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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 164
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Fast auf einmal war damit klar geworden, daß in der 1. Hälfte des 1. Jh.
im Breisgau nicht der Rhein, sondern der Schwarzwald den römischen Einfluß
begrenzte und der Breisgau als Nebenland des Elsaß bereits in dieser
frühen Zeit von einer kulturell römisch bestimmten Bevölkerung besiedelt
war. Aller Wahrscheinlichkeit nach verblieb der Breisgau auch nach dem Fall
des Limes und dem Verlust des Neckarlandes im spätrömischen Reichs verband
. Noch 607 versuchen die Mörder des Hl. Thrudpert über die Barriere
des Schwarzwaldes „ad Alamannos" zu fliehen, ein Zeichen, wie sehr die
Merowingerzeit trotz der alemannischen Besiedlung des Elsaß und des Breisgaus
römische Vorstellungen festgehalten hat13.

Solange der Besitz fruchtbaren Bodens die alleinige Grundlage von Macht
und Reichtum war, besaß die Landschaft zwischen Schönberg und Kaiserstuhl
eine Mittelpunktsfunktion. Erst als Fernhandel, Silberbergbau und die neue
Befestigungstechnik der Hohenburg die frühmittelalterlichen Lebensformen
ergänzten, waren die ökonomischen und militärischen Voraussetzungen für
einen anderen Mittelpunkt gegeben, war 1120 die Gründung von Freiburg
politisch sinnvoll geworden. Für die Zeit vor der Gründung ist das heutige
Stadtgebiet praktisch fundleer.

Die Mengener Brücke mit sechs beieinander liegenden -ingen-Orten und
elf Reihengräberfriedhöfen des 6. — 8. Jh. erweckt den Verdacht, daß hier
Orte der frühesten deutschen Namensschicht auf zusammenhängendem römischen
Kulturland liegen. Dabei ist an eine spätrömisch-merowingerzeitliche
Kontinuität der Flur, der römischen „agri", nicht der Siedlungsstellen zu denken14
. Der Reihengräberfriedhof von Mengen mit 749 aufgedeckten, aber schätzungsweise
über tausend Gräbern, die zum Teil in das frühe 6. Jh. zurückgehen
, zeigt die vergleichsweise dichte Besiedlung der Mengener Brücke schon
in merowingischer Zeit15. Die M-Alliterationen von Mengen, Munzingen, Merdingen
und dem sehr früh genannten Mundenhof, einem ursprünglichen
-ingen-Ort, weisen möglicherweise auf eine verwandte namengebende Familie
hin. Dachs konnte für den Donaugau um Regensburg nachweisen, daß noch
im 8. Jh. eine Reihe adeliger Grundherren mit den Namengebern übereinstimmende
oder durch Alliteration oder gleiche Bestandteile verbundene Namen
trug16.

Unter einem landesgeschichtlichen Aspekt empfanden wir 1970 die Entdeckung
der kleinen römischen Nekropole von Schallstadt als Schlüssel zum
Verständnis übergreifender Zusammenhänge. Ein römischer Ortsname fehlt.
Vielleicht ist das -statt in Schallstadt ganz allgemein als Hinweis auf den
ältesten Ortsnamen inmitten der merowingerzeitlichen -ingen-Orte aufzufassen
. Ähnliche Verhältnisse finden sich auch um das römische Cannstatt.
Weiter südlich hält Kerns namensgleich mit dem linksrheinischen Kastell
Cambete/Kembs der Tabula Peutingeriana17 inmitten eines Kranzes von
fünf -ingen-Orten18 einen gallorömischen Ortsnamen fest. Dabei besteht ein
auffallend enger räumlicher Zusammenhang zwischen Kerns und einer der
ältesten Kirchen, der Glöckleshofkapelle in Oberkrozingen, der Kapelle eines
der großen Adelshöfe des frühen Mittelalters19

Nirgends sonst im Breisgau liegen die merowingischen -ingen-Orte und
die Reihengräberfriedhöfe so dicht. Hier haben die ältesten Klöster ihren frühesten
Besitz, hier (in Tiengen) wird der früheste bekannte Graf im Breisgau
urkundlich erwähnt20, von hier aus wird 993 das erste Kloster gegründet, das

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