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ahnein sich beide Werke aber sowohl in der Anlage wie in der Form der D ar-
stellung ganz erheblich. Auch in der Basler Darstellung wird die den Mittelpunkt
des Bildes einnehmende Vogelschauansicht umrahmt von Ornamentwerk
, in dem in der Mitte der Längsseiten Widmungsinschriften, in der Mitte
der Querseiten das Schweizer und das Basler Stadtwappen angebracht sind.
In den vier Ecken finden sich Brustbilder berühmter Basler Persönlichkeiten,
nämlich Sevogels, Holbeins, Ökolampads und Wettsteins. In dem Ornamentwerk
sind 32 Vignetten hauptsächlich von denjenigen Basler Gebäuden angebracht
, die man bei der Ansicht von Nordosten her auf dem Vogelschauplan
nur mit der Rückseite darstellen konnte. Die Vignetten sind nicht gerahmt,
sondern sie fügen sich recht gefällig dem Rankenwerk ein. Da sich vierpaß-
artige mit etwa längsrechteckigen Vignetten abwechseln, entsteht eine sehr
geschickte Form der Anordnung. Im übrigen läfit Mählys Bild ganz deutlich
erkennen, daß er sich offenbar eng an das Vorbild Matthäus Merians d. Ä.
angeschlossen hat, dessen bekannter Stich der Stadt Basel A^om Jahre 1615
fast vom gleichen Standpunkt aus gezeichnet worden ist. Obwohl der Zeichner
des 17. Jahrhunderts seine Vaterstadt nie von oben her hat sehen können, ist
ihm in Perspektive und Genauigkeit ein Meisterwerk gelungen. Daran
brauchte Mähly also nur anzuknüpfen. Wenn er natürlich auch die Gebäude
und Einzelheiten modernisieren mufite, so konnte er doch die Perspektiven
ohne viele Umstände im großen und ganzen übernehmen. Allerdings weicht
seine Form der Darstellung in einigen Punkten grundsätzlich von seinem
Vorbild ab. In seinem ursprünglichen Aquarellbild wenigstens hat Mähly die
Straften nicht mit Personen belebt. Andererseits ist im Vergleich zu Merian
von ihm die umgebende Landschaft sehr viel stärker berücksichtigt worden,
denn erst die blaue Kette der Juraberge gibt dem Panorama einen recht gefälligen
und farblich nicht ungeschickten Abschluß.
Kehren wir nunmehr zu dem Freiburger Bild zurück, so ist es ganz deutlich
, dafi sein Zeichner sich bei der Konzeption der Gesamtanlage stark an das
Basler Vorbild von 1845 gehalten hat. Das gilt sowohl für die Art der Darstellung
wie für die gesamte Komposition. Auch Lerch umgab seine Stadtansicht
von Freiburg mit einem Rahmenwerk, in dem figürliche Darstellungen,
Wappen, Inschriften und Vignetten miteinander abwechseln. Ja, die Zahl der
Vignetten, die ursprünglich von ihm mit 32 vorgesehen war, deckte sich nach
der ersten Absicht vollständig mit dem Basler Vorbild. Das gleiche gilt für die
starke Einbeziehung der Landschaft. Hat Mähly den Jura mit dargestellt, so
übernehmen Kaiserstuhl und Vogesen bei Lerch die gleiche Rolle, wodurch
sein Werk nicht nur über die Stadt selbst, sondern auch über ihre engere Um-
gebung sehr viel aussagt. Endlich hat aber Lerch darüber hinaus seine Ansicht
durch Abbildung von Personen, Tieren, Eisenbahn usw. zu beleben versucht.
Gerade diese Szenen aus dem alltäglichen Leben der Stadt machen sein Werk
für uns heute ganz besonders reizvoll und anziehend. Im übrigen ist es nicht
nur von vornherein zu vermuten, sondern durch den Vergleich beider Panoramabilder
von Basel und Freiburg zu erhärten, dafi sie in engstem Zusammenhang
miteinander stehen. Dies wird dadurch bewiesen, dafi Lerch uns
1876 sogar überliefert hat, „er habe 1847 bei Anfertigung des Basler Plans
die Anmerkung besonderer Pünktlichkeit erworben''. Es ergibt sich also, dafi
er mindestens bei der Herstellung der nach der Vorlage des Aquarells gefertigten
Stahlstiche in Basel mitgearbeitet hat. Darüber hinaus bleibt sogar
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