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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 145
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0147
Schulvisitationen

Konnten wir den Schulreformern aus Maria Theresias Tagen schon ein Lob
für ihre Erfolge spenden von österreichischem „Schlendrian69" kann keine
Rede sein! , so müssen wir ihrem Sohn Joseph II. bescheinigen, ein vorzügliches
Instrument zu zusätzlicher Beschleunigung der Verbesserung des niederen
Schulwesens eingeführt zu haben: die halbjährlich abgehaltenen Visitationen
aller Schulen im Lande. Bob wurde zum Oberaufseher der deutschen
Schulen in den Vor landen. Er und mehrere Kreisschulkommissare, wie der als
geistlicher Katechet und Vizedirektor von 1780 bis 178570 an der Freiburger
Normalschule tätige Franz Xaver Fehr oder von Scherenberg, der im Hochrheingebiet
wirkte, teilten sich in die Arbeit, die oft mit mühsamen Reisen verbunden
war und deren Ergebnisse es sorgfältig in Tabellen71 einzutragen galt,
die einen ganzen Quadratmeter groß sein konnten. Hauptanliegen der Visitatoren
war es jeweils festzustellen, ob der Schulmeister in der neuen verbesserten
Lehrart geprüft sei und ob er das erworbene Wissen auch anwende;
aber auch den Gemeinden wurde auf die Finger gesehen, ob sie ordentliche
Schulräume bereitgestellt und die nötigen Bücher und anderen Schulrequisiten
angeschafft habe. Wo es mit den Raumverhältnissen im argen lag, ordnete
Bob mit Regierungsunterstützung die Erstellung eines Neubaus an und gab
gleich Ratschläge, wie dieser auszusehen habe. Als sehr bezeichnend für die
Zeit Josephs IL, der das Staatskirchentum anstrebte, soll hier hervorgehoben
sein, daß Bob und die anderen Visitatoren mit dem Recht ausgestattet waren,
auch die Pfarrer zu überprüfen und ein schriftliches Urteil abzugeben, ob sie
„fleißig die Schule besuchen", einmal, um dort Religionsunterricht zu halten
nach der Schulordnung mehrmals in der Woche und zum anderen, um der
Reformschule durch ihr Mitwirken zu Ansehen bei der Bevölkerung zu verhelfen
. Die einen Pfarrer beeilten sich, es dem Staat und dem Kaiser recht zu
machen wie 1871 der junge Pfarrer Schnurr von Kappel im Tal72, andere, die
die Gefahr der Staatskontrolle für die Kirche erkannten, fühlten sich vor den
Karren gespannt und mißbraucht. Gottesdienst und Seelsorge sei seine Aufgabe
, betonte Pfarrer Waldmeyer von Kirchhofen, der den weltlichen Obrigkeiten
wie dem am Ort nach der neuen Methode unterrichtenden Lehrer damals
große Scherereien machte73. Diese Politik setzte freilich nicht von heute
auf morgen ein. Schon 1774 hatte die vorderösterreichische Regierung auf
Wiener Geheiß alle Bischöfe, die für Teile der Vorlande zuständig waren,
nämlich die von Straßburg, Konstanz, Würzburg, Basel und Chur, angehalten,
ihren Geistlichen die „Beförderung der Normalschule" ans Herz zu legen74.

Von Österreich an Baden

Daß Bob, der schon früher zugunsten der Normalschule das Amt des Vorstandes
des Freiburger Gymnasiums aufgegeben hatte, in den Jahren des
Visitationsbetriebes seine Lehrtätigkeit in den Kamerai- und Polizeiwissenschaften
wie der Eloquenz an der Universität aufgeben mußte75 , bringt nie-

69 Heyd, a. a. O., S. 1200.

70 Moser, a. a. O., S. 207.

71 GLA 79/2965.

72 ebd.

73 Priesner, a. a. O., S. 31 ff.

74 GLA 79/2960.

75 Moser, a. a. O., S. 207.

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