Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0035
tierte den Gast gut und hat „also dem Teufel ein Licht aufgezündet"65. Böcklins
Bereitschaft zum Gespräch belebte sich: der Kaiser freue sich über des Kurfürsten
Moritz Tod, der depossedierte frühere Kurfürst Johann Friedrich werde seine Lande
wieder bekommen, gegen den zwar geschlagenen, aber noch immer Unruhe stiftenden
Markgrafen Albrecht Alcibiades werde man das ganze Reich aufbieten,
auch der Heidelberger Bund rüste 4000 Pferde und 20000 Knechte. Wallenrode
zweifelte, „ob diese Rede von Herzen gegangen". Über die Fragen der Religion
verstritt man sich, den Menschen als den Kreaturen Gottes, sagte Wallenrode, gebühre
es nicht, weiß zu färben, was seine Allmächtigkeit schwarz haben wollte.
Böcklins Äußerungen wurden auf „Praktiken Schwendis" zurückgeführt, auf den
man aufpassen müsse. Sie wurden umgehend dem Landesherrn, dem Herzog Johann
Friedrich d. Ä. berichtet.

Die Eröffnung des Reichstags verzögerte sich. Im März 1554 reiste der königliche
Rat Dr. Johann Ulrich Zasius nach Bruchsal, um die Aufnahme des Römischen
Königs in den Heidelberger Bund zu betreiben. Nach dem Nachtmahl, zu dem ihn
Herzog Christoph von Württemberg einlud, wurde in einem langen Gespräch
auch Böcklins „Werbung" besprochen. Böcklin habe gebeten, den Franzosen keine
Knechte zukommen zu lassen. Im Trünke habe Böcklin sich herausgelassen, der Kaiser
wisse wohl, daß der Heidelberger Bund gegen den Prinzen, den Sohn des Kaisers
, sei, und er sei erfreut gewesen über die Äußerung des Herzogs, der Bund sei
nur auf den Landfrieden gestellt66. Zasius erklärte die Aussagen Böcklins als „hu-
mores Bachi, praesumptiones und fliegende Mären", der Kaiser habe die Berufung
des Prinzen Philipp zu seinem Nachfolger „Gott befohlen".

Aber schon 10 Tage früher hatte Zasius nach einem Besuch, den er von Ulm aus
Lazarus von Schwendi „auf seines Bruders Sitz" im Dorfe Schwendi südlich von
Ulm abstattete, dem König berichtet, daß „Herr Wilhelm Becklin Ritter, sich in
den geistlichen Stand begeben und Dompropst zu Magdeburg worden ist"67.

Einstweilen verblieb der zum Dompropst Providierte in kaiserlichen Diensten.
Zu einer Tagfahrt der oberrheinischen, schwäbischen und fränkischen Kreisstände
in Worms wurden vom Kaiser neben dem Bischof von Speyer Böcklin und der niederländische
Rat Mepscher entsandt. Sie sollten die Exekution gegen den noch immer
sein Unwesen treibenden Markgrafen von Kulmbach voranbringen68, da das
Reich „ein einiger Corpus" sei. Aber gerade diese Einigkeit fehlte. Die pfälzischen
und württembergischen Stände zeigten sich dem König von Frankreich „zu guotem"
und verdächtigten den Kaiser, er wolle das zur Exekution gegen den Markgrafen
geworbene Kriegsvolk „ohne Anrittsgeld" gegen Frankreich brauchen. Böcklins Rat
an den Kaiser ist für seine Denkweise aufschlußreich: man solle dem Herzog Heinrich
von Braunschweig durch die Finger sehen, daß er mit seinen und der Stände
in Franken Kriegsvolk stracks einen nach dem anderen heimsuche und brandschatze.
Wenn der Kaiser „dise leit" (des Markgrafen) nicht mit Kriegsvolk heimsuche,
könnten Gehorsam, Gericht und Recht im Reich niemals aufgerichtet werden. Böck-

65 Druffel IV, 218, Note 2, Heinrich von Etzdorf an Johann Friedrich d. A. 31. VII. 1553, Coburg.

66 Druffel IV, 396, Zasius an König Ferdinand 15. III. 1554, Bruchsal.

67 Druffel IV, 383, 3. III. 1554, Zasius an König Ferdinand.
e8 Druffel IV, 490.

33


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0035