anm. 67, S. 92/93: Das ehemalige Schloß in Freiburg-Zähringen (heute „altes
Schulhaus" genannt) kam zusammen mit dem Dorf 1755 in den Besitz der Abtei St. Peter und
wurde 1758 baulich hergerichtet.
BS Hermann Ginter, wie Anm. 6, S. 126.
80 Franz Kern, wie Anm. 67, S. 94.
90 Franz Kern, wie Anm. 12, S. 234, auch S. 178.
91 Manfred Hermann, wie Anm. 77, S. 99.
92 Hermann Ginter, wie Anm. 6, S. 128.
93 Freundliche Mitteilung von Herrn Paul Priesner, Freiburg, aus dem Pfarrarchiv Freiburg-Zähringen
, Taufbuch 1723 1782, S. 140.
94 Mir ist nur eine erhaltene Arbeit des Malers Johann Göser bekannt. Das Altarblatt des linken
Nebenaltars der Pfarrkirche Neuershausen zeigt den hl. Bischof Blasius mit einem liegenden
Hirsch (Wappentier St. Blasiens?) zur Seite —, dem ein Engel Lorbeerkranz und zwei gekreuzte
Kerzen als Attribute reicht. In eine dunkle Wolke der linken unteren Bildecke ist mit blaßroter
Farbe die Signatur eingemalt: „IG; 92" Johann Göser 1792. Dem Gemälde ist die Schulung des
Künstlers bei Simon Göser deutlich anzumerken. Stadtarchivar Ferdinand Weiß schrieb 1805
auf Seite 4 des Büchleins „Etwas über Kunst, Künstler und Kunstfreunde Freyburgs" (Stadtarchiv
Freiburg, Stand-Nr. DWe 1895) über den Göser-Sohn: „Johann Geser starb an einer auszehrenden
Brustkrankheit, die sich schon länger geäußert hatte, den 12ten Junius (1805) in seinem 33. Jahre,
nachdem er in Wien 7 Jahre und in München 1 Jahr sich mit allem Fleiße und unter der trefflichsten
Leitung dem Studium seiner Kunst gewidmet, eine große Sammlung von Kopieen in diesen
Kunstgalerieen verfertiget und seinem Vater während dieser 8 Jahre zugeschicket hatte ..."
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