http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0085
Anfangssituation hatte nach Albert Hauck manches mit der des Heiligen Fridolin
in Säckingen gemeinsam16. Heinrich Büttner wies schon 1939 auf die mehr religiöse
Abgeschiedenheit dieser Gründung unterhalb des Belchen hin. Er vergleicht sie mit
der Lage mancher Klöster in den Südvogesen und betont, sie sei keine Zentrale
gewesen, die starke missionarische und damit fränkisch-staatliche Wirkungen auf
den Breisgau oder den Schwarzwald ausgestrahlt hätte. In den ersten Jahrhunderten
ihres Bestehens ging ihre Bedeutung sicher nicht über die engste Umgebung
hinaus17. Friedrich Prinz versieht 1965 St. Trudpert als irisches oder irisch beeinflußtes
Kloster für den Zeitraum von 641 bis 660 mit einem Fragezeichen18.
Es wird ein einfacher Anfang mit einer bescheidenen Zelle und einem kleinen
hölzernen Gotteshaus gewesen sein, das nach kirchlichem Gebot zu verschließen
war. Ob es schon auf der großen freien Fläche des heutigen Klosters stand, ist nicht
so ganz sicher, wenn man das Einsiedlerhafte der Gründung überdenkt. Die Ermordung
des Heiligen durch 2 seiner Knechte, etwa 643, kann weniger aus politischen
Gründen denn aus Fremdenhaß erfolgt sein. Dabei mag die ungewöhnliche
Tonsur, die den Kopf vorn bis zur Mitte glatt rasiert zeigte und Gründe, die in der
strengen Persönlichkeit Trudperts lagen, eine Rolle gespielt haben10. Nachher
scheint eine lockere Gemeinschaft von Waldbrüdern, Eremiten hier weitergewirkt
16 Albert Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, Berlin 1952, Bd. I S. 318, hält im Gegensatz zu Theodor
Meyer, Anm. 14a S. 15, keine echte Tradition der Vita sancti Trudperti für gegeben, er bezweifelt stark
ihren Quellenwert.
17 Heinrich Büttner, Geschichte des Elsaß, Berlin 1939, Bd. I S. 66, in Neue Deutsche Forschungen, Abt. Mit
telalterliche Geschichte Bd. 8. Dazu neuerdings auch Wolfgang Müller, Die Christianisierung der Aleman
nen, in: Wolf gang Hübener, Die Alemannen in der Frühzeit, Veröffentlichung d. Alemannischen Instituts
Nr. 34/1974/S. 172: St. Trudpert ist zunächst nur eine Einsiedelei.
18 Friedrich Prinz, Frühes Mönchtum im Mittelalter, 1965, auf Karte VIII A. Auf XII B: Die Ausbreitung
d. fränkischen Reichskultur, wird das Kloster St. Trudpert als Gründung vor 650 aufgeführt.
19 Siehe Anm. 14a Th. Mayer S. 11. Vgl. die Vita des Heiligen Richarius aus Centula (St. Riquier), der die
Mönche Fichorius aus Irland und Chaidocus aus Schottland vor dem Haß der Heiden im Gau Ponthieu
zur Zeit Dagoberts rettet, die sie für „Dusi" Dämonen halten. Mon. Germ. hist. Scrip. rer. Merov.
IV/1902/S. 445, Z. 3—8. — Ebenda in der Passio s. Trudperti S. 359, Z. 29 32: Trudpert nimmt die ihm
von Otpert zugeteilten 6 Knechte zur Arbeit hart heran. Als sie sich nach und nadi von der Arbeit
drücken wollen, gesteht er ihnen erst ein tägliches Mittagessen zu, damit sie nicht ermüden.
Abb. 5: Bronzeschlüssel R 61 aus Reims, R 18 aus Speyer.
Abb. 6: Bronzeschlüssel R 7 aus Straßburg, R 44 Museum Schaff hausen.
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