Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 129
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0131
Die Ehrenwächterin, Freifrau von Sickingen, geb. Schenk v. Castell49, eine über
complette Kinderwäsche im Werth, von Kennermienen zu fl. 1200 angeschlagen.

Die Gräfin von Kageneck geb. Andlanso einen kleinen Kindbettservice von französischem
Porzelan überaus schön; auf 30 Louisdör geschätzt.

Die Freifrau von Polschweilsi, einen Fesch, auch Winkelpolster genannt, von ganz
gewöhnlicher Art darinnen aber fanden sich eine Haube mit ihren Platinen, ein
Halsgekröse und Manschetten mit 3 Reihen der ausgesuchtesten Niederländer Spitzen:
man berechnete das Geschenk auf 200 Thaler.

Die beiden alten und sehr reichen Fräulein von Dominigenss, deren Liebling die
Braut war, einen Rosenkranz von den ausgesuchtesten Granaten, mit einem goldenen
Kreutzchen so künstlich angepaßt, daß er eben so gut zur Andacht als zum Putze
dienen konnte, wurde sehr bewundert und im Werth auf f. 500. geschätzt.

Die Frau Regierungsräthin von Schmidtfeld535 ein ganzes Sortiment der feinsten
florentinerseide von allen Farben und ihren Abstufungen, zum Knötchen machen, der
Damen vorzüglichste Beschäftigung.

Die Frau Emerentias*, Äbtissin von St. Clara, schickte einen sogenannten ganzen
jardin d. h. einen großen Carton voll aller erdenklichen Blumen. Klosterarbeit, worin
die Nonnen vorzügliche Künstlerinnen waren.

Die Universität in corpore, durch den Rektor Magnificus Dr. Comerss, eine aus
erwählte Lesebibliothek von 50 Oktav Bändchen zierlich gebunden in einem sinnreich
ausgedachten hölzernen Behältniße! fand den ungeteiltesten Beifall.

Der General der Cavallerie und Comandierende Freiherr von Jacquemin56, ein
Anbeter des Fräuleins, einen Spiegel in der Größe eines Bogen Papieres, aber so
künstlich in einem Rahmen mit Stahlperlen geziert, eingefügt, daß er alle mögliche
Stellungen annahm und behielt die man ihm nur geben wollte. Alles bewunderte den
englischen Kunstfleiß und die so bequeme Erfindung, es schien auch das angenehmste
der heutigen Göttin dargebrachte Opfer zu seyn.

Der Deutschordens Comandeur zu Freiburg Freiherr von Rottbergs?, auch einer
der vielen Hunde die gerne an diesem Beine genagt hätten, ein sehr aufgeweckter
scherzvoller Mann, der sich aus der Ähnlichkeit der ersten Namenssylbe für ihren
nächsten Verwandten ausgab. Brachte in einem alten schmutzigen gebrochenen
Schachteldeckel gemeine welsche Nüße und oben darauf einen der gelungensten Nuß
knacker nach Art Jener, die den Rachen weit aufsperren. Alles brach in ein heftiges
Gelächter über diese Bettelgabe aus. Jedermann aber ahnte, daß etwas dahinter
stecken müße, nur wußte man es weder zu deuten noch zu errathen. Er bat die staunende
Braut nach Gefallen eine gewählte Nuß aufzuknacken: sie verweigerte es aber,
einen seiner gewöhnlichen losen Streiche befürchtend, als er aber öffentlich bei seiner

49 Die Familie v. Sickingen besitzt die Herrschaften Ebnet und Hohenburg, Landstuhl (Elsaß); Frh.
Ferdinand Sebastian v. Sickingen (1714—1772) war kk. vö Ritterstandspräsident und Regimentsrat;
Metz, aaO. S. 357.

50 Maria Anna Freiin v. Andlaw Birseck (1717 1780) 1734 verm. mit Joh. Friedrich Fridolin Reichs-
graf (1771) v. Kageneck, gest. 1800 als Gesandter am Hofe zu Madrid; die Andlau wurden 1750
in den französischen Grafenstand erhoben. Kindler v. Knobloch Bd. I, S. 14; v. d. Becke Klüchtz-
ner aaO. S. 221 f; Fr. Cast, Adelsbuch Baden 1845, S. 33 ff. (Andlau) und 119 f. (Kageneck); GHdA
Bd. 28 (= GA IV) S. 227 + 230.

51 Farn. v. Bollschweil zu Bollschweil, Nachkommen der Schnewlin gen. Bernlapp, Krieger If S. 245/46.

52 Muß Duminique heißen, gesessen zu Heimbach b. Freiburg. 1796 war ein General v. Dumini-
que Befehlshaber des breisgauischen Landsturms; Metz, aaO. S. 358.

53 Gemahlin des kk. vö Reg. Rates Josef v. Schmid(t)feld, landständischer Syndikus im Breisgau;
KKVÖ Schematismus etc. Pro Anno MDCCLXVIII, Frbg. i. Br. S. 30. — frdl. Mitt. von Stadtoberarchivrat
Dr. F. Laubenberger, Frbg. i. Br., ebenso für die Anm. 55, 57, 60, 64, 65 und 66.

54 Nicht zu ermitteln.

55 Laut Schaub, Univ. Matrikel 1656—1806 ist im Semester 1768/69 Rektor: Caspar Hildebrand,
1769/70: Jos. Aloys de Rummels.felden. Entweder kommt Dr. Commer von einer anderen Universität
oder er ist ein Vertreter des Rektors der Freiburger Universität.

56 Heinrich Ludwig von Schakmin (Jacquemin), Grundherr in Hugstetten im Breisgau.

57 Leopold Sigmund Anton v. Rotberg aus der Linie Schliengen (1722—1775), 1763 75 Deutsch-
Ordens-Komtur zu Freiburg. Krieger, Top. Wörterbuch Baden, Bd. I, S. 640; v. d. Becke-Klüchtzner,
S. 381.

129


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0131