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400 fl. bewilligt worden sei40. Eigentlich sei eine Aufbesserung sogar über die
500 fl. hinaus notwendig, da die Lebenshaltungskosten seit 1772 um ein Drittel
gestiegen seien. Die vier Lehrer wollten aber mit dem „anfänglich angemessenen
und von ihren Vorfahren wirklich bezogenen Gehalt" zufrieden sein und
baten um „landesväterliche Milde" dessen, der „keinen Unterthanen, der dem
Staate dienet, uubelohnt, keinen, der seine Kräfte im Dienste verzehrt, mit
Kummer und Mangel kämpfen" lassen werde. Wörtlich heißt es weiter: „Auch
Eure Majestät sind überzeugt, daß das Amt eines Lehrers der rohen, ganz
ungebildeten Jugend das beschwerlichste, mühesamste, Körper und Geist
schwächende und zugleich meistens leider das undankbarste unter allen Ämtern
ist."
Die angelegentliche Fürsprache des Kaisers bei der Landesstelle brachte
den Freiburger Normallehrern aber wenig ein; denn diese reagierte mit Recht
verärgert, da Leopold kurz zuvor einer Delegation der breisgauischen Land-
stände in Wien den Anteil an den Bruderschaftserträgnissen, die seit Josephs
IL Zeiten dem Normalschulfonds zugekommen waren, zur Verwendung
für die örtlichen Schulen im Lande zugesprochen hatte41. Die Landstände sollten
doch etwas tun, nachdem es der Regierung unmöglich sei, da der „Schul-
fond durch Entziehung des Bruderschaftsvermögeiis entkräftet" sei. Die Stände
suchten nun ihrerseits einen Sündenbock und glaubten, dazu könne die
Stadt herhalten. Dabei tat diese ohnedies schon viel für die Lehrer, indem sie
jedem einige Klafter Holz jährlich42 unentgeltlich stellte, ohne auf die Schule,
die ja Staatsanstalt war, Einfluß nehmen zu können. „Daß anfänglich das
Land43 zur Unterhaltung der Normalschule auf verschiedene Art beytragen
mußte, ist wohl begreiflich, weil aus der Normalschule die neue Lehrart sich
über das ganze Land verbreiten mußte. Nun aber, da dies geschehen, da diese
Verbreitung vollendet ist und die Kosten für die einzelnen Lehrer, welche hin
und wieder dahier ihren Unterricht holen, entweder von ihnen selbst oder
von den Gemeinden, in welchen sie angestellet oder aufgenommen sind, bestritten
werden; so ist die Normalschule in Rücksicht des Landes nichts mehr
und weiter, blos die Schule der Stadt Freyburg, welche demnach auch einzig
für der selben Unterhalt so wie jede Gemeinde für die ihrige zu sorgen hat."
Lau desweite Wirksamkeit
Hier wurde kräftig gerüttelt an den Fundamenten der Normalschule, und
eigentlich zeigt dieses Dokument ihr Ende als Reformschule und Lehrerbil-
dungsstätte an. Dies ist deswegen der geeignete Zeitpunkt zu einem Rückblick
auf das von ihr geleistete pädagogische Werk. Man braucht nur die
Schulakten oder -chroniken ehemals vorderösterreichischer Gemeinden aufzuschlagen
, so findet man mit Sich Zeugnisse über Befähigungsprüfun-
gen neuanzustellender Lehrer von Direktor Bob und Aufenthaltsbescheini-
giingen oder Tätigkeitsnachweise von der Hand der Freiburger Normallehrer44
. Um die Zeit von Maria Theresias Tod, die an der Schulreform ein
40 Nach diesen Angaben trat die Rückstufung auf 300 fl. erst 1778 ein.
41 Stadtarchiv Freiburgr a. a. O.
42 ebd. (1784 ff). 1802 sind es 6 Klafter pro Lehrer.
43 Brief des Präsidenten des Landständischen Konsesses an die Vorderösterreichische Regierung und
Kammer vom 14. Juli 1791. GLA 79/2963.
44 p. Priesner: Die Geschichte der Gemeinden Kirchhofen und Ehrenstetten. Die Schule. Freiburg
1962. und Moser, S. 121 und 216 ff.
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