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Caveliers-parole versichert hatte, daß sie nichts zu besorgen habe, und auf diese
Versicherung Brautmutter und Ehrenwächterin ihre Einwilligung gegeben hatten,
that sie es und siehe es fiel ein blanker nagelneuer Dukaten heraus und so aus den
übrigen 50 an der Zahl. In der 5tsten Nuß, der größten, fand sich ein zart geneztes
Beutelchen, gerade so groß um alle 50 aufzunehmen. Nun wurden die leeren Schalen
und der Deckel unter dem lautesten Geklatsche zum Fenster hinausgeworfen, der
Schornsteinfeger als Riese und der Nußknacker als Zwerg auf des Comthurs An
rathen an die Ecke des Tisches gleichsam als Wächter der Schätze aufgestellt. Diese
höchst komische Idee belustigte die ganze zahlreiche Versammlung und zog dem
Erfinder davon viele bravo, bravissime zu.
Der Deutschorden-Comandeur in der Mainau Freiherr von Schönau58, eine
Theater Lorgnette v. Email, einst in Gold gefaßt mit der altfranzösischen Aufschrift
am Rand:
one auf dames tant nä plu
que de voir et d' etre vu
Der alte und höchst verdiente und jubilierte General-Major Kramer59, der vom
Tambour durch seine.....sich zum General gehoben hatte und der Allererste den
neu creirten Theresien-Orden erhielt, gab eine eigens bestellte Schwarzwälder Uhr
eine Tambour vorstellend, der mit den Schlägeln Stunden und Minuten zeigte und
durch einen tüchtigen Wirbel weckte. Betlägerig ließ er das seltsame aber als Andenken
seiner gut ausgedachte Geschenk durch einen Abgeordneten H. Offizier dar
bringen, es ward auch sehr gut von der ganzen Gesellschaft aufgenommen, welches
den alten Helden gleichsam verjüngte. Man konnte von ihm beinahe mit Wahrheit
sagen, daß keine Stelle an seinem Körper ohne Narbe war.
Der erste Regierungsrath Freiherr von Stapfßo, einen sehr schönen Fächer von
Perlmutter, durchbrochen und mit Gold ausgelegt, das Gemälde die Stadt Freiburg
und ihre Umgebung vorstellend.
Der Stadt Syndikus Dr. Hang6*, ein mit Stroh überaus fleißig ausgelegtes Arbeits
tischen mit allen erdenklichen Erfordernissen, zu jeder Gattung weiblicher Arbeit
versehen, wovon jede ihren angewießenen Platz hatte: von ihm selbst und seinen
beiden Töchtern mit vielem Geschmack und noch mehr Geduld verfertigt.
Der Herr Apotheker Hintefad62. Ein niedliches Flaschenkellerchen mit 12 Phiolen
der köstlichsten wesentlichsten Oele um damit Pomaden zu parfümieren, fand vielen
Anwerth.
Der Probst von St. Michael, Freiherr von Bodman63, in einem artigen Büchschen
von Elbenbein 100 Stück silberne Spielpfennige in Caro, Pique, Coeur und Treff-form
gebildet.
58 Nikolaus Franz Carl Fridolin v. Schönau, Linie zu Oeschgen (1728—1791), Herr zu Oeschgen und
Wagenstetten, Deutsch Ordens-Komlur zu Rohr und Waldstetten, seit 1784 zu Mainau; v. d.
Becke-Klüchtzner aaO. S. 424.
59 Nicht zu ermitteln.
ßo Lazarus Vinzenz Frh. v. Stapff, kkvö Kanzleidirektor und Appellationsrat; KKVÖ Schematismus
aaO. S. 20.
61 Nicht zu ermitteln.
62 Nach Mitt. von A. Müller gegenzeichnet um diese Zeit die in Frbg. ausgestellten Kaiserurkunden
ein Kanzleibeamter mit Namen Hintefad, Hinterfad oder Hinkefad. Ein Apotheker dieses Namens
ist nicht bekannt.
63 Johann Franz Adalbert v. Bodman Möggingen (1718—87), Domherr in Regensburg, Domdechant
in Freising, infulierter Propst des. Collegialstiftes zu Landshut und Spalt, 1766 Propst beim Lieb
frauenstift zu München. Das von Enzenberg angegebene St. Michael ist weder hier noch in
Freiburg ausfindig zu machen. Eine Verbindung mit dem Hochzeitspaar könnte vielleicht dadurch
bestanden haben, daß ein Schwager des Propstes — Frh. v. Hacke kurpfälzischer hoher Beamter
war. Frdl. Mitt. von Dr. Joh. Graf von und zu Bodman vom 24. 2. 1972. Siehe ferner: Möggingen,
860—1960, Hegau-Bibl. Bd. VI, 1960, S. 68.
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