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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 143
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Deutsch und einem bißchen Latein, Rechnen und fortschrittlich klingende
Sachgebiete wie Physik, Kenntnisse von der Landwirtschaft, Geographie, Geschichte
, Zeichnen, Geometrie, Baukunst und Mechanik55.

„Personen, die die Lehrart lehrten"

Gründlicher als es im Selbststudium geschehen konnte, bereiteten die
Freiburger Normallehrer die Schulkandidaten oder -präparanden vor. Sie
konnten auch überschauen, wer sich seinem Wissensstand oder Bildungs-
willen nach für Hauptschulen eignete, die nach der Schulordnung in größeren
Städten ähnliche Lehrziele wie die Normalschule verfolgen sollten, und wer
besser an dörflichen Trivialschulen unterrichtete. Sie veranstalteten56 eigene
„Vorlesungen" über den Lehrstoff, über die Methode und die „Eigenschaften,
Pflichten und Geschäfte der Lehrer". Mit dem letzteren ist das Führen von
Wochenbüchern, Versäumnislisten und das Anlegen von Stoffverteilungsplänen
gemeint. Die Normallehrer nahmen die Kandidaten mit in ihren Unterricht
und ließen sie zum Schluß selbst Lehrversuche halten, erst vor wenigen
ausgewählten, vermutlich braven Schülern, dann, wenn sie sich etwas
„Dreistigkeit" erworben hatten, vor ganzen Klassen, allerdings nur, wenn
nicht allzuviele Kandidaten an der Schule weilten, denn auf Kosten der Schüler
sollten diese Lehrversuche nicht gehen. Ausdrücklich schrieb Felbiger im
Methodenbuch57: „Denn wollte man alle an den Schülern sich üben lassen, so
würden die ordentlichen Lehrer feiern und die Kinder etwas zurückgesetzet
werden." Das hätten Eltern wie Dr. Umber und auch andere einflußreiche
Freiburger Bürger hatten ihre Sprößlinge der Normalschule anvertraut
wohl auch kaum zugelassen58.

Diese Bemühungen um die Lehrerbildung liefen bei den Normallehrern
neben vollen Deputaten von wöchentlich durchschnittlich 22 Sechzigminuten-
stunden her59. Zur Nachahmung empfohlene Stundenplanmuster60 aus Wien
zeigen, daß täglich vor- und nachmittags unterrichtet wurde und nur einmal
in der Woche die zwei Nachmittagsstunden zum Zwecke der „Rekreation"
ausfielen. Dabei dürfen wir nicht nur über die stattliche Arbeitszeit staunen,
wir müssen auch die stoffliche Leistung bewundern, weniger in der ersten und
zweiten Klasse, wo es darum ging, Schülern im Alter zwischen fünf und zwölf
Jahren61 Lesen und Schreiben beizubringen, als in der dritten und vierten
Klasse, die den Realfächern gewidmet waren. Dazu kam eine beträchtliche
organisatorische Arbeit, als es galt, nach Wiener Weisung 1779 das gesamte
Schulsystem auf Durchlässigkeit umzustellen62. Die ersten beiden Klassen hatten
sich mit den Trivialschulen abzustimmen, damit Kindern dieser Schulart
die beiden letzten Klassen einer Haupt- und Normalschule offenstanden. Der
Lateinunterricht, den die Schulordnung für Normalschulen vorsah, sollte in
einer Art Kurssystem für die Schüler der dritten und vierten Klasse zugleich

55 ASchO, Anhang Lit. E, zitiert nach Heyd.

56 Methodenbuch Teil 2: „Von den Personen, welche in deutschen Schulen die Lehrart lernen, lehren
und die Aufsicht haben sollen."

57 ebd., Teil 2, Abschnitt 1. § 5.

58 Stadtarchiv Freiburg, a. a. O.

59 Heyd, a. a. O., S. 1203.

60 Sammlung jener Schriften, . . . vergl. Anm. 52!

61 ebd.

62 ebd.

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