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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 174
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0177
Vier Gräber zeigten die Variante B, d. h. Brandschüttungsgräber mit ausgelesenem
Leichenbrand in der Urne (I b) und einer Brandschüttung
ohne menschlichen Leichenbrand (Gräber 8, 17, 25 und 27). Urnengräber
mit Brandschüttung fanden sich in Brumath im Elsaß schon im 1. Jh., in Cannstatt
erst seit etwa 150 n. Chr.

In Schallstadt waren 16 Gräber reine Urnengräber (I b): 1, 5, 6, 9, 10, 12, 13,
14, 15, 17, 18, 20, 22, 23, 24, 26 und 28. Vier Gräber waren „Brandgrubengräber"
vom Typ III: 7, 11, 16, 21, wozu Grab 3 gerechnet werden kann, das außer der
Brandschüttung mit Leichenbrand die Urnen 3/1, 3/2, 3/3 und wahrscheinlich
auch 4 enthielt. Nur einmal fand sich in Schallstadt ein Grab vom Typ I a, bei
dem der Leichenbrand wohl ursprünglich in einem Leinensäckchen geborgen
war (Grab 19).

In Schallstadt waren die vier (mit Grab 3: fünf) Brandgrubengräber in
jeder Hinsicht ausgezeichnet. In die Gruppe der besonders ausgezeichneten
Gräber können die Kombinationsformen zwischen Urnen- und Brandgruben-
grab (ohne Leichenbrand im Brandschutt) mit einbezogen werden (Grab 8, 17,
25, 27).

Erhaltungszustand

Durch die Hitze haben die Knochen zum Teil erhebliche Formveränderungen
erfahren. Sie zeigen charakteristische Sprünge, besonders im Grenzbereich
verschiedener Dichte und Festigkeit, so daß die mittleren Diaphysen
und die Gelenkköpfe häufig gut erhalten sind51. Bei den Schädelknochen fanden
sich häufig Absplitterungen der gesamten tabula interna oder externa.
Mit Ausnahme einer Patella und einer Phalange fanden sich keine völlig intakten
Knochen. Die Felsenbeinpyramide blieb sehr häufig — in 18 von 25 Gräbern
erhalten, wahrscheinlich aus zwei verschiedenen Gründen: wegen
ihrer kompakten felsenähnlichen Struktur und der geschützten Lage im
Schädelinnern, die zusammen das häufige Überdauern des Knochenfragments
zu erklären vermögen. Eine dritte Möglichkeit sei dahingestellt. Die Felsenbeinpyramide
könnte auch wegen der auffälligen Öffnung des porus acusticus
internus aus religiösen Motiven häufiger ausgelesen worden sein. Es sei an
die „Seelenlöcher" in urnenfelderzeitlichen Grabgefäßen erinnert. Gerhardt
und Maier52 fanden auf dem etwas früher einsetzenden kleinen römisch-nori-
schen Brand- und Körpergräberfeld von Hörafing im Chiemgau zwei Urnen
mit eingeschlagenen „Seelenlöchern". Die Frage, ob an eine analoge Vorstellung
beim knöchernen „Gefäß" des Schädels gedacht werden kann, wird erst
nach sorgfältiger Beobachtung und statistischer Auswertung der Befunde
mehrerer Gräberfelder gesagt werden können.

Die Röhrenknochenbruchstücke zeigten die typischen Hitzesprünge, die
bei vollständiger Absprengung Knopf- oder Angelhakenformen (nach Kloiber47
) ergeben.

Meist konnten Knochenfragmente aus allen Körperregionen nachgewiesen
werden. Nur in 7 der 25 Gräber und bei den Streufunden von Schallstadt war
dies nicht möglich. Auffallend häufig fanden sich Teile des os occipitale (in
17 von 25 Fällen). In 18 Gräbern und bei den Streufunden waren Teile des os
temporale, insbesondere der pars petrosa, vorhanden. In den Gräbern 8 und
26 waren jeweils beide Felsenbeinpyramiden erhalten, jedoch konnten nie-

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