http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0226
Der bisher früheste urkundliche Beleg für den Bau von Schleifmühlen stammt
aus dem Jahre 147219. Trutpert von Staufen beklagte sich, daß die Waldkircher
ihn, als den Herrn der Stadt, nicht um die Genehmigung zum Bau von Säg-
und Schleifmühlen und Pleueln angingen. So begrüßenswert die gefundene
Datierung des Vorkommens von Schleifereien ist, gibt auch sie keinen Hinweis
auf den Beginn des Edelsteingewerbes am Ort.
1455 April 28. Heinrich Heinrice, ein Bürger zu Breisach, der in Waldkirch
begütert war, hatte sich mit dem St.-Margarethen-Stift wegen einer Entschädigung
zu vergleichen. Er gab dem Stift dafür einen ewigen Zins, den er hatte
von einem „zweiteil" „Ackers das man nempt des Artters äckerly ze Wiler ob
Waldkirch". „Dieses stoßet an der burger brunnen und an den Galgenreyn
und liegt am Weg nach Sunspach."20 Zum dritten Mal begegnet uns im Zusammenhang
mit Wiler der Name Ärter. Weit wichtiger ist aber, daß uns diese
Urkunde bei der Standortbestimmung von Wiler ein gutes Stück weiterhilft.
Die Lage des Bürgerbrunnens und des Galgenrains sind hinreichend bekannt.
Dazuhin gibt der Hinweis auf den Weg nach Siensbach eine eindeutige Angabe
für die Begrenzung des fraglichen Grundstücks, gleichzeitig aber auch
für die nordwestliche Grenze von Wiler.
Der in der Urkunde von 1455 genannte Zins begegnet uns später im Güterbuch
des St. Margarethenstifts von 1554 unter dem „Zins an das Sigristenamt
gehörig". Das Grundstück war zu jener Zeit im Besitz des Hans Bundtschuh20a.
Unter dem Datum 1469 hatte das Chorherrenstift St. Margaretha ein neues
Jahrzeitbuch angelegt21. Es ist das älteste der noch vorhandenen. Unter den
in die Präsenz der Kapläne des Stifts fallenden Zinsen befinden sich zwei Hinweise
auf Wiler und ein weiterer unter dem Jahr 1475.
1469. Item frantz Heininger der metzger git 472 ß von einem gut zu
wyler, ist VI tawen matten, stoßt an den galgen Rein, an die sträß, anderthalb
an Heinrich baders matten . . .
1469. Von des Johann Rasors Jahrzeit „ ... gefallen XIX ß ^ git jacob metzger
, gab etwan Rüdi ror vnd Hans tölr zu waltkirch ab des alten meders
seligen matten vnd acker zusammen, ist ein gut gewesen, stoßt einthalb an die
breitmatten die do ietzund hat Jörg bentz, anderthalb an die wyler gassen,
stoßt auch an den bach gegen philipps stoffeis matten."
Auch diese Einträge im stiftischen Anniversarbuch geben wertvolle Fingerzeige
. Galgenrein und Straße kehren wieder. Neu ist die Erwähnung der
Wiler Gasse. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie identisch mit dem noch
bestehenden Stöckichweg. Der Grundstücksbeschrieb läßt jedoch die Frage
offen, ob die Wiler Gasse Wiler nach Südwesten abschloß oder ob darin die
Steinmatte noch einzuschließen ist. Die Lage des fraglichen Grundstücks bezieht
sich jedenfalls entweder auf die Steinmatte oder den bergwärts anschließenden
Stockacker, wenn wir die derzeit gültigen Gewannbezeichnungen anwenden
. Mit dem Bach ist der Altersbach gemeint, der die Grenze zwischen
den eben genannten Gewannen und der Breitmatte darstellt.
Freitag nächst vor dem heiligen Weihnachtstag 1475, d. i. wohl der 22. Dezember
1474. (Im Bistum Konstanz war bis ins 15. Jahrhundert der 25. Dezem-
19 Wetzel a. a. O., S. 266.
20 ZGO XXXVI, S. 228.
20a GLA 66/9282.
21 GLA 64/41.
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