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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0043
Magdeburg nicht nach Halle zurück. Seine Pläne waren endgültig gescheitert.
Einige Monate später entzog ihm der Kurfürst von Sachsen seine Pension.

In Halle hatte Böcklin für 1000 fl. ein Haus gekauft, in dem sich seine Kanzlei
befand. Nun verkaufte er dieses Haus für 1200 Taler, den Hausrat mit Gemälden
und Tapezereien um 138 Taler85.

Die Dignitäten des Magdeburger Domkapitels wurden auf Lebenszeit übertragen
86. So blieb Böcklin Dompropst, nachdem seine Stellung in Magdeburg unhaltbar
geworden war und er sich in seine Heimat Freiburg zurückgezogen hatte. Seine
Verbindung mit Magdeburg scheint nicht abgebrochen zu sein. Am 31. IV. 1570
erbot sich Kardinal Otto, Truchseß von Waldburg und Bischof von Augsburg, in
einem Schreiben aus Rom dem Herzog Albrecht von Bayern, mit guter Bewilligung
des Kurfürsten von Sachsen und einiger Mitglieder des Kapitels, sich nach Magdeburg
zu begeben und „mit gutem Exempel, Predigen und andere taugliche Mittel
durch Gottes Hilfe, was nützlich zum Teil in katholischer Religion zu erhalten und
anzurichten". Hierüber sollte ein Bericht des Dompropsts Böcklin eingeholt werden87
. Doch die Uhr war abgelaufen und ihr Zeiger ließ sich nicht zurückdrehen.

In die deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte sind die auf die Wahl des Administrators
folgenden Vorgänge als „Magdeburger Sessionsstreit" eingegangen. 16
Jahre lang wurde der protestantische Administrator des Erzstifts Magdeburg,
Joachim Friedrich, nicht zur Session der Reichsversammlungen zugelassen, da seine
Zulassung den Bestimmungen des Geistlichen Vorbehalts zum Augsburger Religionsfrieden
widersprochen hätte.

Sollte der Historiker, der die Anfänge des Magdeburger Sessionsstreits aufgrund
der Quellen der Dresdener und Berliner Archive beschrieb, recht haben, wenn er
Böcklin als gefürchteten Intriganten, seine Rolle als zwielichtig und zweideutig,
seinen Charakter als verlogen, seine Wege als krumm bezeichnete?88 Böcklins Versuch
, die mächtigen Nachbarn Brandenburg und Kursachsen durch Aufteilung des
Erzbistums zu befriedigen und sich selbst als Erzbischof des Restgebiets zum Reichsfürsten
aufzuschwingen, blieb ohne Erfolg, ja wurde ihm zum Verhängnis. Aber
wie sehr bestimmen Erfolg oder Mißerfolg das Urteil der Zeitgenossen und der
Nachwelt. Hat nicht Johann von Nassau in ähnlicher Weise, wie Böcklin dies für
das Stift Magdeburg erstrebt hatte, wenige Jahre später eine Aufteilung der Niederlande
zwischen Frankreich, England und dem Reich vorgeschlagen, die seinem
Bruder Wilhelm von Oranien die Statthalterschaft über das gesamte Gebiet sichern
sollte? Moritz von Sachsen, als Meister der Verstellungskunst bezeichnet, eignete
sich Kurwürde und Kurlande seines ernestinischen Vetters an, erhob sich gegen
Kaiser und Reich, und ging ein in die Geschichte als erfolgreicher Landesfürst, während
die vom Erfolg verwöhnten Kleriker, die Kardinäle Richelieu und Mazarin
und Talleyrand, der sich auf dem Sterbebette seiner Bischofswürde erinnerte, nicht
wählerisch im Gebrauch ihrer Mittel, in einem größeren und europäischen Rahmen
als gestaltende Kräfte in die Geschichte der großen Mächte ihren Einzug hielten.

85 Auskunft des Staatsarchivs Magdeburg 2. — II. 1905. Archiv Böcklin.

86 Weber S. 52.

87 Druffel V, 533.

38 Gustav Wolf in Forschungen zur Brandenburg, u. Preußischen Geschichte. V. Bd. 1892 II, S. 26, 35, 41.

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