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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 126
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0128
Wasser, das häußliche Schalthier im tragbaren Prachtgehäuse, durch dich

richtet sich der kriechende Wurm auf; in dir sucht und findet.....Wäre

der Bewohner der Wälder und der Fluren, und Seligkeit der.....der

Schöpfung, der Mensch27. Nicht genug, die an ihren Standort unbeweglich
geheftete Pflanze gehorcht deinen Gesetzen, selbst der lebens- und empfindungslose
Stein verdankt seine Bildung nur dem Triebe der Annäherung
seiner Bestandtheile, ja der große Gründer des unermeßlichen Weltalls liebt
sein Werk und will wieder von ihm geliebt sein, dieß ist sein erstes Gebot, und
es scheint, so weit es nur Blöden gegönnt ist, in das innerste seiner Weisheit
zu blicken, daß er Alles was wir bewundern und froh genießen mehr schuf um
diese so sanfte Empfindung in uns zu wecken, als nur den höchsten Begriff,
dessen wir empfänglich sind, jenen seiner unendlichen Allmacht zu geben,
ewig voraussehend, daß die Anbetung stets die unzertrennliche Gefährtin
der Liebe sey? Und wer weiß es besser als eben Sie, holde Verlobte wie nahe
sich diese Empfindungen berühren? oder waren es andere Gefühle die diese
auserlesene und zahlreiche Gesellschaft um Sie versammelt? Auch in ihrem
Keime lag der göttliche Funke. Lose Amoretten schlau in Zephyre28 verwandelt
, bliesen ihn leise und unvermerkt zum Flämmchen an, und kaum ver-
rieth der noch schwache Schein dem spürenden Auge, der ausströmende Duft
den fein witternden Nasen die angefachte Gluth, als auch schon Brennstoff von
allen Seiten herbeigeführt, bereit da lag, sie zu nähren. Eine wohltätige für
Ihr bestes immer geschäftige Hand, hielt die Ihrige, schon nach der Lösch-
kanne ausgestreckt, zurück, sie mußten wählen und wählten aus dem Vor-
rathe weise ausgetrocknetes Holz (der Bräutigam war damals 44 Jahre alt,
gerade noch einmal so viel als die Braut) eines stämmigen, kernfesten, auf
fremdem Boden üppig gewachsenen, allen Stürmen trotzenden Baumes und
nun brennt es lichterloh auf Hymens Altare, Fremde durch sanfte Wärme in
bescheidener Entfernung erquikend, versengend unfehlbar den Verwegenen
der es wagte zu nahe hinzu zutreten.

Ja auf Hymnus29, des Amors Stiefbruders Altar, sagte ich das dem Weisen
in seinen Mythen so deutlich sprechende, dem Nichtdenker aber nur reitzende
Bilder vorgaukelnde Alterthum gab diesen beiden eine gemeinschaftliche
Mutter, die Göttin der Liebe nämlich, aber 2 verschiedene Väter, dem Cupido
oder Amor30, dem Erstgeborenen, Mars den Gott der Gewalt, der Kriege der
Nationen im Großen, und der häuslichen Befehdungen im Kleinen: dem Zweiten
, dem Ehestifter Hymen, den Gott des Weins, der verschieden nach seinen
Umgebungen, jetzt betrunken im Gefolge Silens31, wilder Satyren, frecher
Faunen und rasender Mänaden daliegt, jetzt hochbegeistert blaß in Ariad-
nens32 Armen schwelgt, jetzt endlich, Bezähmer der Tiger und Völkerbeglücker
durch weise Gesetze, sieg- und glorreich durch ganz Indien den Thyrsus33
schwingt.

Amor ist blind. Hymen trägt und erhebt die Fackel der Erleuchtung. Welch
tiefer Sinn in so einfacher Darstellung! welche erhabene Deutung in so ge-

27 Die beiden Sätze sind verschrieben und dunkel.

28 Zephyr — Westwind; vielleicht eine Andeutung auf die Herkunft der Braut (vgl. A. 26, 2).

29 Hymnus ist zunächst ein Opfer und Festgesang zu Ehren einer Gottheit, kann aber auch Hochzeitsgott
bedeuten; Menge aaO. S. 583.

30 röm. Gott der Liebe, Sohn der Aphrodite (Venus).

31 Sohn des Mercur oder des Pan, Anführer der Satyrn im Gefolge Dionysos'.

32 Tochter des Minos von Kreta, Gemahlin des Dionysos.

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