Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 154
(PDF, 35 MB)
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aufgehalten und würde ohne weiteres eine angemessene Existenz gefunden
haben, wenn nicht seit ca. drei Jahren die politischen, hauptsächlich alle Kunstbeschäftigung
erschwerenden Bewegungen eingetreten wären. Zum Schluß
führt der Zeichner noch aus, wie er sich die Ausführung des Projektes ungefähr
vorstellte. Er dachte an ein sechs Fuß breites und fünf Fuß hohes Aquarell
mit einer Randverzierung von 32 Vignetten der schönsten bzw. interessantesten
Gebäude nebst einer Beschreibung der Stadt. Man sieht also, daß
das Werk später etwa dem Vorschlag entsprechend zustande gekommen ist.
Endlich fügte er seinem Gesuch eine Probeansicht bei und stellte fest, daß es
erforderlich sein werde, in jedes einzelne Haus zu gehen, Dächer und Türme
zu besteigen usw. Als Zeit für die Fertigstellung des Werkes rechnete er damals
sechs Monate. Dafür forderte er schließlich 300 Gulden.

Am 21. Juni 1850 faßte der Stadtrat den Beschluß, die für die Fertigung
dieses Planes erforderlichen 300 Gulden zu bewilligen und dem Zeichner
ratenweise auszuzahlen: „. . . in Anbetracht, daß das Werk . . . bestehend
in einem großartigen Vogelperspektivplan der Stadt mit Umgebung mit allen
Details nach der vorgelegten Musterzeichnung für die Stadt äußerst interessant
und auch für künftige Zeiten erwünscht sein muß und in fernerem Anbetracht
, daß dieser der hiesigen Stadtgemeinde als Bürger angehörende Künstler
ohne solche Gelegenheit zum Verdienst aus Mangel aller Subsistenzmittel
fortan dem hiesigen Armenfonds zur Last bliebe." Hatte also die Stadt bei der
Auftragserteilung von vornherein Hintergedanken, so verfolgte übrigens
auch der Zeichner noch seine eigenen Pläne. Im Mai 1852, also nach Fertigstellung
des großen Panoramas, bat er um leihweise Überlassung des Werkes,
um davon eine Verkleinerung herstellen zu können, mit deren Vervielfältigung
er hoffte, sich weitere Einkünfte verschaffen zu können. Da bisher keine
solchen Verkleinerungen bekanntgeworden sind, scheint es zu der beabsichtigten
Vervielfältigung jedoch nicht gekommen zu sein. Wahrscheinlich dürften
Lerch die technischen Mittel und die Gelder für das Material gefehlt haben.
So ist eine weitere Verbreitung seines Werkes ohne Erfolg geblieben.

Woher hatte nun Lerch die Anregungen zur Anfertigung von, wie er sie
nannte, Vogelperspektivbildern bekommen? Um diese Frage zu beantworten,
muß man zunächst auf einige allgemeinere Zusammenhänge hinweisen. Einmal
sei erneut daran erinnert, daß die Photographie in der Mitte des 19. Jahrhunderts
noch nicht weiter verbreitet war, daß aber andererseits durch die
reale Betrachtung der gesamten Wirklichkeit seit Ende des 18. Jahrhunderts
ein sehr großes Bedürfnis nach anschaulichen Bildern bestand. Ferner war
ein Blick von einem erhöhten Standpunkt aus auf einen Ort nur von höher
gelegenen Geländepunkten oder Türmen möglich. Obwohl die Vogelschauansicht
von den damaligen Menschen im allgemeinen nur unter Zuhilfenahme
der eigenen Phantasie vorstellbar war, erfreute sie sich seit dem ausgehenden
15. Jahrhundert gerade für Stadtansichten ganz besonderer Beliebtheit. Ja
diese Mischung aus Plan und Ansicht ersetzte noch lange Zeit geometrisch
einigermaßen genaue Karten, an die sich die weitere Öffentlichkeit offenbar
erst gewöhnen mußte. Die Tradition der Vogelschaubilder setzte sich durch
das 17. und 18. Jahrhundert besonders in der Schweiz fort, die damals als
europäisches Reiseland erst so recht in Mode kam. Ob wir nun an Bern, Zürich
oder Freiburg im Üchtland und andere denken, überall begegnen uns in der
Mitte des 19. Jahrhunderts solche Vogelschaubilder, die übrigens in manchen

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