http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0161
in seinem manchmal etwas krausen Deutsch fest: „Insbesondere dürfte der
nahe Kaiserstuhl mit seiner Breisacher Eisenbahn, und aber mit allergrößtem
Werte, die dem Deutschen Reichslande wieder angestammten Vogesen ihre
grauen ehrbaren Riesenrücken nicht mangeln, welche dem Ganzen einen nicht
zu unterschätzenden Reiz schaffen würden."
Es kann nun nicht unsere Aufgabe sein, das Lerchsche Vogelschaubild von
1852 hier in allen Einzelheiten zu beschreiben. Die Betrachtung der diesem
Aufsatz beigegebenen Bilder wird dem Leser hierfür genügen müssen. Außerdem
sind wesentliche Punkte der Bildgestaltung bereits in anderen Zusammenhängen
berührt worden. Erwähnt sei nur noch, daß sich das Bild gerade
in den Einzelheiten als sehr genau und zuverlässig erweist. Da wir es hier
weniger als künstlerische Leistung sondern als historische Quelle zu würdigen
haben, ist diese Feststellung sehr wichtig. Das gleiche gilt übrigens auch für
die Darstellung des bürgerlichen Lebens in der Stadt. Da sehen wir den
Verkehr mit Fahrzeugen auf der Kaiserstraße, die exerzierenden Soldaten
auf dem Karlsplatz und an anderen Stellen, den Markt vor dem Münster,
einen durch die damalige Zähringer Vorstadt zum Alten Friedhof ziehenden
Leichenzug und verschiedenes mehr. So erfahren wir hier Einzelzüge aus dem
Leben der Stadt, die für diese Zeit besonders charakteristisch gewesen zu sein
scheinen. Endlich müssen noch die 34 Vignetten besprochen werden, welche
die Hauptansicht umrahmen. Sie sind freilich in einer etwas nüchternen Art
gemalt. Aber da verschiedene Gebäude dargestellt sind, die heute verschwunden
oder im Vergleich zu 1852 verändert worden sind, bleiben auch diese
kleinen Bildwerke für den Historiker bedeutungsvoll.
Sie zeigen zunächst die kirchlichen Gebäude der Stadt wie das Münster,
St. Martin, Adelhauser Kirche, Universitätskirche, Konviktskirche, Schwarzes
Kloster und die evangelische Ludwigskirche. An weltlichen Gebäuden sind
aufgenommen: Rathaus, Kaufhaus, Universität (d.h. das spätere Neue Rathaus
), Universitätsbibliothek, Akademisches Krankenhaus in der Albert-
straße, Basler Hof, Erzbischöfliches Palais, Haus zum Walfisch, ehem. Deutsch-
ordenskommende, Sickingenpalais, Haus zum Stauf in der Herrenstraße, Haus
zur Lerche ebd., Karlskaserne, Kommandantenhaus am späteren Siegesdenkmal
, Gerichtsgebäude am Holzmarktplatz, Heilig-Geist-Hospital in der Gauchstraße
, das Theater in der ehemaligen Augustinerkirche und die Festhalle.
An Gasthäusern finden sich das Schneckenwirtshaus am Münsterplatz, das
Gasthaus Kopf und der Biergarten Gramm an der späteren Schloßbergstraße.
Die neue Zeit findet Berücksichtigung durch Abbildungen vom damals erst
kurze Zeit bestehenden Bahnhof, vom ebenfalls noch sehr jungen Gaswerk
an der Stelle der späteren Johanniskirche. Auch die Fabriken der Firmen
Flinsch, Carl Mez und Söhne, Mez Vater und Söhne sowie Kuenzer sind ebenso
wiedergegeben wie das früher an der Stelle des späteren Kollegiengebäudes
I der Universität stehende Arbeitshaus. Diese Aufzählung bestätigt,
daß ein vollständiger Überblick über alle wichtigen Gebäude der damaligen
Stadt gegeben wird. Insgesamt kann für das Freiburger Bild mit seinen Vignetten
das gleiche gelten, was eine Basler Zeitung für das dortige Vorbild
hervorgehoben hatte: „Wenn der Beschauer die Laternen zählen will, die ihm
nachts seinen luftigen Weg erhellen, siehe es ist deren keine vergessen. Da
fehlt kein Brunnen auf dem Platz, kein Baum auf den Spaziergängen, bald
hätten wir gesagt, es fehlt kein Ziegel auf dem Dach." Damit ist die große
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